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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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gründlich auszumisten.« Schwer zu sagen, wie alt Emmie war oder welcher Zeit sie entstammen mochte. Der Rock reichte ihr gerade mal bis ans Knie.
    »Wäre es sehr unhöflich, wenn ich dich fragen würde, wann du … das Zeitliche gesegnet hast?«
    »Überhaupt nicht. Das war am fünften Oktober neunzehnhundertdreiundsechzig. Ich war siebenundsechzig Jahre jung, und ich hatte mich für den Pfirsichkuchenwettbewerb bei der Texas State Fair in Dallas in Schale geworfen. Ich habe meinen Beitrag Cowgirl Emmies Passionate Peach Pie genannt.« Sie senkte die Stimme. »Das Geheimnis ist die Amarettocreme. Ich hab den zweiten Platz gemacht. Sheila Lee Harper, dieses Miststück, hat mir den Sieg vor der Nase weggeschnappt. Angeblich hat sie mit dem Preisrichter geschlafen.«
    Sie sah zur Decke. »Und als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, hat mich Harvey beim Ausparken überfahren.«
    »Oh, nein!«
    »Oh, doch.« Emmie runzelte die Stirn. Wieder spürte ich einen kalten Lufthauch. »Halt du dich da raus, Harvey Nutt. Erst werde ich ihr meine Version der Geschichte erzählen.«
    Sie erhob sich, marschierte zum Fenster und schrieb »Mörder« auf die staubige Scheibe.
    »Er behauptet, es wäre ein Unfall gewesen. Wozu gibt es
denn Rückspiegel, wenn man sie nicht benutzt? Wir hatten uns just an diesem Morgen fürchterlich gezankt. Harvey kann nämlich überhaupt nicht mit Geld umgehen. Er wollte Unsummen für einen neuen Traktor ausgeben.« Sie unterstrich »Mörder« dreifach.
    »Ich hatte eine Lebensversicherung abgeschlossen, musst du wissen.« Emmie Lou legte den Kopf schief, dann verdrehte sie die Augen und zog die Nase kraus. »Glaub ihm kein Wort, wenn er dir nachher seine Version erzählt.«
    Ich würde mich hüten, mich auf eine Seite zu schlagen. »Aber wenn du in Dallas … gestorben bist, warum bist du dann hier?«
    » Ich nenne es das Fegefeuer. Dieser Laden war früher mal eine Art Eiscafé. Wir haben uns hier kennengelernt. Es gibt da jemanden, der sich mit mir versöhnen möchte.« Sie sah erneut zur Decke. »Wenn die Hölle zufriert, Harvey!«
    Damit war sie verschwunden.
    »Warte! Bist du mit meiner Geschäftsidee einverstanden, oder hast du vor, meine Kunden zu vergraulen?« Statt einer Antwort duftete es plötzlich nach Blumen. Rosen. Das bedeutete dann wohl, dass sie einverstanden war. Hm. Interessant. Und alles andere als gespenstisch.
    Ich schnappte mir einen Besen und startete meinen Feldzug gegen den Staub. Harvey tat mir ein wenig leid, aber ich würde abwarten, bis ich seine Seite gehört hatte, ehe ich mir ein Urteil bildete. Wenn mich mein Gefühl nicht trog, würde zumindest Emmie Lou von meinem Laden begeistert sein.
     
    »Hervorragende Arbeit, Lacy.« Die Eröffnung stand unmittelbar bevor. Lacy hatte im vergangenen Monat wie eine Besessene gearbeitet. Sie hatte irgendwo zwei günstige Ankleidepuppen aufgetrieben, die nun im Schaufenster standen. Eine
trug mein Fransenkleid, eine andere ein schickes Cocktailkleid aus den Fünfzigerjahren, mit Petticoat und allem drum und dran.
    »CiCi muss gestern Abend noch einmal die Möbel umgestellt und einiges umgeräumt haben. Sieht toll aus, nicht?« Auch Lacy war eine Augenweide in ihrer Hemdbluse in Marineblau und Weiß. Dazu trug sie einen blauen Hut mit Feder.
    »Großartig. Es sieht einfach toll aus.« Steckte wirklich Freddys Mutter dahinter, oder waren womöglich Emmie und Harvey dafür verantwortlich? Harvey war mir einen Tag nach seiner Frau erschienen, in einem karierten Westernhemd und gestärkten, gebügelten Jeans, und hatte geschworen, seine geliebte Emmie nicht absichtlich überfahren zu haben. Sie hätte sich gebückt, um einen Penny aufzuheben, und es wäre doch nicht seine Schuld, wenn seine Gattin so geldgierig sei … Im Nu hatte sich Emmie zu uns gesellt, und wenig später darauf waren die beiden lauthals schimpfend verschwunden.
    Zum Glück hatte auch Lacy kein Problem mit Gespenstern. Eine kleine Vase kippte um und zerbarst auf dem Boden. Emmie Lou und Harvey zogen die Bezeichnung Geister vor.
    »Es wäre mir lieber, sie würden das bleiben lassen.« Eine weitere Vase wackelte. »Sorry! Ich weiß. Ihr wart zuerst hier.« Die Vase wurde wieder hingestellt.
    »Wir haben schon verstanden!« Lacy schnaubte und holte Besen und Kehrschaufel.
    Unser Warenangebot bestand zu sechzig Prozent aus Vintage-Mode und zu vierzig aus Antiquitäten. Sobald sich herumgesprochen hatte, dass ich einen guten Preis für gebrauchte Kleider und

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