Echte Vampire beißen sanft
»Huch, schon so spät. Ich sollte mich sputen, sonst verpassen wir das erste Lied.« Flo und ich lieben die Musik in der Moonlight Church of Eternal Life and Joy
Flo verfolgte, wie ich aufsprang, meine Unterwäsche zusammensuchte und damit in Richtung Badezimmer eilte. »Nein, wir waren seither nie mehr dort. Es ist der Park in der Nähe von Barton Springs. Dort ist es nachts sehr ruhig. Vielleicht kann ich ihn ja nachher überreden, mit mir einen romantischen Ausflug dorthin zu machen.Wir brauchen keinViagra.«
»Richtig, du brauchst es nicht. Hast du nicht manchmal das Gefühl, als würde dich Simon absichtlich damit abfüllen?«
»Quatsch. Er hat nie darauf bestanden, dass ich es einnehme, und er selbst verwendet es eben nicht.« Flo ging lächelnd ins Wohnzimmer. »Er ist auch ohne ein überaus fähiger Liebhaber. Und ich stehe ihm natürlich um nichts nach.«
»Aber überleg doch mal, Flo: Warum verweigert er die Einnahme? Vielleicht, weil das Zeug süchtig macht?«
»Ich werde dir beweisen, dass ich nicht süchtig bin. Heute Nacht.« Flo schnappte sich ihre Tasche und holte ihr Handy heraus. »Ich rufe Simon gleich mal an, um mich mit ihm zu verabreden. Er soll nach der Messe in den Park kommen. Kein VV. Nur wir beide und die romantische Kulisse.«
»Gut.« Auf dem Weg ins Bad zog ich in Erwägung, Richard von diesem Tête-à-tête zu informieren. Wenn er wirklich entschlossen
war, Simon auszuschalten, dann wäre das eine einmalige Gelegenheit, den König der EVs allein anzutreffen. Okay, nicht ganz allein; Flo wäre bei ihm, und sie würde ihn höchstwahrscheinlich verteidigen,da das in letzter Zeit offenbar eine automatische Reaktion von ihr war. Es sah mir gar nicht ähnlich, meiner Freundin in den Rücken zu fallen, doch ich war bereit, etwaige Schuldgefühle auf mich zu nehmen, wenn Flo durch diese Aktion aus Simons Fängen befreit werden konnte.
Als ich unter die Dusche stieg, hatte ich mich noch immer zu keiner Entscheidung durchgerungen. Vielleicht reichte es ja für heute Nacht, wenn ich herausfand, ob Flo VV-abhängig war oder nicht.
Als ich fertig angezogen aus meinem Zimmer trat, kam Lacy gerade mit den Hunden zur Tür herein.
»Halbe-halbe? Vergiss es. Schließlich habe ich die Scheine mit meinem Geld bezahlt.« Sie hatte eine Tüte Cheetos in der Hand und stopfte abwechselnd Valdez und sich selbst ein paar Flocken in den Mund. In meiner überschwänglichen Dankbarkeit hatte ich nach dem Brand einen Jahresvorrat davon gekauft.
»Aber es war meine Idee, Süße. Wenn wir gewinnen, wird gerecht geteilt.« Will lief unruhig im Wohnzimmer auf und ab.
»Könnte mir netterweise jemand erklären, worum es geht?« Ich nahm meine Handtasche und sah nach, ob ich mein Mobiltelefon dabeihatte.
»Um Lotto, Blondie.« Valdez schnappte eine Maisflocke aus der Luft auf. »Mir scheint, da ist jemand spielsüchtig.«
»Von süchtig kann keine Rede sein.« Will legte Lacy die Schnauze aufs Knie und runzelte die Stirn, als sie ihm ebenfalls eine Maisflocke anbot. »Bleib mir mit diesem billigen Knabberzeug vom Leib. Ich will Champagner, Kaviar, einen Lottoschein, der gewinnt.«
Lacy grinste mich an. »Er hat mich dazu überredet, im Laden an der Ecke ein paar Lottoscheine auszufüllen, und falls ich gewinne, soll ich das Geld mit ihm teilen.«
»Wie kommst du denn darauf, dass du gewinnst? Ich würde mein Geld nicht für solchen Quatsch ausgeben.« Flo trat neben mich und legte mir den Arm um die Schulter, als wollte sie das Kriegsbeil ein für alle Mal begraben. Sollte mir recht sein. Ich hasse Streit, und Simon würde hoffentlich schon bald der Vergangenheit angehören,so wie seine zahlreichen Vorgänger.
»Ich habe ihr meine Glückszahlen genannt, und dann haben wir es noch mit ein paar Quicktipps versucht. Ich würde sagen, die Chancen stehen nicht schlecht.« Will stupste Lacys Knie an. »Nun komm schon, Schätzchen.Versprich mir, dass mir die Hälfte gehört. Du wirst es nicht bereuen.« Er wackelte mit den Augenbrauen und betrachtete sie mit einem lüsternen Blick. Wer hätte gedacht, dass ein Hund so etwas draufhatte?
»Wie kommst du denn darauf, dass ich interessiert bin, Bello?« Lacy grinste mich an. »Was sagst du, Glory ist das Pelzgesicht hier einen halben Jackpot wert?«
»Mach dir selbst ein Bild, meine Liebe.« Will stand urplötzlich in seiner menschlichen Gestalt vor uns, selbstverständlich nackt, und eine Spur zu dicht an Lacy.
»Will! Du weißt genau, dass das gegen die Regeln
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