Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Felix schlafend auf dem Sofa. Gizmo hatte sich in die Beuge seiner Knie gekuschelt und schnarchte, der Fernseher lief, aber ohne Ton, und der flackernde Bildschirm war die einzige Lichtquelle in dem dunklen Zimmer.
Da sie beide hundemüde waren, regten sich weder Gizmo noch Felix, als Joe den Fernseher ausschaltete und seinen schlafenden Bruder mit einer Wolldecke zudeckte. Im Flur streifte Joe die Schuhe ab, schlich so leise wie möglich nach oben und öffnete die Schlafzimmertür.
Sie schlief tief und fest; ihr schönes langes blondes Haar lag wie ein ausgebreiteter Fächer auf dem Kissen, und als er sie betrachtete, schmerzte ihm vor Liebe das Herz … und von seinem schlechten Gewissen.
Und da öffnete sie blinzelnd die Augen, sah ihn an und lächelte.
»Hi, Süße«, sagte er liebevoll. »Ich bin zurück. Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.«
»Hast du wieder bis in die Nacht gearbeitet?«, schalt sie ihn lächelnd.
»Ja, die Arbeit wollte kein Ende nehmen«, entgegnete er und fühlte sich schlecht, weil er gelogen hatte.
Sie streckte ihm die Arme entgegen, um ihn zu umarmen.
Und obwohl sie beinahe sofort wieder einschlief, lag Joe noch sehr lange wach neben ihr und sagte sich immer wieder, dass er das Richtige getan hatte. Doch in Wahrheit glaubte er es immer noch nicht ganz.
Kapitel 35
R emy steuerte direkt die Hotelbar an, wo ihrer Verstimmung gleich noch eins draufgesetzt wurde, als sie inmitten der wogenden Menschenmenge Sebastian erblickte, der leidenschaftlich das Model umarmte, das so unsanft von Seamus über den Strand geschleppt worden war. Der Bluterguss schien ihr offenbar nicht mehr groß zu schaffen zu machen, dachte Remy mit einem verächtlichen Schnauben, während sie sich auf dem einzigen freien Barhocker niederließ; jedenfalls ließ sie sich widerstandslos von Sebastian den Hintern massieren, als wäre dieser ein Klumpen Knetgummi.
Der Barkeeper, der sich von der ProTrain-Party an sie erinnerte und sie für entschieden attraktiver hielt als die übrigen vor der Theke herumlungernden Gäste, die eigentlich als Erste dran waren, bedient zu werden, ignorierte sie alle und ging direkt zu Remy.
»Womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte er sie strahlend.
Remy, die überhaupt nicht kapierte, dass durchaus mehr im Angebot war als nur ein Drink, wenn sie denn wollte, bestellte einen doppelten Brandy.
Ihren Namensvetter.
Normalerweise trank sie keinen Brandy, aber im Moment hatte sie das Gefühl, dass sie dringend einen brauchte.
Sie hatte sich in ihrem Kleid zu Beginn des Abends so rattenscharf gefühlt, als könnte sie jeden Mann abschleppen, den sie wollte, doch sie hatte sich getäuscht, denn ausgerechnet der Mann, den sie gewollt hatte, hatte ihr einen Korb gegeben.
Er hatte sie glatt zurückgewiesen.
»Ich mag dich wirklich, Remy, aber …«
Herablassender ging es gar nicht.
Der Barkeeper servierte ihr den Brandy, und sie kippte ihn größtenteils mit zwei Schlucken hinunter.
»Machen Sie sich bereit für die Party?« Der Barkeeper drückte sich immer noch in ihrer Nähe herum, obwohl eine ständig wachsende Schar durstiger Gäste darauf wartete, bedient zu werden.
»Ich ertränke eher meinen Frust.« Sie bedachte ihn mit einem matten Lächeln und konnte gerade noch dem Drang widerstehen, mit Daumen und Zeigefinger das »Loser«-Zeichen zu formen. Stattdessen leerte sie, das Gesicht verziehend, ihr Glas und wollte gerade einen weiteren Brandy bestellen, als der Barkeeper von jemandem ans andere Ende der Theke zitiert wurde, den er offenbar nicht ignorieren konnte.
Zum Glück kam der andere Kellner aus seiner Pause zurück und machte sich daran, den aufgelaufenen Rückstau an Bestellungen abzuarbeiten, bevor die ungnädigen Kunden meuterten und die Theke stürmten, um sich selbst zu bedienen. Doch bevor Remy die Aufmerksamkeit dieses neu hinzugekommenen Barkeepers gewinnen und ihren zweiten Brandy bestellen konnte, kam der erste Barkeeper zu ihr zurück. Allerdings strahlte er nicht mehr ganz so breit, als er eine Flasche Champagner und ein einzelnes langstieliges Glas vor ihr hinstellte.
»Was ist das?«, fragte Remy.
»Mit den besten Wünschen von dem Herrn am Ende der Theke«, erwiderte er durch zusammengebissene Zähne.
»Von wem?«, fragte Remy leicht ungnädig.
»Von dem Herrn, der am Ende der Theke sitzt, der in dem lächerlich teuren Anzug«, antwortete er säuerlich und deutete mit einem vagen Nicken in die Richtung Männer von Remy.
Am Ende der Theke
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