Echte Vampire beißen sanft
eingekauft hat. Kostspielige Angewohnheit. Ich musste mit ihr Schluss machen.«
»Du hast mit ihr Schluss gemacht? Dass ich nicht lache. Und übrigens: Cheez doodles sind keine Hunderasse, sondern Maisflocken mit Käsegeschmack.«
»Na und? Ich bin wenigstens keine Promenadenmischung mit fragwürdigem Stammbaum wie du, sondern ein reinrassiger Pyrenäenberghund; ein treuer Begleiter mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt.«
»Promenadenmischung?«, knurrte Valdez und rückte Will gefährlich nahe auf den Pelz. »Na warte... Und was deinen Beschützerinstinkt angeht: der erwacht doch nur, wenn sich jemand deiner Futterschüssel nähert!«
»Du musst reden, mit deiner Sucht nach Kuchen und Knabberzeug.«
Ich versuchte, ihr Gekabbel auszublenden. Mir war übel, was an den Farbausdünstungen genauso liegen mochte wie an Will, dem Spanner-Hund. Etwas frische Luft würde mir guttun. Ich trat vor die Tür, atmete tief durch und fühlte mich augenblicklich besser. Es war nach zwei Uhr morgens und angenehm
kühl, und im wiedereröffneten Mugs & Muffins befand sich nur ein einziger Kunde. Sah aus wie ein Student.Vor ihm auf dem Tisch standen ein Laptop und ein Kaffeebecher. Er trug eine Brille, aber die Gläser waren nicht getönt. Kein Westwood’s cher Spion also. Echt nervig, diese ständige Paranoia.
»Gloriana.« Ach du Sch... Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Stirn. »Komm zu mir, Gloriana.«
Da war sie wieder, die Stimme in meinem Kopf. Ich musste ihr gehorchen. Ich folgte der Straße in Richtung Kreuzung.
»Ja, Süße, komm näher. Du bist so schön. Zieh dich aus und zeig dich mir.«
Ich schlüpfte aus meinem Pulli und machte mich an den Knöpfen meiner Bluse zu schaffen.
»Glory! Was zum Teufel soll denn das?« Valdez verpasste mir einen Stoß mit dem Kopf, so dass ich auf dem Hintern landete. »Nun sieh dich doch mal an!«
Ich schüttelte benommen den Kopf. Mir war kalt. Kein Wunder; meine Bluse stand bis zum Bauchnabel offen, so dass alle Welt meinen schwarzen BH bewundern konnte. Mein Pulli lag ein paar Meter hinter mir auf dem Bürgersteig.
»Sieh zu, dass du wieder in den Laden kommst, Gloriana«, befahl Will und rannte dann vor bis zur Ecke, wobei er bellte und knurrte, was das Zeug hielt.
Ich rappelte mich auf. »Diese Stimme... Ich kenne diese Stimme.« Rasch schnappte ich mir den Pulli und hastete zurück zu meinem Laden. »Will, hast du eine Spur?«
»Nein. Wer auch immer das war, er ist weg.«
Valdez schob mich durch dieTür.Mein Kopf dröhnte,selbst jetzt noch, obwohl die geheimnisvolle Stimme verstummt war. Ich knöpfte mir die Bluse zu und zog mir meinen Pulli über. Wer oder was hatte da von mir verlangt, auf der Straße einen Striptease hinzulegen?
»Ich sehe mich noch einmal draußen um«, sagte Will. »Du bleibst hier bei Glory, Valdez.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mich von dir rumkommandieren lasse. Setz dich, Glory. Flo und Lacy sollten jeden Augenblick hier sein.«
Die beiden trollten sich.
Gleich darauf erschien eine Gestalt in derTür. »Was ist denn hier los?« Meine Hunde stürmten herbei. Sie hatten ein ohrenbetäubendes Gekläffe angestimmt, bei dem mir fast der Kopf zerplatzte.
Ich sank auf einen Hocker und lehnte die Stirn an den Verkaufstresen. »Nichts.«
»Und warum stand dann die Tür offen?« Richard Mainwaring bedachte Valdez und Will mit einem strafenden Blick.
»Weil ich dringend frische Luft brauche. Mir brummt der Schädel.«
»Schließ die Augen.«
Ich kniff die Augen zusammen, nicht etwa, weil er es mir befohlen hatte, sondern weil ich die Helligkeit nicht mehr ertragen konnte. Ich spürte, wie er mir eine Hand auf den Kopf legte. Mist. Hatte ich mich in den vergangenen Stunden mal gekämmt? Nein.Vermutlich zierten sogar ein paar gelbe Farbkleckse mein Haar. Es war mir egal. Schmerz lass nach!
»Da war garantiert wieder dieser mysteriöse Vampir am Werk.Was ist passiert?«
Ich ließ den Kopf hängen. »Ich bin wie in Trance dieser Stimme gefolgt.Total dämlich.« Meine Kopfschmerzen waren auf einen Schlag verschwunden. Sieh an, Richard Mainwaring hatte heilende Hände. Ich richtete mich auf. »Und ich habe angefangen, mich auszuziehen, genau, wie die Stimme es mir aufgetragen hat. Ist das nicht irre?«
Richard nickte Will zu. »Ab nach draußen mit dir. Sieh zu,
ob du diesen Vampir aufspüren kannst, der Glory unbedingt nackt sehen will.«
»Bin schon unterwegs.« Ich hätte schwören können, dass Will Valdez angrinste, ehe
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