Echte Vampire beißen sanft
Kuchenbrösel im Haar.«
»Nein, alles bestens. Und bei mir?« Nicht, dass es mich wirklich interessiert hätte. Im Augenblick war mir mein Aussehen absolut einerlei, und Flo wusste das auch. Sie riskierte sogar, sich schmutzig zu machen, indem sie mich umarmte.
»Du siehst gut aus, wenn man bedenkt, was du gerade mitgemacht hast. Und das alles wegen eines Hundes. Aber falls Simon ihm etwas angetan haben sollte, dann...«
»Wirf um Himmels willen nicht willkürlich mit Anschuldigungen um dich, Flo«, ermahnte ich sie. »Und lass im Umgang mit Simon lieber Vorsicht walten. Er ist umgeben von mächtigen Leuten. Hat er mal eine gewisse Honoria erwähnt?«
»Eine andere Frau?« Sie lachte. »Natürlich nicht. Entspann dich, Glory. Ich habe mehrere Jahrhunderte Erfahrung im Umgang mit Männern.« Sie zog einen Lippenstift aus der Tasche und trug ihn gekonnt auf. »Irgendwie werde ich die Wahrheit schon aus ihm herauskitzeln.« Sie zwinkerte mir zu.
»Und kein VV heute Nacht?« Ich weiß, ich weiß, ich bin nicht
ihre Mutter.Aber ich kenne mich aus mit dem Thema Sucht, und das Verhalten meiner besten Freundin wies einige eindeutige Anzeichen dafür auf.
»Ich hab doch schon gesagt, dass ich darauf verzichten werde, oder?« Sie seufzte erneut. »Zerbrich dir wegen Jeremiah mal nicht den Kopf. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er dich so eiskalt abservieren würde, oder? Und was Mara, die Eisprinzessin angeht: Bei der frieren doch jedem Mann die Kronjuwelen ab.«
Hmm. Wenn mich Blade tatsächlich wegen Mara sitzenließ, dann konnte ich nur hoffen, dass seine Eier auf ewig zu Permafrost erstarren würden. Mein Magen rebellierte, und es lag garantiert nicht daran, dass ich an der Kuchenglasur geleckt hatte. Das passte doch alles nicht zusammen! Wenn diese rätselhafte Nachricht tatsächlich von Valdez stammte, warum wartete dann dort draußen ein schwarzer Labradoodle auf mich?
»Ich glaube, da hat mir jemand einen Streich gespielt, um mich nervös zu machen. Als ich das letzte Mal mit Jerry telefoniert habe, war jedenfalls noch alles in Butter zwischen uns.« In Butter? Wir hatten uns gegenseitig etwas vorgestöhnt!
»Na, siehst du. Zweifle nie an Jeremiahs Liebe zu dir. Er vergöttert dich.« Flo sah auf meinen Rock und runzelte die Stirn. »Diese Kirche wird mir fehlen. Die Leute waren echt nett, und ich glaube, da war ein Vampir beim Single-Treff.« Sie öffnete die Tür und trat hinaus.
Ich folgte ihr. Richard und ein ziemlich kleinlaut wirkender Valdez warteten bereits auf uns.
»Böser Hund. Du weißt genau, dass du hier draußen auf mich warten sollst. Heute Abend gibt es keine Leckerbissen für dich. Gehen wir«, schimpfte ich so laut, dass es auch die Leute hören konnten, die in einiger Entfernung standen und
sich unterhielten. Raucher, die rasch noch einmal ihren Nikotinbedarf deckten, ehe sie sich drinnen unters Volk mischten.
»Sie können von Glück reden, wenn er Ihnen unterwegs nicht in den Wagen kotzt«, rief einer von ihnen und erntete damit Gelächter.
»Tut mir sehr leid, dass er Ihnen den Abend ruiniert hat«, sagte ich und nahm Richard die Leine aus der Hand. »Los, ab nach Hause.« Ich zerrte meinen Hund hinter mir her zum Auto. Richard öffnete die hintere Tür, und Valdez hopste auf die Rückbank neben den schnarchenden Will.
Ich legte Richard die Hand auf den Arm. »HatValdez irgendetwas gesagt, während ich auf der Toilette war?«
»Nein. Ich habe versucht, auf telepathischem Weg mit ihm zu kommunizieren, aber entweder hat er mich ignoriert, oder er hat mich nicht verstanden.«
»Nicht verstanden...?« Wieder hatte ich dieses flaue Gefühl in der Magengegend. Ich öffnete noch einmal die Tür und hob Valdez’ Kopf an, um ihm in die braunen Augen zu sehen. »Valdez! Sag etwas.«
Nichts. Nicht einmal ein Winseln. Er leckte mir lediglich die Finger ab, als würde er hoffen, dass noch Kuchenglasur daran klebte. Ich packte ihn bei den Ohren und starrte ihm noch einmal in die Augen, als könnte ich ihn auf diese Weise zwingen, mir zu antworten.
»Bitte, Kleiner. Sag etwas. Irgendetwas. Nenn mich Blondie.«
Er schüttelte lediglich meine Hände ab. Das hieß dann wohl: »Wenn du mich nicht streichelst, dann lass gefälligst meine Ohren los.« Ich gab es auf und drehte mich zu Richard um.
»Was zum Teufel ist mit meinem Hund los?«
ZWEIUNDZWANZIG
Erst als wir bei mir zu Hause angelangt waren, fiel mir wieder ein, dass ich Richard ja noch gar nicht von Flos Verabredung mit Simon im
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