Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Schuhe dankbar entgegen. »Dann nützt er mir nämlich nichts mehr.«
»Vor allem nicht im Schlafzimmer«, stellte Alex trocken fest.
»Wer sagt denn, dass wir im Schlafzimmer landen?«, fragte Remy, während sie ihre Sachen auszog, um schnell zu duschen und ein frisches Reizhöschen zu suchen. »Der Strand ist zu dieser Jahreszeit auch sehr schön.«
La Maison war wahrscheinlich das stilvollste und zugleich kleinste Restaurant, in dem Remy je gewesen war. Es befand sich im Souterrain eines hohen schmalen Reihenhauses im georgianischen Stil, und es gab nur fünf Tische. Drei drinnen und zwei draußen auf der Terrasse; Remy und Joe wurden von einem sympathischen Franzosen mit weißem Haar und einer ausgeblichenen blauen Kordhose an einen der draußen stehenden Tische geführt.
Man saß in einem wunderschönen kleinen ummauerten Hofgarten, das Essen wurde vom Plätschern des Wassers in einem steingemeißelten Brunnen und von gedämpfter klassischer Musik untermalt, die aus dem Inneren des Restaurants nach draußen drang; ihr Tisch wurde von Laternen beleuchtet, die in den Sträuchern hingen, die die Mauern säumten. Das Essen war einfach und doch hervorragend. Tomatensuppe mit Basilikum, gefolgt von Seezunge, und zum Nachtisch gab es Schokoladencremetorte, die so köstlich war, dass sie sich mit schlechtem Gewissen noch ein drittes Stück teilten.
Sie redeten über Essen, Filme, Reisen und irgendwelche Belanglosigkeiten und erzählten einander schlechte Witze, bis ihnen vom vielen Lachen die Kiefer wehtaten. Als sie es nicht mehr rechtfertigen konnten, noch länger sitzen zu bleiben, der Kaffee längst ausgetrunken war und Remy die beiden Minzschokoladenstückchen längst verputzt hatte, beschlossen sie unwillig, dass es an der Zeit war, ihr kleines Paradies, das sich durch das fantastische Essen und die noch besseren Gesprächen auszeichnete, zu verlassen.
Trotz ihres Protests bestand er darauf, die Rechnung zu bezahlen, legte ihr, als sie beim Hinaustreten auf die Straße leicht bibberte, seine Jacke um die Schultern und zog sie, als er vor ihr stand, noch enger um sie herum. Dann hielt er inne und beugte sich vor, und sie dachte einen spannenden Moment lang, dass er sie küssen würde, doch dann registrierte sie, dass er nur irgendetwas in ihrem Gesicht anvisierte.
»Du hast da was am Mund.« Er sah noch genauer hin, und sein Grinsen wurde breiter. »Schokolade!«, verkündete er. »Hätte ich mir ja denken können.«
»Mein Name ist Remy Daniels, und ich bin schokoladensüchtig.« Sie lächelte reuevoll.
Er streckte die Hand aus und rieb ihr mit dem Daumen vorsichtig den Schokoladenfleck von den Lippen. Und dann war es das Natürlichste von der Welt, dass sein Mund folgte. Es war ein perfekter erster Kuss, nicht unbeholfen, nicht verschämt, er war genau wie das Essen und der ganze Tag - einfach vorzüglich.
Es war so perfekt gewesen, alles hatte gepasst, und als sie schließlich widerstrebend voneinander abließen, hatte sie ihn angelächelt, und nur Augenblicke nachdem seine Libido ekstatische Purzelbäume geschlagen hatte, hatte zu seinem großen Erstaunen auf dieses Lächeln hin auch sein Herz angefangen, Saltos zu schlagen.
Sein Herz hatte sich seit sehr langer Zeit nicht mehr geregt.
Jedenfalls nicht so.
Remy kennenzulernen, hatte ihm viel Freude bereitet, und es war herrlich gewesen, mal wieder zu flirten, aber seine Einladung hatte er ohne irgendwelche Absichten zu hegen spontan ausgesprochen, und er hatte auch nicht geplant, den ganzen Tag mit ihr zu verbringen. Er hatte es einfach aus einer spontanen Laune heraus getan, weil er wusste, dass sie in zwei Tagen
wieder zurück nach England fliegen würde. Er hatte gar nicht vorgehabt, sie zum Abendessen auszuführen, aber er hatte sich nur schwer mit dem Gedanken abfinden können, dass ihre gemeinsame Zeit nun bald zu Ende gehen würde.
Und plötzlich wurde ihm klar, wie einfach sich das, was sich zwischen ihnen abspielte, von gemeinsamem Spaß und einem lockeren Flirt zu etwas weit Ernsterem entpuppen könnte.
Und das durfte einfach nicht passieren.
Und deshalb nahm er, als sie sich mit leicht geöffneten Lippen zu ihm vorbeugte, um ihm zu signalisieren, dass sie zu einem weiteren leidenschaftlichen Kuss bereit war, sanft ihre Hände und schob sie, anstatt sie näher zu sich heranzuziehen, ganz sachte von sich weg.
»Joe?«, war alles, was sie sagte, und ihre langen getuschten Wimpern flatterten wie Mottenflügel, als sie ihn erstaunt
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