Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
soeben seine Lederjacke von der Bühne zugeworfen hatte, nickte nur atemlos, nahm sich Alex’ vorherigen Einsatz zum Vorbild und ging zu einer Gruppe Zuschauer hinüber, die hinter den Absperrungen standen. Er lieh sich das Banner mit der Aufschrift »Nenn mich einfach Mrs. Sven Sigmundsen«, legte es auf den Boden, schrieb etwas darüber und begann wie wild, damit hin und her zu wedeln.
Alex blinzelte, um Frazers hastig hinzugefügtes Gekritzel entziffern zu können, und prustete los.
»Ich wünschte, ich wäre ein Mädchen, dann könnte das wahr werden…«, las Remy laut vor und musste ebenfalls lachen.
Die mittlere Gruppe traf ein, bevor die letzten Läufer der Führungsgruppe damit fertig waren, sich auf die Fahrräder zu schwingen.
Der wie ein Fels beschaffene Toyan, der sein Tempo immer konstant hielt, hatte zur mittleren Gruppe aufgeschlossen und lief jetzt neben Owen, Seamus, Finnur und Tomasz, dem Polen.
»Beeil dich, Toyan!«, schrie Alex ihm zu, und als sie und Remy sahen, wie schnell Toyan den Wechsel auf sein Fahrrad schaffte und Hans Müller und Finnur dabei hinter sich ließ, hoben sie begeistert die Hände und klatschten sich ab.
Die übrigen Athleten trudelten im Laufe der nächsten halben Stunde ein. Tommy Fletcher bildete hinkend das Schlusslicht, aber er lächelte immer noch.
»Glaubst du, er steigt aus?«
Bentley zuckte die Achseln.
»Die Laufstrecke entspricht der des London Marathon, und danach müssen die Athleten sich aufs Fahrrad schwingen und noch einmal die doppelte Strecke bewältigen. Aber sie haben dafür trainiert. Tommy ist ein guter Sportler, vielleicht ein bisschen älter als die anderen, aber älter zu sein, ist nicht immer ein Hindernis, denn mit dem Alter wird manch einer auch weiser.« Bei seinen letzten Worten sah er demonstrativ Humphrey an. »Tommy wird schon wissen, ob er weitermachen kann. Er wird die richtige Entscheidung treffen, mach dir wegen ihm keine Sorgen. Und vergiss nicht - manchmal entscheidet auch der Zufall, ob jemand verliert oder gewinnt.«
»Du bist so zynisch.« Alex schüttelte den Kopf.
»Nein, liebe Alex, ich bin objektiv, und das muss man als Journalist auch sein. Und nicht so emotional …«
»Willst du mir etwas sagen, Bentley?«
»Ich mag dich so, wie du bist.«
»Ich weiß. Das hast du mir heute bewiesen, danke noch mal.« Sie lächelte ihn an, und dann folgte sie einem plötzlichen Impuls, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn auf den Mund.
»Alex, bitte.« Bentley errötete, was nach der Umarmung eine weitere Premiere war. »Die Leute werden über uns reden, und es kursieren schon genug Gerüchte.«
»Wovon sprichst du, Bentley?«
»Ich sage nur, dass an einem Ort, an dem es von Journalisten wimmelt, nichts unbemerkt bleibt. Über alles wird getratscht, und ziemlich oft wird über die Wahrheit zugunsten einer guten Geschichte hinweggesehen, und Jake ist ein Oberligaspieler in einem multinationalen Verlagshaus; es ist sein Job, jede Wahrheit zu kennen und jedes Gerücht zu erfahren … Du kannst also sicher sein, dass die Nachricht über den freundschaftlichen Kuss, den du mir eben gegeben hast, noch vor dem Ende des heutigen Tages seinen Weg zu ihm gefunden haben wird …«
Als alle Wettkampfteilnehmer die Wechselzone passiert hatten, gingen sie den kurzen Weg hinunter zum Strand-Pub, wo im Garten zwei komplett voneinander getrennte Zelte aufgestellt worden waren.
»Eins für uns und eins für sie«, zischte Bentley, als der Bentley-Konvoi eintraf und die VIPs ausspuckte, die in das Zelt nebenan geleitet wurden.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es bei denen aussehen muss, wenn wir nur die armen Verwandten sind!«, rief Alex, als sie das Zelt betraten, das sich als ein wahres Füllhorn mit allen nur erdenklichen Köstlichkeiten erwies.
»Was meinst du, wie lange die Fahrradetappe dauert?«, fragte Remy an Bentley gewandt.
»Das hängt von den Athleten ab, aber ich schätze, zwei bis drei Stunden.«
»Das heißt, wenn die ersten Jungs vor ungefähr einer Dreiviertelstunde hier losgefahren sind, können wir schon in gut einer Stunde mit den ersten rechnen?«
»So ist es.«
»Ich wünschte, ich wäre mit dir auf diesem Motorrad mitgefahren, Alex. Dann hätte ich auch ein bisschen Action geschnuppert.«
Zum Glück war in dem Zelt ein großartiges Büfett aufgebaut worden, über das fast alle mit alkoholbedingtem Wolfshunger herfielen, um sich mit Graved Lachs, Langustinen und frischen Austern
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