Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
Damit ich dünner aussehe?«
    »Du brauchst nicht dünner auszusehen.«
    »Klar, und ich werde auch nicht in neun Tagen dreißig.«
    »Stimmt ja! Dreißig. Da steht wohl eine Party an, was?«
    »Das meinst du nicht im Ernst, oder? Glaubst du etwa, ich will die traurige Tatsache feiern, nicht mehr in den Zwanzigern zu sein?«
    »Mum sagt, das ist keine große Sache, sie meint sogar, im Rückblick kommt einem dreißig regelrecht so vor, als sei man damit noch im Teenageralter gewesen.«
    »Im Rückblick erscheint einem alles rosiger.«
    »Es sei denn, du findest plötzlich heraus, dass du Teil einer lebenden Lüge bist, und daraufhin verkompliziert sich alles ziemlich.«
    Remy unterbrach das Schminken von Alex’ Gesicht; die beiden sahen sich an, gaben einander mit einem Lächeln zu
verstehen, dass sie beide wussten, was gemeint war, und umarmten sich.
    »Heute dreißig zu sein, ist wie früher zwanzig zu sein«, erklärte Remy, nahm einen Lippenstift in die Hand und prüfte, ob er zu Alex’ Teint passte.
    »Meinst du?«
    »Auf jeden Fall. Wir sehen mindestens zehn Jahre jünger aus als die Frauen früher, als es noch keine Gesichts- und Wundercremes gab.«
    »Nach der Theorie bist du ja erst vierzehn«, stellte Alex lachend fest. »Also fällst du heute Abend besser nicht aus der Rolle, weil du demnach ja noch minderjährig bist.«
     
    Es war herrlich, mal ein bisschen »Mädels-Zeit« zu haben, dachte Remy, während sie und Alex sich gemeinsam für die Party fertig machten.
    Remy hatte nicht wirklich enge Freundinnen.
    Ihre Welt hatte im Grunde nur aus Simon bestanden.
    Beim Klamottenkaufen war immer er ihr Begleiter gewesen, er hatte ihr geholfen, ihr Make-up auszuwählen, war ihr Frisurberater gewesen, hatte bereitwillig das Mittagessen zubereitet, mit ihr getratscht oder war mit ihr ins Kino gegangen und hatte sich mit ihr Frauenfilme angesehen.
    Als sie noch zusammen gewesen waren, hatte sie es super gefunden, einen Mann zu haben, der nicht das ganze Wochenende damit verbrachte, sich irgendwelchen Sport anzusehen oder selber welchen zu treiben, einen Mann mit einem ausgewählten Geschmack, der Freude daran hatte, vor einer Umkleidekabine zu sitzen und darauf zu warten, dass die Klamottenvorführung begann, und der tatsächlich kluge Kommentare abgab, anstatt nur das übliche »nett« oder »schön« abzusondern.
    Inzwischen wusste sie, warum er so gewesen war, und das
warf wirklich einen Schatten auf ihre Erinnerung und tat weh. Sie hinterfragte alles, was sie jemals gemeinsam gemacht und getan hatten. War alles nur eine Lüge gewesen? Jedes noch so kleine Detail ihres Zusammenseins?
    Alex, die von dem inneren Aufruhr, der sich hinter Remys perfekt geschminktem Gesicht abspielte, nichts ahnte, betrachtete ihre Freundin mit einer Mischung aus Zuneigung und Neid.
    Remy sah umwerfend aus.
    In dem wie angegossen sitzenden blauen Seidenkleid, mit Alex’ wunderschönen, mit Schmucksteinen besetzten Sandalen - irgendwie würde sie Alex überzeugen müssen, dass sie sie nicht zurückhaben wollte, da Remy sich augenblicklich in sie verliebt hatte -, mit ihrem kastanienbraunen Haar, das ihr dank Alex’ Geschicklichkeit im Umgang mit ihrem GHD-Stylingeisen in einer eleganten, geschmeidigen Welle über die Schultern fiel, und mit ihrem mit Alex’ Make-up perfekt geschminktem Gesicht war sie eine wahre Schönheit.
    Nicht dass sie gewusst hätte, wie gut sie wirklich aussah.
    Wenn Remy in einen Spiegel sah, dachte sie höchstens manchmal, dass sie sich ganz gut zurechtgestylt hatte. Aber genau diese Einstellung machte einen Teil ihrer Attraktivität aus: dass sie sich ihrer Schönheit ganz und gar nicht bewusst war.
    Als sie jetzt einen letzten Blick in Alex’ Badezimmerspiegel warf, sah sie nur, dass sie fertig und bereit war, sich ins Partytreiben zu stürzen. Nach den Ereignissen der vergangenen Woche hätte sie gedacht, dass sie nichts lieber tun würde, als sich ein Loch zu suchen, in dem sie sich verstecken konnte, oder einen Felsen, unter den sie kriechen konnte, aber irgendwie hatte sie die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. Trotz der Fragen und Unsicherheiten, die das Scheitern ihrer
Beziehung aufgeworfen und unbeantwortet gelassen hatte - oder vielleicht auch aufgrund all dieser Unsicherheiten und Ängste -, war Remy bereit, sich erneut ins Leben zu stürzen.
    Sich zu amüsieren.
    Männer kennenzulernen.
    Echte Männer.

Kapitel 16
    D as ist ja der Wahnsinn!«, hauchte Remy, als sie Arm in Arm mit Alex

Weitere Kostenlose Bücher