Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
saßen jede Menge Herren in lächerlich teuren Anzügen.
Leider war der Kellner nicht in der Laune, sich konkreter auszudrücken.
»Welchen meinen Sie?« Remy runzelte die Stirn und fügte ihrer Verstimmtheit auch noch einen Ausdruck von Verwirrtheit hinzu.
»Gerard Davies.« Sein Groll wurde ein wenig durch die Tatsache gemildert, dass die junge Frau offenbar keinen Schimmer hatte, wer Gerard Davies war.
»Wer zum Teufel ist Gerard Davies?«
Na bitte, sie wusste es wirklich nicht. Er hatte also richtiggelegen, woraufhin sich sein Gesicht wieder aufhellte.
Der zweite Kellner huschte mit ein paar Mojitos hinter ihm vorbei.
»Wer zum Teufel ist Gerard Davies?«, wiederholte er ungläubig. »Sie sind offenbar nicht von hier.«
»Ach, was Sie nicht sagen!«, erwiderte Remy scharf, die nicht die geringste Lust hatte, sich höflich zu geben oder um den heißen Brei herumzureden. »Ich bin in einem Hotel abgestiegen, also können Sie mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass ich nicht von hier bin.«
»Wenn Sie wissen wollen, wer er ist, werden Sie vermutlich nicht mehr allzu lange warten müssen.« Der Kellner zog die Augenbrauen hoch und sah sie verschmitzt an. »Er ist im Anmarsch.«
Gerard Davies.
Geschäftsmann und Multimillionär.
Mit seinen knapp ein Meter vierundsiebzig war er nicht gerade ein Riese, doch was ihm an Zentimetern fehlte, machte er durch sein Charisma wett. Mit seinen stahlgrauen Augen, dem dunkelgrauen Haar in der Farbe von Kanonenmetall, das ihm besser stand als sein ursprünglicher dunkelbrauner Schopf, den feinen Gesichtszügen, seinen breiten Schultern, seiner stattlichen
Konstitution und seiner höflichen Art war er für einen Mann in den mittleren Fünfzigern außerordentlich attraktiv.
Außerdem war er Jecca Davies’ Vater.
Sie war das Produkt seiner ersten Ehe, aus der er sich verabschiedet hatte, als Jecca erst acht Jahre alt gewesen war, um sich seinen eigenen Freuden hinzugeben, und ein Überbleibsel seines schlechten Gewissens sorgte dafür, dass Jecca der einzige Mensch war, dessen Willen er sich zumindest gelegentlich ansatzweise beugte.
Der Original-Ironman, hatte sie ihn im Scherz zu nennen begonnen, doch es war nicht weit von der Wahrheit entfernt.
Er hatte sein Geld mit Immobilien verdient, war schlau genug gewesen, den Immobilien-Crash von 1989 zu überstehen, und war dann auch noch so weitsichtig gewesen, sich eines Großteils seiner Besitztümer zu entledigen, bevor es 2008 erneut krachte.
Und jetzt versuchte er sich hier und da, wie er es nannte.
Was in Wahrheit hieß, dass ihm halb Jersey gehörte.
Und was einer der Hauptgründe dafür war, dass der ProTrain-Wettkampf dort ausgetragen wurde.
Nach Jeccas Mutter hatte er noch zwei weitere Ehefrauen verschlissen und war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass es pure Dummheit wäre, sich noch eine vierte zu nehmen. Obwohl er immer noch ein Haus auf Jersey besaß, bereitete ihm die Tatsache, dass all seine Exfrauen in einem Radius von achtzig Meilen lebten, klaustrophobisches Unbehagen, weshalb er sich in Südfrankreich in Cannes niedergelassen hatte, wo er sich des dortigen mediterranen Lebensstils, des schönen Wetters und einer Reihe wechselnder Langzeit-Freundinnen erfreute, die mit der Zeit immer schöner und jünger wurden.
Seine letzte Freundin war neunundzwanzig gewesen und damit jünger als seine Tochter. Auch wenn die Beziehung zwei ansehnliche Jahre lang gehalten hatte, war es doch keine glückbringende
Erfahrung gewesen, weshalb er beschlossen hatte, sich in Zukunft nur noch an Frauen zu halten, die eher sein eigenes Alter hatten.
Und dann hatte er Remy gesehen.
Die in Alex’ rotem Sex-am-Stiel-Kleid am anderen Ende der Theke saß.
Und da tat er etwas, was er äußerst selten tat.
Er änderte seine Meinung.
Ein einflussreicher Mann verfügt über einen ganz speziellen Reiz, der nichts mit seinem Aussehen zu tun hat. Vielleicht liegt es an seinem Charisma oder daran, dass Erfolg oft ein Ergebnis von Beharrlichkeit, Intelligenz, Fleiß und vielleicht auch einem Hauch von Rücksichtslosigkeit ist - alles Eigenschaften, auf die die meisten Frauen stehen, nicht alle, aber Remy gehörte in dieser Hinsicht der Mehrheit an.
Außerdem war er außerordentlich charmant, und zwar nicht auf jene widerliche Art, die einen sofort nach der nächstbesten Kotztüte oder dem erstbesten Ausgang Ausschau halten ließ, sondern er hatte Humor, war interessant, kess und ein bisschen
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