Echte Vampire haben Kurven
herumschnüffeln.
»Message angekommen, Glory.«Er tätschelte meine Hand. »Ist wirklich eine Unart. Ich werde bestimmt noch hin und wieder rückfällig werden, aber ich wäre gern mit dir befreundet.«
Befreundet. Ich musste keine Gedanken lesen, um zu wissen, dass Damian mehr wollte als eine platonische Freundschaft. Aber ich fühlte mich geschmeichelt. Damian war heiß. Zugegeben, es war möglich, dass er sich nur für mich interessierte, weil er mich mit Blade gesehen hatte. Na und? Sobald ich zum tausendsten Mal eine Trennung von Jeremy ausgiebig betrauert hatte, war ich bereit für ein neues Abenteuer. Damian war zwar kein Cowboy, aber seine schwarzen Klamotten und sein Seht-her-ich-bin-ein-Vampir-Gehabe fand ich genauso attraktiv. Und er war ein sehr alter Vampir. Hinter seiner lässigen Fassade steckte eine Menge Macht.
Kaum hatten wir vor Freddys Haus angehalten, flog die Tür auf.
»Glory! Komm rein. Du auch, Damian.« Freddy wirkte noch bleicher als sonst, und die Haare standen ihm förmlich zu Berge.
»Was ist los?« Wir folgten ihm eilends nach drinnen, wo sich Derek und CiCi um Flo versammelt hatten, die zusammengesunken auf dem Sofa saß, herzzerreißend weinte und allerlei Unverständliches auf Italienisch stammelte. V al dez hielt an der Tür Wache.
Damian ging vor Flo in die Knie und redete beruhigend auf italienisch auf sie ein. »Dios mio!« Er schlang die Arme um sie und drückte sie an sich.
Freddy nahm mich beiseite. »Er wird sie beruhigen. Die beiden kennen einander seit einer Ewigkeit.«
»Was ist denn passiert?«
Flo hob den Kopf und sah mich mit tränennassen Wangen an. »Trevor. Ich habe ihn gefunden. Morto. Tot.«
»Gütiger Himmel!« Ich sank mit wackligen Knien auf den nächstbesten Stuhl. »Wie konnte das geschehen?« Ich hatte Trevor zwar nicht sonderlich sympathisch gefunden, aberer war mir relativ harmlos vorgekommen.
»Es ist meine Schuld. Ich hätte den Hass spüren und ihn warnen müssen.« Flo vergrub zitternd das Gesicht an Damians Brust. Mehr italienisches Wehklagen.
»Was sagt sie? War es Westwood?« Ich rang nach Luft. Vampirjäger. Hier in Austin.
Damian tätschelte Flo den Rücken und schluckte. »Westwood? Wohl kaum. Es sei denn, er mordet neuerdings mit Holzkreuzen.«
»Ich wittere eine Katze. Wehe, wenn mir Sheba bis hierher gefolgt ist …« Valdez’ Nase zuckte, sein Schwanz zitterte.
»Wirst du wohl aufhören mit deiner Besessenheit von Sheba? CiCi würde nicht zulassen, dass sie dir nachläuft.« Armer Valdez. Er war mehr als geduldig gewesen, aber Sheba war wie eine Klette an ihm geklebt, solange wir bei Freddy gewohnt
hatten. Es war, als hätte die Katze instinktiv erkannt, von welchem Mitglied des Haushaltes sie am meisten gehasst wurde, und dieses hatte sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Oder war es Liebe gewesen?
»Pfff. Liebe? Hör bloß auf. Ich will nur sicherstellen, dass du nicht in Gefahr bist.«
»In diesem Wohnblock ist die Haltung von Haustieren erlaubt, da musst du damit rechnen, dass jemand eine Katze hat. Finde dich damit ab. Katzen stellen keine Gefahr für mich dar.«
»Ich fürchte mich doch nicht vor einer Katze.« Valdez ließ sich auf das Zweiersofa plumpsen, das Freddy und Derek soeben aus meinem Anhänger hereingetragen hatten.
»Vielleicht solltest du das aber.« Derek grinste und deutete mit dem Kopf zur geschlossenen Wohnungstür auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors. »Werkatze. Attraktiver Rotschopf bei Tag, aber nachts … Hello, Kitty.«
Sieh an, es gab Gestaltwandler in der Nachbarschaft. Nicht, dass mich das gestört hätte. Ich war einfach froh, in meine eigenen vier Wände ziehen zu können. Nach Trevors Tod hatte ich drei Möglichkeiten gehabt: Ab durch die Mitte zu Blade. Zu feige. Mich weiter bei Freddy und seiner Mutter verkriechen. Viel zu feige. Oder an meinem Plan festhalten und wachsam sein. Ich hatte mich für Option Nummer drei entschieden. Ich war nicht gewillt, mein Leben von einem vampirhungrigen religiösen Fanatiker bestimmen zu lassen.
Und wer war mir zu Hilfe gekommen? Kein Geringerer als Damian Sabatini, der rein zufällig ein Gebäude im trendigen Warehouse District besaß. Im Erdgeschoss befand sich ein leerstehender Laden, darüber drei Wohnungen mit erstklassigen Alarmanlagen. Und – Überraschung! – eine der Wohnungen war noch zu haben.
Zu viele Zufälle? Schon möglich. Sollte sich herausstellen, dass Blade die Hand im Spiel hatte, würde ich ihn erwürgen, oder
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