Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
sehr gut, hier zu sein. Ich kann kaum glauben, dass es bald schon wieder vorbei sein soll. Die Zeit ist nur so verflogen.«
»Was willst du machen, wenn du wieder in England bist?«
Remy zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht.
So ist das wohl, wenn man alles aufgibt.« Sie lachte unsicher. »Man weiß erst mal nichts Rechtes mit sich anzufangen.«
»Du bleibst doch noch eine Weile bei uns, oder?«
»Wäre das denn in Ordnung?«, fragte sie unsicher.
»Natürlich!«
»Du meinst, du hast nach dieser Woche noch nicht die Nase von mir voll?«
»Doch, das schon, aber Jake würde dich wahrscheinlich gerne sehen, ich habe also keine Wahl.« Alex zwinkerte ihr zu.
Remy lachte, beugte sich zu Alex hinüber und umarmte sie.
»Danke. Ich bleibe gern eine Weile bei euch.«
»Toll. Aber sag mal - auch wenn ich jetzt wie dein Bruder klinge«, fuhr Alex fort und erwiderte Remys Umarmung, »wie soll es denn beruflich mit dir weitergehen?«
Remy zuckte erneut mit den Schultern. »Ich glaube, ich mache erst mal eine Weile gar nichts. Schließlich bekommt man nicht oft im Leben die Chance, eine vollkommen neue Richtung einzuschlagen. Ich glaube, ich möchte mir die Gelegenheit geben, in Ruhe zu überlegen, wohin mein Weg gehen soll und was ich wirklich gerne machen möchte.«
»Kommst du denn finanziell zurecht? Falls du eine kleine Unterstützung brauchst …«
»Oh Alex, das ist wirklich nett von dir, aber du weißt doch - seit dem Tod von Großvater habe ich, was Geld angeht, keine Sorgen …«
»Was soll das heißen, Rem?« Alex sah sie verwirrt an.
Als Remy Alex’ verdattertes Gesicht bemerkte, zog sie entgeistert die Augenbrauen hoch. »Na, das Erbe, das weißt du doch.«
»Das Erbe?«
»Das Geld, das Großvater uns hinterlassen hat. Für jeden hundertachtzigtausend Pfund. Für mich und für Jake.« Und
dann machte sie ein langes Gesicht, als sie sah, wie Alex vor Bestürzung eine Grimasse zog.
»Du und Jake, jeder einhundertachtzigtausend Pfund?«, wiederholte Alex benommen.
Remy nickte zögerlich. »Wusstest du nichts davon?«
Alex schüttelte den Kopf.
»Jake hat es dir nicht erzählt?«
»Jake hat es mit keinem Wort erwähnt«, entgegnete sie geradeheraus.
Kein einziges verdammtes Wort, wiederholte Alex schockiert zu sich selbst. Es war, als ob Remy mit einem einfachen Satz das, was Alex für ihre Lebenswahrheit gehalten hatte, in kleine Stücke gesprengt hätte, eine Lebenswahrheit, die bei genauerem Hinsehen gar nichts mit Wahrheit zu tun hatte, sondern eher mit kleinen sich windenden Lügen.
Er hatte geerbt, und zwar laut Remy hundertachtzigtausend Pfund! Remys und Jakes Großvater war vor Monaten gestorben. Er hatte Jake so eine gewaltige Summe Geld hinterlassen, und Jake hatte es mit keinem Wort erwähnt? Warum hatte er ihr nichts gesagt? Sie erzählte Jake alles. Und sie dachte, dass er ihr auch alles erzählte. Geheimnisse zu haben, war nie Jakes Art gewesen. Das hatte sie zumindest immer gedacht.
Hatte sie sich die ganze Zeit in ihm geirrt?
Habe ich in einer Fantasiewelt gelebt?, fragte sie sich. War ich wie Remy geblendet und wollte der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen? Ist alles, wofür ich unsere Beziehung gehalten habe, eine Lüge? Wer würde so etwas als ein Geheimnis behandeln? Warum hatte Jake ihr verschwiegen, dass er geerbt hatte?
»Warum hat er mir nichts davon gesagt?«, fragte sie diesmal laut.
»Ich weiß es nicht, Alex, ehrlich.«
»Und was verschweigt er mir sonst noch?«
»Nichts. Da bin ich sicher.«
»Woher willst du das wissen?«
»Er vergöttert dich, Lex. Er liebt dich über alles.«
»Und du glaubst nicht, dass er mich betrügt?«
»Dich betrügen? Alex, das würde er niemals tun! Wie kommst du darauf, dass er dich betrügen könnte? Wie kannst du so etwas denken? Meinst du, weil er dir nichts von dem Geld erzählt hat, ist er auf einmal ein Lügner und ein Schuft?«
Alex verzog das Gesicht und zuckte die Achseln.
»Ist es, weil er mit Alison unterwegs ist?«, hakte Remy instinktiv nach.
Alex’ Schweigen sagte alles.
»Das ist doch wirklich albern.«
»Warum? Sie ist doch eine Traumfrau, oder nicht? Intelligent, attraktiv, erfolgreich. Wieso sollte er nicht auf sie stehen? Und Gelegenheit haben sie mit Sicherheit reichlich.« Alex sah Remy in die Augen. »Als ich gestern Abend auf seinem Handy angerufen habe, hat sie sich gemeldet …«
Remy zuckte nicht einmal. »Das ist doch nicht ungewöhnlich. Sie sind zusammen dort und arbeiten
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