Echte Vampire beißen sanft
abtrittst.«
»Mal sehen.« Florence nahm den Deckel von einer der Schachteln. »Hm. Vielleicht sollte ich die hier doch behalten. Sie sind aus New York. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich sie bekommen habe.« Sie sah zu Richard. »›Für Florence nur das Beste‹, hat mein damaliger Liebhaber gesagt. Er war ein berühmter Musiker; sehr berühmt und sehr großzügig.« Sie nahm einen roten Stöckelschuh aus Eidechsenleder heraus und summte ein paar Takte eines Liedes, das ich auf Anhieb erkannte.
»Sag bloß, dieser Liebhaber war...« Lacy verstummte, als Flo abwehrend die Hand hob.
»Ich darf seinen Namen nicht aussprechen. Wir sind im Streit auseinandergegangen. Ich musste sogar einen...« Sie schauderte. »Vertrag unterzeichnen.«
»Was für eine Überraschung.« Richards zynisches Lächeln ließ mich schaudern.
Flo warf ihm einen Blick zu, der so scharf war wie ein Dolch, dann drehte sie ihm den Rücken zu und ließ zärtlich die Fingerspitzen über die Schuhe gleiten. »Für die hier wirst du einen guten Preis erzielen, Glory. Ich habe sie kaum getragen.« Sie lächelte mich an. »Das Leben geht weiter. Da draußen gibt es noch genügend andere...« -sie sah zu Richard – »... schönere Schuhe.«
»Wozu brauchst du überhaupt Schuhe, wenn du doch den Großteil deines Lebens in der Horizontalen verbringst?«
Hui, Richard spielte den verschmähten Liebhaber ja mit ziemlicher Leidenschaft. Es war offensichtlich, dass Flo ihn hatte sitzenlassen und nicht umgekehrt. Jetzt murmelte sie etwas Beleidigendes auf Italienisch und ging auf ihn zu, die Hände in die Hüften gestemmt. Ich trat zwischen die beiden Streithähne, wohl wissend, dass ich mein Leben riskierte, aber was sollte ich tun? Ich brauchte sie beide, und außerdem war mein Laden frisch renoviert.Wenn die sich an die Gurgel gingen, würde es zweifellos hässlich werden.
»Bitte, benehmt euch.« Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Na, toll. Jetzt hatte ich gelbe Farbe an den Fingern. Sehr verführerisch. Ich wischte mir die Hände an einem alten Handtuch ab und lächelte Richard an.
»Danke für deine Hilfe, Richard. Meine Kopfschmerzen sind wie weggeblasen. Ich fühl mich schon viel besser.« Das brachte Flo erneut zum Kochen. Sie sah aus, als wollte sie ihm jeden Augenblick an die Kehle springen. Ich tätschelte ihr beruhigend den Arm.
»Flo, ich kann es kaum erwarten, mir anzusehen, was du mir sonst noch mitgebracht hast.« Die Tür schwang auf, und Will trabte herein.
»Die Luft ist rein. Wer auch immer da hinter Glory her war, hat sich verdünnisiert... Schade«, fügte er, zu Valdez gewandt, selbstgefällig hinzu. »Ich war darauf eingestellt, ihn einen Kopf kürzer zu machen.«
Flo unterbrach ihr Blickduell mit Richard gerade lange genug, um mich besorgt zu mustern. »Wenn du diese Stimme das nächste Mal hörst, dann tu, was sie sagt. Geh nach draußen, und dann schlagen wir zu, alle zusammen. Ein Angriff aus dem Hinterhalt.«
Lacy gab ihre verführerische Pose auf und trat näher. »Genau. Dann zeigen wir diesem Knaben, was passiert, wenn man sich mit uns anlegt.«
»Danke. Einen Versuch ist es bestimmt wert. Obwohl es mir lieber wäre, wenn unser selbst ernannter Ordnungshüter...«-ich deutete mit dem Kopf auf Mainwaring – »das übernehmen würde. Ich habe weiß Gott Besseres zu tun, als mich mit irgendeiner vagen Bedrohung auseinanderzusetzen.«
Flo biss sich auf die Lippe. »Von wegen vage – er versucht doch offenbar, dich allein zu erwischen. Denkst du, er will Sex?« Sie fühlte sich sichtlich unwohl bei dem Gedanken, Richard um einen Gefallen zu bitten, dabei hatte er sich einen gewissen Ruf aufgebaut, was den Umgang mit leichtsinnigen Vampiren anging. Er sorgte dafür, dass »Problemkinder« keine Probleme mehr machten. Nie wieder.
»Es geht nicht immer nur um Sex, Florence«, ätzte Richard und verzog vor Schmerz das Gesicht, als sich Valdez auf seinen Fuß setzte. »Hey, was soll das, du dämliche Töle? Ich bin auf Glorys Seite.«
»’tschuldigung.« Valdez rutschte einen halben Zentimeter
zur Seite, mehr nicht. Kein Wunder. Er steht auf Flo, und er macht keinen Hehl daraus. Er hatte wohl beschlossen, Richard einen Denkzettel zu verpassen. »Und, wirst du Glory helfen oder nicht?«
»Seid ihr überhaupt sicher, dass es ein Vampir ist?«, warf Lacy ein. »Wie ihr wisst, hat Westwood seinen Leuten aufgetragen, den Laden im Auge zu behalten, weil er weiß, dass hier Vampire arbeiten.« Gutes
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