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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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anblinzelte.
    »Es tut mir leid… das hätte nicht passieren dürfen.«
    Remy wich einen Schritt zurück. »Warum nicht?«, fragte sie mit schnarrender leiser Stimme.
    Ja, warum nicht? Das war eine sehr gute Frage, aber eine, die er nur schwer beantworten konnte.
    Da kam ihr ein Gedanke.
    »Bist du mit jemandem zusammen?«, fragte sie ihn, als er weiter hin schwieg.
    Er zögerte einen Moment, doch als er schließlich »Nein« antwortete, wirkte es ehrlich.
    »Warum dann?«
    »Ich mag dich wirklich, Remy.«
    »Aber …«, fuhr sie für ihn fort.
    »Aber ich halte es für keine gute Idee, wenn wir beiden uns miteinander einlassen.«
    »Es war doch nur ein Kuss. Bedeutet ein Kuss, dass wir uns miteinander einlassen?« Sie versuchte, ein gekünsteltes Lachen
zustande zu bringen und gleichgültig zu tun, doch es gelang ihr nicht.
    »Ein Kuss kann dazu führen, Remy.«
    Er hatte es also auch gespürt.
    Zumindest diese Erkenntnis beflügelte ihr Herz ein wenig.
    »Und außerdem reist du bald wieder ab. Übermorgen bist du weg.«
    Da wurde ihr das Herz wieder schwer.
    »Ich weiß, aber ich gehe doch bloß zurück nach England. Ich lebe schließlich nicht am anderen Ende der Welt. Es gibt immerhin so etwas wie Flugzeuge und Züge.« Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an. »Weite Entfernungen sind heutzutage nicht mehr so ein Hindernis wie in alten Zeiten.«
    »Sicher, aber ich fürchte, mit mir würde so etwas nicht funktionieren… Nein, es funktioniert definitiv nicht. Ich meine, ich mag dich wirklich, Remy, aber …« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Remy, ich hätte dich nicht… Ich hätte es nicht geschehen lassen dürfen…«
    Er war entschlossen, sie konnte es in seinen Augen und an seinem Gesichtsausdruck sehen. Den verräterischen Muskel, der ganz leicht in seiner Wange zuckte, bemerkte sie nicht. Das Einzige, was ihr durch den Kopf ging, war, wie erschreckend unverhältnismäßig ihre Enttäuschung in Anbetracht dessen war, dass sie ihn erst seit so kurzer Zeit kannte, und wie schwer es ihr fiel, weiter einen unbeschwerten und heiteren Eindruck zu machen.
    Sie hatte ihn schon vor dem heutigen Tag wirklich gemocht, ja, sie hatte sich sofort von ihm angezogen gefühlt, und dieses »Mögen« war, wie sie Frazer mehrfach zu erklären versucht hatte, zusehends gewachsen, doch heute war noch etwas anderes geschehen. Zu behaupten, sie hätte sich verliebt, wäre pures Klischee. Außerdem war es zwar definitiv so, dass ihre Libido Amok lief, doch ihr Herz war noch zu frisch verletzt,
als dass es ihr erlauben würde, sich auf etwas so Gefährliches einzulassen, aber sie hatte die Verheißung von etwas so Gutem gesehen, dass sie regelrecht schmecken konnte, wie süß dieses Gute würde sein können.
    Und jetzt sagte er, dass sie nicht einmal ein Häppchen zum Knabbern bekäme.
    Für einen verrückten Augenblick erwog sie, ihm zu sagen, dass sie auf Jersey bleiben würde, aber sie wusste, dass es alles andere als einfach wäre, es auch tatsächlich zu tun; außerdem würde er sie doch wohl für komplett übergeschnappt halten, wenn sie ihm anbot, auf der Insel zu bleiben, nachdem sie sich gerade mal seit fünf Minuten kannten. Sie konnte unmöglich wegen jemandem dableiben, den sie erst seit fünf Minuten kannte.
    Doch warum kam in einer Zeit, in der ein Flug nicht mehr kostete als ein vergnügsamer Abend außer Haus und in der man quasi überall per Telefon oder Internet erreichbar war, keine Fernbeziehung für ihn in Frage?
    Es war ein Vorwand. Es musste ein Vorwand sein.
    Doch sie würde keine Erklärungen verlangen.
    Sie würde nicht betteln.
    Sie würde sich nicht noch einmal selbst erniedrigen.
    Also nickte sie nur. Ihre Enttäuschung war mit Händen zu greifen, sein Gesichtsausdruck nicht zu deuten. Unfähig, irgendetwas anderes zu sagen, bedankte sie sich kleinlaut für den schönen Tag, drehte sich um und ging davon.
    Sie rechnete halbwegs damit, dass er hinter ihr herriefe, doch es blieb still, sehr still, und da wurde ihr das Herz noch schwerer.
     
    Joe blickte ihr hinterher, als sie sich vom Restaurant entfernte. Zwischen den Laternen war sie mal zu sehen und verschwand dann wieder in der Dunkelheit.

    Er hatte das Richtige getan. Das redete er sich zumindest ein. Er hatte das Richtige getan. Während er ihr weiter nachsah, wiederholte er diesen Satz immer wieder zu sich selbst. Bis er merkte, dass er sich so heftig auf die Unterlippe biss, dass es wehtat.
     
    Als er nach Hause kam, lag

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