Echte Vampire beißen sanft
Telefonsex. Okay, okay, ganz ordentlichen Telefonsex. Trotzdem machte es mich ganz verrückt, dass ich noch so unbefriedigt war. Die berühmten fünf Freunde würden jetzt nicht ausreichen; ich brauchte etwas Handfesteres, etwas, das mir richtige Erleichterung verschaffen konnte. Als draußen wieder die Glocke klingelte, schloss ich die Tür zum Laden auf.
Am Tresen lehnte Richard Mainwaring und unterhielt sich mit Derek.Weil ich sicher war, dass ich rote Wangen hatte, holte ich mir eine Flasche Blutonic aus dem Kühlschrank, in der Hoffnung, dass das Getränk meine ungewöhnliche Gesichtsfarbe erklären würde.
Dann folgte ich dem Rat der Verkäuferin in mir und beschloss, die Männer vorerst links liegen zu lassen und mich stattdessen zu einer Kundin zu gesellen, die gerade einige Pelzjacken begutachtete.
Ich brachte ein paar Minuten damit zu, der Dame bei der Auswahl behilflich zu sein. Sie entschied sich schließlich für ein Modell aus Bisam mit Ärmelaufschlägen aus gekräuseltem Lammfell. Richard hatte inzwischen begonnen, ungeduldig auf und ab zu gehen.
»Wenn Sie erlauben, erledigt mein Kollege an der Kasse den Rest.« Ich deutete lächelnd auf Derek und ließ ihn auf telepathischem Weg wissen, dass er die Verkaufsprovision auf sich
schreiben konnte, wenn er mich ein paar Minuten vertrat, damit ich mich mit Richard ungestört unterhalten konnte.
»Kein Problem, Glory. Richard hat bereits erwähnt, dass ihr noch etwas zu besprechen habt. Ich werde hier die Stellung halten, bis Lacy kommt, falls du nach oben gehen willst«, sagte Derek und reichte mir meine Tasche.
Wollte ich das? Mit Richard nach oben gehen? Ich konnte ihn entweder mit in meine Wohnung nehmen oder ihn gleich ins Hinterzimmer zerren, wo er nur einmal schnuppern musste, um zu wissen, was ich dort gerade getrieben hatte. Hm, Richards Hand an meinem Ellbogen und seine verkniffene Miene ließen mich zu dem Schluss kommen, dass es wohl besser war, nach oben zu gehen, wo zumindest die Couch als Barriere zwischen ihm und mir fungieren konnte, sollte dergleichen vonnöten sein.
Ich sah auf die Uhr und stellte erstaunt fest, dass die Nacht schon fast vorbei war. Nur noch eineinhalb Stunden bis Tagesanbruch. Ich war wohl länger als angenommen am Telefon gewesen. Unglaublich, wie die Zeit verfliegt.
»Gute Idee. Danke, Derek. Bis morgen Abend.«
Richard blähte die Nüstern. »Lass die Hunde hier.«
Oh-oh. Er hatte bereits registriert, dass ich nach Sex roch. Bestimmt hatte ihm Derek brühwarm von meinem Telefonat mit Blade erzählt. Na und? Richard und ich, wir waren Freunde. Blade und ich...? Mehr als Freunde, und zwar schon sehr, sehr, sehr lange.
»Meinetwegen.«
Valdez knurrte, protestierte aber nicht, weil sich die Käuferin der Pelzjacke noch im Laden befand.
Richard hielt mir die Tür auf,und ich tätschelte meinen beiden verärgerten Hunden auf dem Weg nach draußen noch einmal den Kopf und trällerte: »Bis dann, Derek!«
Kaum waren wir draußen, legte mir Richard die Hand aufs Kreuz und dirigierte mich zum Privateingang, wo er ohne ein Wort zu sagen verfolgte, wie ich den Sicherheitscode eintippte. Er war ungewöhnlich schweigsam.War er eifersüchtig? Nicht mein Problem. In meinerWohnung angekommen, machte ich erst einmal Licht und schaltete dann den CD-Player ein. Norah Jones’ Stimme erklang, leise und samtig. Ich schielte zu Richard und drückte auf Stopp. Ihm stand offensichtlich nicht der Sinn danach.
»Du warst mit Blade zusammen.«
»Ich habe mit ihm telefoniert, ja. Und?« Ich ging in die Küche und holte mir noch eine Flasche Blutonic. Nur, damit ich etwas in den Händen hielt. »Willst du auch etwas? Ich kann es dir aufwärmen, wenn dir das lieber ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du und Blade ein Paar wart, und dass ihr immer wieder mal zusammen seid, aber zurzeit seid ihr doch getrennt und verabredet euch auch mit anderen, richtig?«
Hey, ein Mann, der über Beziehungen reden wollte. Das war mal ganz was Neues. Ich stellte die Flasche wieder in den Kühlschrank und kehrte zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich auf dem Sofa niederließ und dann auf den Platz neben mir klopfte. »Richtig. Mein Verhältnis zu Blade ist schwer zu begreifen.«
»Dann erklär es mir.« Er setzte sich neben mich,so nah, dass sich unsere Oberschenkel berührten. Jetzt konnte er deutlich riechen, dass ich gerade Sex gehabt hatte, und ich spürte, dass es ihn nicht unberührt ließ. Tja, er brauchte sich keine Hoffnungen
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