Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
unterschiedliche Zeitschriften wie Tatler oder National Geographic arbeitete und der es vorzog, einfach nur Bentley genannt zu werden. Er war ein adretter, kleiner Mann mit einer französischen Mutter und einem britischen Diplomaten als Vater, der in Paris aufgewachsen war und ein einwandfreies Englisch mit einem leichten französischen Akzent sprach.
Seine sexuelle Orientierung war den meisten ein Rätsel, doch er und Alex, die sich inzwischen seit zweieinhalb Jahren kannten und sich im Rahmen ihrer jeweiligen Arbeit häufig über den Weg liefen, waren inzwischen im weitesten Sinne gut miteinander befreundet, und sie wusste de facto, dass er schwul war.
Er war am Tag zuvor ebenfalls auf dem Orientierungsbriefing gewesen, doch er hatte Humphrey Tarne von der New Daily Post am Hals gehabt, der ein erdrückender Langweiler war, weshalb er Alex von der anderen Seite des Saals nur einen verzweifelten Gruß hatte zuwinken und ihr eindringlich die mit den Lippen geformten Worte »Lauf weg, so schnell du kannst, und kümmer dich nicht um mich« hatte zuhauchen können. Alex hatte sich halb totgelacht und genau das getan, was er ihr geraten hatte, was genau genommen geheißen hatte, dass sie sich in die Bar verzogen hatte, um sich mit Remy zu treffen.
Am Mittagstisch hatte er sich auf den Stuhl neben ihr plumpsen lassen und sie nicht etwa mit einem »Hallo« begrüßt, sondern mit den Worten: »So hatte ich das eigentlich nicht gemeint; du hättest ruhig zu mir kommen und mich erlösen können.« Dazu setzte er ein betrübtes Gesicht auf, das Remy vor Mitleid eine Schnute ziehen ließ, doch Alex, die Bentley besser kannte, prustete drauflos.
»Du unterhältst dich doch gern mit Humphrey«, erklärte sie, »weil ein Gespräch mit ihm dir vor Augen hält, dass du ihm verstandesmäßig überlegen bist.«
Als Alex ihn mit Remy mit den Worten »Meine Freundin, Jakes Schwester« bekannt machte, sah er sie nachdenklich an und antwortete: »Ja, um die Augen erkenne ich den Blick des großartigen Jake, zum Glück aber nicht um die Kieferknochen herum, nicht wahr, meine chérie?«
»Sie finden, dass ich aussehe wie mein Bruder?«, fragte Remy erfreut. Aufgrund ihres Altersunterschieds hatte bisher fast noch nie jemand diese Feststellung getroffen.
»Ja, aber Sie sind natürlich eine sehr feminine Version von ihm, was sehr zu begrüßen ist, denn es gibt nichts Schlimmeres als eine Frau, die aussieht wie ein Mann … abgesehen vielleicht von einem Mann, der nicht aussieht wie ein solcher.« Bei diesen Worten zwinkerte er Remy zu und wandte seinen Blick demonstrativ Jeremy Staines zu, der ihm gegenübersaß, einem unscheinbaren kleinen Mann von der Sportsman Weekly , der den Anschein machte, als ob jedes Wort, das mit »Sex« assoziiert werden konnte, aus seinem Vokabular gestrichen war, so schlaff und lethargisch wirkte er.
Remy, die ihn gerade zu ihrer Liste der Hetero-Männer hatte hinzufügen wollen, dachte verwirrt über diesen letzten Kommentar nach. War er doch schwul? Und dann hatte er sich zu ihr hinübergebeugt und ihre Hand mit einem unglaublich neckischen Augenaufschlag geküsst, und das hatte sie noch mehr verwirrt.
Bislang war sie zu dem Schluss gekommen, dass vier von den übrigen sieben Männern schwul waren, einer war bisexuell, weil er sowohl einem Kellner als auch einer Kellnerin in den Po gezwickt hatte - oder er wollte sich bloß nach allen Seiten absichern? -, einer, nämlich Jeremy, war asexuell, und der siebte war hetero, denn er hatte, während sie ihre aus Entenleberpastete bestehende Vorspeise aßen, die ganze Zeit in ihren Ausschnitt gestarrt und offensiv mit Alex geflirtet.
Die vier Männer, die sie als schwul eingeordnet hatte, hielt
sie hauptsächlich deshalb für schwul, weil bei ihnen nicht endgültig feststand, dass sie heterosexuell waren, und sie wollte kein Risiko mehr eingehen. Sie hatte beschlossen, dass sie von nun an am besten davon ausging, dass alle Männer homosexuell waren, bis sie ihr das Gegenteil bewiesen hatten. Auf diese Weise würde sie nicht erneut in Schwierigkeiten geraten.
»Glaubst du, die Eröffnungsparty heute Abend wird eine alkfreie Veranstaltung?«, flüsterte sie Alex zu, während der Kellner ihr ein großes Glas eisgekühlten Frascati einschenkte. »Ich meine, wegen der Wettkämpfer.«
»Klar gibt es Alkohol. Sie wollen die Werbefritzen und die Journalisten doch bei Laune halten. Wenn es keinen Alkohol gäbe, garantiere ich dir, dass sie den Saal scharenweise
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