Echte Vampire haben Kurven
Türspalt und musterte Damian von oben bis unten.
»Was ist, kann ich diesen Schönling endlich zum Teufel jagen?« Mein Hund sah aus, als könnte er es kaum erwarten.
»Versuch’s doch.« Damian zeigte ihm die Fangzähne und ballte die Fäuste. Der kleine Disput mit Flo hatte offenbar sein Blut in Wallung gebracht.
»Hör auf, Valdez. Wir sind befreundet. Und du, Damian, wirst gefälligst die Finger von meinem Hund lassen. Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, ziehen wir aus.«
Damian bedachte Valdez mit einem letzten drohenden Blick, dann schien ihm wieder einzufallen, dass er gekommen war, um mich zu verführen. Da war es nicht unbedingt zweckdienlich, wenn er mein Haustier zerfleischte.
»Entschuldige, Gloriana. Es ist sehr liebenswürdig von dir, meine Schwester bei dir aufzunehmen. Wenn sie dich zu sehr nervt, setz sie einfach auf die Straße.«
»Das nenn ich Geschwisterliebe.«Ich hakte mich bei ihm unter und zog ihn zur Tür. »Es wird in ein paar Stunden hell. Ich muss mich noch ein bisschen häuslich einrichten, ehe ich schlafen gehen kann. Mein Bett ist unter einem riesigen Kleiderhaufen begraben. Ich bin sicher, auch du hast noch so einiges – oder einige – zu erledigen.«
»Du hältst mich wohl für einen Rüpel.« Er bedachte erst Valdez und dann die geschlossene Zimmertür meiner Mitbewohnerin mit einem grimmigen Blick, doch als er seine Aufmerksamkeit erneut mir zuwandte, war er wieder die Liebenswürdigkeit
in Person. »Ich kann durchaus einer sein.« Er nahm meine Hand. »Aber ich kann auch ein feuriger Liebhaber sein … Feuriger als du dir in deinen kühnsten Träumen ausgemalt hast.« Damit zog er mich mit sich ins Treppenhaus, schloss die Wohnungstür und drückte mich dagegen.
Ich gebe zu, ich bin ein Flittchen. Vor etwas mehr als einer Woche hatte noch Blade meine Welt zum Beben gebracht, und trotzdem schaffte es Damian nun mühelos, meine Leidenschaft zu entfachen. »Manipulierst du mich etwa schon wieder?«
»Das hab ich doch gar nicht nötig, oder?« Er umarmte mich und drückte mich an sich.
Oho, ich konnte deutlich fühlen, wie sein Interesse an mir wuchs.
»Wir wären ein gutes Team im Bett, Gloriana.« Er beugte den Kopf und leckte mir über den Hals, genau an der Stelle, wo meine Sehnsucht pulsierte, wie bei allen Vampiren, wenn die Lust sie überkommt. Ich konnte nicht leugnen, dass er mich ziemlich erregte, vor allem, als er mir nun die Lippen auf die Vene drückte. Ich spürte das Kribbeln bis zu den Zehen hinunter.
Aber im Gegensatz zu Blade teilte Damian nicht seine Gedanken mit mir. Vergiss Blade. Ich neigte kaum merklich den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass er sich keine Hoffnungen machen musste. Ich würde ihn nicht von mir trinken lassen; jedenfalls nicht heute Nacht. Er hob den Kopf und sah mich an. Seine grünen Augen leuchteten im schwachen Widerschein der Lampe am Ende des Korridors.
»Wie wär’s dann wenigstens mit einem Kuss?«
Ich ließ die Hände über sein dunkelgrünes Seidenhemd gleiten, das einen Knopf zu weit offen stand und seine breite Brust umschmeichelte. Der Mann war ein wandelndes Werbeplakat
für das Gentlemen’s Quarterly. Ich beschloss, ihn nicht ohne einen kleinen Vorgeschmack gehen zu lassen. Er interpretierte mein Schweigen offenbar als Zustimmung und stürzte sich auf mich.
Unsere Lippen trafen aufeinander, forschend, lauernd, prüfend. Es war ziemlich spektakulär. Tja, wenn ein Mann über mehrere Jahrhunderte damit beschäftigt war, Frauen auf der ganzen Welt zu befriedigen … Der Gedanke wirkte wie eine kalte Dusche. Ich schob ihn von mir, und er ließ es geschehen.
»Nicht heute Nacht, Casanova.«
Er grinste und verbeugte sich. »Wie hast du’s erraten? Hat Flogeplaudert?«
Pfff. Nicht zu fassen, diese Italiener. Ich öffnete lachend die Eingangstür, verschwand in meiner Wohnung und sperrte ab. Valdez kehrte mir demonstrativ den Rücken zu und trottete ins Schlafzimmer. Zweifellos würde er Blade ausführlich Bericht erstatten.
Über mein lasterhaftes Leben in Austin. Mir sollte es recht sein. Ich folgte ihm und begann, mein Bett freizuschaufeln. Dann schlüpfte ich in mein Nachthemd, holte eine Bloody Merry und legte mich mit meiner aktuellen Lektüre ins Bett. Nicht ganz so fesselnd wie das Buch, das ich davor gelesen hatte – Kluge Frauen, unkluge Entscheidungen. Hätte glatt von mir sein können.
Nein, zurzeit informierte ich mich über unternehmerische Selbstständigkeit. Das war zur Abwechslung mal eine
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