Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
zusammen.«
»Um zwei Uhr morgens.«
»Oh.«
Am liebsten hätte Alex Remy erzählt, dass Alison King in der Nacht davor auch den Hörer von Jakes Zimmertelefon abgenommen hatte, und zwar nachts um vier, aber wenn sie das täte, würde sie zugeben, dass sie es gewesen war, die ihn vom Restaurant aus angerufen hatte, nachdem sie doch genau dies bereits abgestritten hatte.
»Was hat er gesagt?«
»Dass es ein langer und anstrengender, aber erfolgreicher Tag gewesen sei und sie mit einer Flasche Champagner auf das Überwinden der Widrigkeiten anstoßen wollten. Mit Champagner!«, wiederholte sie, als ob es ein schmutziges Wort wäre.
»Wahrscheinlich haben sie sich das Zeug nackt auf seinem verdammten Wasserbett reingekippt!«
»Alex!«
»Ich weiß, tut mir leid. Ausgerechnet gegenüber dir sollte ich mir solche Worte verkneifen, aber …«
»Jetzt hör mir mal zu Lex, falls sich hier jemand Sorgen machen müsste, dann doch wohl Jake. Ich meine, sieh dich doch mal um. Du bist von Männern umgeben, die um deine Aufmerksamkeit buhlen.«
»Ach ja?«
»Bentley himmelt dich an.«
»Auf seine ganz eigene asexuelle, gemeine, rein platonische Art vielleicht; außerdem bin ich die Einzige, die ihn in gewisser Weise erträgt, aber das ist ja wohl nicht das Gleiche.«
»Frazer liebt dich über alles.«
»Er ist ein Freund, Rem, mein schwuler Freund. Er liebt Männer, nicht Frauen. Mit ihm verhält es sich erst recht anders.«
»Toyan.«
»Toyan liebt alle Frauen. Aber insbesondere liebt er Hildegard.«
»Björn«, sagte Remy, und diesmal nickte sie energisch.
»Björn?«, wiederholte Alex, der diesmal keine spontane Antwort einfiel.
»Ja, Björn. Also ehrlich, Alex, falls du mir weismachen willst, dass du nicht gemerkt hast, wie scharf dieser Mann ist, dann weiß ich, dass du mich anlügst.«
»Er ist neun Jahre jünger als ich, Rem.«
»Na und? Das Alter ist nur eine Zahl.«
»Ja, vielleicht wenn ich ein Mann wäre und er die Frau.«
»So hat man vielleicht im vergangenen Jahrhundert gedacht. Es gibt doch massenweise Paare, bei denen die Frau älter ist als der Mann.«
»Nenn mir eins.«
»Ashton Kutcher und Demi Moore.«
»Gut, dann gibt es eben eins, aber mehr fallen dir bestimmt nicht ein.«
»Susan Sarandon und Tim Robbins«, platzte Remy blitzschnell heraus.
»Dann also zwei. Ist ja echt eine gigantische Zahl in einer Welt voller älterer Männer, die sich hübsche junge Dinger angelacht haben.«
»Du bist selber noch ein hübsches junges Ding, Alex.«
»Klar, für einen Fünfzigjährigen. Und ich wette, dass dir aus dem richtigen Leben und jenseits der Welt der Filmstars kein Paar einfällt, bei dem die Frau deutlich älter ist als der Mann.«
»Doch. Meine Mum und mein Dad.«
»Wie bitte?«
»Meine Mutter und mein Vater. Meine Mutter ist sieben Jahre älter als mein Vater.«
»Du machst Witze.«
»Nein, es stimmt. Ehrlich.«
»Das wusste ich gar nicht.«
»Weil es kein Thema ist«, erwiderte Remy und zuckte leicht selbstgefällig mit den Schultern. Sie hatte bewiesen, dass sie recht hatte.
»Gut, so etwas passiert also, aber Björn ist nicht darauf aus, dass so etwas zwischen ihm und mir passiert, und selbst wenn er es wäre, was ja nicht der Fall ist - willst du mir etwa raten , deinen Bruder zu betrügen?« Irgendwie schaffte es Alex, über diese Vorstellung zu lachen, woraufhin auch Remy erleichtert lächelte.
»Natürlich will ich das nicht. Ich sage ja nur, dass du ihn haben könntest, falls du ihn wolltest, aber du willst ihn nicht, weil du Jake liebst. Und genauso geht es Jake, und so landen wir wieder bei deiner ursprünglichen Frage. Warum hat Jake
dir nichts von dem Geld gesagt? Ich weiß es wirklich nicht, aber was auch immer seine Gründe sein mögen, es sind bestimmt gute. Und du willst wissen, ob ich mir vorstellen kann, dass Jake fremdgeht? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Absolut nicht. Du könntest ihm einen ganzen Haufen Alison Kings unter die Nase halten, und er würde nicht einmal an ihren Parfüms schnuppern. Er liebt dich Alex. Und das weißt du auch.«
Warum verheimlicht er mir so etwas, wenn er mich liebt?, dachte Alex bei sich.
Sie fühlte sich plötzlich verloren, als ob sie einen Weg eingeschlagen hätte, den sie bestens zu kennen geglaubt hatte, um dann feststellen zu müssen, dass sie an einem ihr völlig unbekannten Ort gelandet war.
Verloren.
Eins war jedenfalls klar: Sie wollte nicht, dass er erfuhr, dass sie von der Erbschaft wusste, weil
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