Echte Vampire beißen sanft
werden, um eine transatlantische Kommunikation zu ermöglichen.
»Valdez ist inzwischen wiederaufgetaucht. Er ist bei mir. Aber irgendjemand hat sich als er ausgegeben und behauptet, du hättest ihn entlassen und etwas mit Mara angefangen. Wozu du natürlich jedes Recht hast. Wir waren uns schließlich einig, dass jeder tun und lassen kann, was er will, wenn wir getrennt sind.« Ich holte tief Luft und betrachtete Valdez, der nach wie vor sanft schnarchend an der Tür lag. Der alte Valdez wäre bei den ersten Klängen meines Klingeltons aufgesprungen und hätte das Gespräch belauscht, als gehörte das zu seinen Aufgaben. Dabei war er bloß schrecklich neugierig. Ich brach in Tränen aus.
»Würde mich echt interessieren, was für ein Mistkerl da dahintersteckt. Erzähl mir alles, was du weißt, Gloriana. Und nur zu deiner Beruhigung: Ich lebe hier wie ein Mönch. Ich bin in der Schweiz, in der Nähe der Klinik, in der Westwood behandelt wird. Hier kann er sich nicht wie zu Hause in seinem Schutzbunker verkriechen.«
»Hervorragend.« Ich holte zitternd Luft. Wie ein Mönch? Hört, hört. Sehr erfreulich, für mich jedenfalls. Für Mara weniger. »Äh, ich meine, halt die Stellung. Dieses Schwein ist eine Gefahr für jeden Vampir.« Allerdings war Simon nicht weniger gefährlich, wenn er sich ungehindert die Energie jedes x-beliebigen Lebewesens unter den Nagel reißen konnte. Mann, wann war mein Leben eigentlich so verdammt kompliziert geworden?
»Erzähl mir, was passiert ist. Was ist mit Valdez?«, erkundigte sich Blade. Er klang jetzt ruhiger, und diese Ruhe übertrug sich auch auf mich.
Ich berichtete ihm von den Ereignissen des heutigen
Abends. Als ich geendet hatte, murmelte er irgendwelche Verwünschungen und versprach, spätestens morgen Nacht bei mir zu sein.
»Nein, bleib, wo du bist. Flo und Richard stellen bereits Nachforschungen an.«
»Ich habe schon von Simon Destiny und den EVs gehört. Einer meiner Freunde hat ihre Tageslichtverträglichkeitssubstanz getestet.« Er schwieg einen Moment. »Hat ihn ein Vermögen gekostet. Liam hat sich unbändig darauf gefreut, mal wieder die Sonne zu sehen. Leider war das das Letzte, was er gesehen hat.«
»O nein! Na ja, vielleicht dachte er, das war es wert.« Ich konnte Liams Sehnsucht nach der Sonne nur zu gut nachvollziehen.
»Tja, dank Simon Destiny werden wir es wohl nie erfahren, oder?« Jerry räusperte sich.
»Ich mache mir große Sorgen um Valdez, Jerry Er ist... ein Hund. Was, wenn er all seine besonderen Fähigkeiten unwiderruflich eingebüßt hat?«
»Rafael ist ein sehr mächtiger Metamorph. Genau deshalb habe ich ihn ausgewählt. Nur weil man ihn vorübergehend außer Gefecht gesetzt hat, muss sein Zustand noch lange nicht von Dauer sein.« Er sagte etwas, das nicht mir galt. Im Hintergrund hörte ich eine Frauenstimme.
»Ist Mara bei dir?«
»Sie ist gerade reingekommen. Sie wird hier die Stellung halten, und ich fliege nach Hause zu dir, Glory. Es gefällt mir nicht, dass Simon so beharrlich versucht, dich zu sich zu locken. Und dass es ihm gelungen ist, einen deiner Bodyguards auszuschalten; selbst, wenn es nur vorübergehend sein sollte. Wir müssen diesem Burschen das Handwerk legen. Ein für alle Mal. Er wird bekommen, was er verdient.« Jerry klang so
überzeugt, dass in mir neue Hoffnung aufkeimte. Es würde alles wieder in Ordnung kommen.
»Ich schaff das schon allein«, sagte ich und sah erst zu Valdez und dann zu Will, der noch immer seinen Rausch ausschlief. Ich hatte doch stets behauptet, ich würde auch allein zurechtkommen. Es war an der Zeit, diese Theorie auf ihren Wahrheitsgehalt zu testen.
»Nein. Meine Meinung steht fest. Ich komme.«
Zugegeben, ich war erleichtert. »Heute ist es schon zu spät. Flieg lieber erst morgen Nacht los. Von der Schweiz bis nach Texas, das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine halbe Weltreise.«
»Das ist es, aber ich werde einfach gleich losstarten und sehen, wie weit ich komme. Dann suche ich mir einen sicheren Unterschlupf für den Tag. Auf diese Weise erreiche ich Austin morgen im Laufe des Abends. Warte auf mich, ehe du etwas unternimmst, Gloriana.«
»Jawohl, mein Herr und Meister.« Ich wusste, dass er mich nur herumkommandierte, weil er sich um mich sorgte. Jerry ist ein Tyrann, aber seine Beweggründe sind durchaus löblich.
»Ich mein’s ernst, Glory Tu, was ich sage. Ich bin so verdammt weit weg. Ich würde dich jetzt gern im Arm halten und dir versichern, dass alles wieder
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