Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
wünschte sie sich von ganzem Herzen, sie hätte ihn direkt mit der Sache konfrontiert, als sie sein Gesicht hätte sehen und seine Antworten nach seinem Ausdruck hätte beurteilen können und nicht nur nach seinem Tonfall.
Warum wich er der Frage aus?
Man konnte anhand verschiedener Indizien feststellen, ob jemand log. Was waren das noch mal für Indizien? Alex hatte im vergangenen Jahr einen Artikel darüber geschrieben und zermarterte sich jetzt das Gehirn, um sich zu erinnern.
Schuldgefühle, man blickte nach unten.
Eine zuckende Schulter wies ebenfalls darauf hin, dass jemand log.
Eine auf den Mund gepresste Hand verriet, dass man sich bemühte, nicht mit der Wahrheit herauszuplatzen.
Ihr Schweigen veranlasste ihn schließlich zu antworten.
»Er hat unser Treffen abgesagt - und zwar eine halbe Stunde nachdem er eigentlich in meinem Büro hätte sein sollen.«
»Und warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Welchen Sinn hätte es haben sollen, dir mitzuteilen, dass Frank mich versetzt hat? Ich wusste doch, dass du dann nur noch enttäuschter gewesen wärst wegen unseres geplatzten Mittagessens. Sag mal, Alex, ist das der Grund, weshalb du dich mir gegenüber vor meinem Abflug so merkwürdig verhalten hast?«
»Hab ich gar nicht«, protestierte Alex.
Gegenüber Jake etwas abzustreiten, von dem sie wusste, dass es stimmte, war nie eine gute Idee. Sie hatte sich merkwürdig verhalten, und das wussten sie beide, und jetzt kannte er auch den Grund dafür.
»Was dachtest du, was ich getan habe, Alex?« In seiner Stimme lag jetzt eine Spur von Verärgerung. »Glaubst du, ich habe dich angelogen, als ich dir gesagt habe, dass ich mich mit Frank treffen muss?«
»Wenn ich das gedacht hätte, hätte ich dich sofort zur Rede gestellt. Dass ich am Ende nichts gesagt habe, liegt daran, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass du mich anlügen würdest …«
»Eine verquere Logik«, entgegnete er, und sie hörte ihn am anderen Ende der Leitung leise seufzen. »Hör mal, Lex, es tut mir wirklich leid, dass aus unserem Essen nichts geworden ist, ich hatte mich auch ehrlich darauf gefreut. Und ich mag es auch nicht, so lange von dir weg zu sein, aber wir wissen beide, dass es ein wichtiger Bestandteil meines Jobs ist.«
»Aha«, murmelte Alex.
»Und wir wissen ebenfalls beide, dass ein wichtiger Bestandteil unserer Beziehung Vertrauen ist. Wenn du also je das Bedürfnis verspürst, mich etwas zu fragen, dann tu es bitte, okay?«
»Okay«, erwiderte sie kleinlaut und fühlte sich irgendwie zurechtgewiesen.
»Ich muss mich jetzt beeilen. In einer halben Stunde treffe ich mich mit Alison zum Frühstück, und ich habe noch nicht mal geduscht.«
»Okay.«
»Wir telefonieren bald wieder.«
»Okay.«
»Und liebe Grüße an Rem.«
»Richte ich aus.«
Alex legte das Telefon weg und vergrub ihr Gesicht im Kissen.
Ihr war zum Schreien zumute! So viel zu der Theorie, dass man Probleme aus der Welt schaffen sollte. Was für ein Reinfall! So hatte sie sich das nicht gedacht. Nach ihrer Unterhaltung mit Remy war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie die Sache mit dem Mittagessen völlig überbewertet hatte, und das Beste, was sie tun konnte, war, ihn einfach zu fragen.
Jetzt fühlte sie sich noch schlechter als zuvor.
Sie holte tief Luft und versuchte, klar zu denken.
Natürlich war er jetzt ein bisschen sauer auf sie.
Sie hatte es zwar nicht deutlich ausgesprochen, aber sie hatte ihm sehr wohl unterstellt, sie getäuscht zu haben.
Dass Frank ihm plötzlich abgesagt hatte, ergab ja einen Sinn, absolut; das Problem war nur, dass Jake normalerweise kein Typ war, der um den heißen Brei herumredete und auf Fragen mit Gegenfragen antwortete.
Hatte er auf Zeit gespielt? Hatte er entscheidende Minuten gewinnen wollen, um sich eine plausible Entschuldigung auszudenken?
Sie war immer noch überzeugt, dass er irgendetwas vor ihr verheimlichte, und jetzt war er Tausende von Meilen von ihr entfernt und zu allem Überfluss auch noch sauer auf sie.
Und sie hatte sich eingeredet, dass sie sich auf keinen Fall schlechter fühlen könnte, wenn sie ihn fragte.
Großartig.
Alex spürte, wie es in ihren Augenwinkeln zu kribbeln begann und ihre Augen feucht wurden.
Und da war noch etwas.
»Liebe Grüße an Remy«, hatte er gesagt. Und wo blieb sie? Okay, vielleicht war sie ein bisschen zu selbstmitleidig, aber genau in diesem Augenblick könnte sie auch ein bisschen Liebe und Herzlichkeit gebrauchen.
Und dann
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