Echte Vampire beißen sanft
Reisebegleiterin genügte, um mir gründlich die Lust zu verderben.
»Gloriana?«
»Ich sollte jetzt wieder an die Arbeit gehen.«
»An die Arbeit gehen?« Blade – oder wer oder was auch immer – drückte mich wieder auf den Tisch. »Nicht so voreilig.«
Ich spürte seine Fangzähne in der Leistengegend. Da war wohl jemand auf Rache aus.
»Jerry!«, keuchte ich. Er begann zu saugen, und ich bäumte mich auf, als hätte man mir einen Elektroschock verpasst. Die süße Qual wollte gar kein Ende nehmen. Hände, Mund, Zähne... Wer brauchte da noch einen Tsunami? Als ich schließlich
erschöpft zurücksank,schlug ich mit meinem Kopf etwas unsanft auf der Tischplatte auf.
»Das war surreal. « Ich starrte auf das Telefon, das ich noch immer in der Hand hielt. Wer hätte das gedacht? Ein stinknormales Handy. Demnächst sollte ich mir wohl eins mit Kamera zulegen, und Jerry ebenfalls. Hmm.Telefonsex mit Bild.Schon bei derVorstellung wurde mir erneut ganz heiß. Ich atmete ein paar Mal tief durch.
»Es war sehr real, sonst würde Mara jetzt nicht vor meinem Zelt sitzen und schmollen«, murmelte Jerry. Er klang schon viel entspannter.
Ich grinste und richtete mich auf. Wenn ich Mara wieder einmal unter die Nase gerieben hatte, auf wen Blade wirklich stand, hob das stets meine Stimmung. »Zurück zur Wirklichkeit, mein Lieber. Erzähl mir, was bei euch so los ist. Ich meine, abgesehen von Maras Missstimmung.« Wusste er von meiner Begegnung mit Greg Kaplan? Vermutlich nicht, denn es folgte eine Zusammenfassung der Ereignisse in Afrika, die ziemlich kurz ausfiel: Es war ihnen noch nicht gelungen, Westwood auszuschalten.
Der Jäger war klug genug, sich nachts nicht vor die Tür zu wagen, und ein Vordringen in sein Versteck hatte sich als unmöglich erwiesen, trotz Metamorphose und diversen Spionagetechniken. Jede Tür, jedes Fenster wurde von Sicherheitsleuten bewacht, die mitVampirdetektoren ausgestattet waren und sich nicht bestechen ließen.
»Geht es dir gut, Gloriana? Ich habe diese Woche noch gar nichts von Valdez gehört.«
Fragt mich nicht, wie die beiden miteinander kommunizieren. Ganz sicher nicht via E-Mail oderTelefon, dennValdez hat mit seinen Hundepfoten erhebliche Probleme beim Tippen, von der Bedienung eines Mobiltelefons ganz zu schweigen.
Blieb eigentlich nur Telepathie. Ich hatte ja gerade sehr eindrucksvoll am eigenen Leib erfahren, welche Möglichkeiten diese Art der Verständigung bietet. Zugegeben, Blade und ich hatten zusätzlich telefoniert.
»Wir waren hier vollauf damit beschäftigt, den Laden für die Neueröffnung wieder auf Vordermann zu bringen. Eigentlich hatte ich gehofft, die frohe Kunde würde sich dank des heutigen Fernsehinterviews wie ein Lauffeuer verbreiten, aber ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es überhaupt ausgestrahlt wird. Und wenn, dann wird der Laden womöglich als angesagter neuer Treffpunkt für Vampire präsentiert.«
»Sei vorsichtig, Gloriana. Westwoods Männer sind überall.«
»Wir haben Vorkehrungen getroffen, und ich habe die E-Mail weitergeleitet, die er mir geschickt hat. Schön zu hören, dass er vorhat, mir höchstpersönlich einen Pfahl ins Herz zu rammen.«
»Nur über meine Leiche.«
»Hör bloß auf.« Ich fröstelte. Jerry durfte auf keinen Fall erfahren, dass ich noch weitere Nachrichten – und Anrufe – von Westwood erhalten hatte. »Pass auf dich auf.« Ich stieg wieder in meine Kleider, einhändig, weil ich ja noch das Telefon in der anderen Hand hielt.
»Ich werde aufpassen, wenn du auf dich aufpasst.«
»Ich tue mein Bestes.« Sollte ich Jerry von Greg erzählen und seinen Rat einholen, was die EVs anging? Als ich die Glocke draußen bimmeln hörte, interpretierte ich das als Zeichen und beschloss, es bleibenzulassen. Blade hatte schon genug Sorgen.
»Ich melde mich bald wieder. Grüß Mara von mir.« Bin ich gut erzogen, oder was? Ich legte auf und setzte mich kurz auf einen Stuhl. Jetzt war ja Derek da. Von null auf hundert in sechzig Sekunden, das war ganz schön anstrengend. Ich
fühlte mich ausgelaugt und irgendwie nicht hundertprozentig befriedigt. Das ist das Problem beim virtuellen Sex. Er ist eben doch nicht real.
Blade wusste nicht, wann er zurückkommen würde, und ich saß hier mit einem nassen Höschen und fühlte mich leer und kribbelig. Ungefähr so, als hätte ich mich in Schale geworfen, meinen nagelneuen Ledermini angezogen, ohne zu wissen, wohin ich gehen sollte. Ich wollte mehr als bloß ein bisschen
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