Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
piepste ihr Handy. Sie hatte eine Nachricht erhalten.
Sie griff danach.
Es musste Jake sein. Bestimmt bereute er, das Gespräch beendet zu haben, und hatte ihr eine SMS geschickt.
Zu ihrer Überraschung hatte sie jedoch eine MMS erhalten.
Jake schickte ihr niemals Fotos. Wenn sie je Multimedia-Nachrichten bekam, stammten sie normalerweise von ihrem Bruder Jem, und sie waren meistens irgendwie schräg, erstaunlich, beunruhigend oder ansatzweise lustig, und so sackte ihr Magen vor Enttäuschung nochmals ein Stück tiefer, doch als sie sie öffnete, stellte sie fest, dass die Nummer doch die von Jake war.
Zuerst erkannte sie nicht richtig, was es war.
Doch dann wurde das Bild klarer.
Jake hatte sich selbst im Bett fotografiert; sie konnte die Seite seines Arms erkennen, mit dem er die Kamera vor sich hielt, um das Foto zu schießen, und neben ihm auf dem Kissen lag ein Foto. Ein Foto von ihr. Alex. Und nicht nur irgendein alter Schnappschuss, sondern das Foto, das sonst zu Hause auf seinem Nachttisch stand. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass es nicht mehr im Schlafzimmer war. Er hatte es komplett mit Rahmen mit nach Hongkong genommen.
Unter dem Foto stand der Satz: »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.«
»Das stimmt«, sagte Alex laut und lächelte.
Kapitel 15
F ür den folgenden Tag war ein Ausflug organisiert.
Ein Bus sollte mit ihnen eine Inselrundfahrt machen, angeblich um ihnen zu zeigen, wo die einzelnen Veranstaltungen stattfinden würden, doch in Wahrheit wollte der Veranstalter die Abwesenheit der Journalisten nutzen, die mit der Inseltour und einem exzellenten Mittagessen bei Laune gehalten werden sollten, um die Wettkämpfer einzuschleusen, ohne dass besagte Journalisten vor der großen Eröffnungsfeier am Abend über sie herfielen.
Als Fotografin getarnt nahm auch Remy an dem Ausflug teil; sie war so aufgeregt wie ein Kind auf seinem ersten Schulausflug und bewunderte als Erstes mit begeisterten Ohs und Ahs die Luxuriösität des klimatisierten Busses und dann die Schönheit der Landschaft, durch die sie fuhren, als sie St. Helier hinter sich ließen. Danach folgten in regelmäßigen Abständen ein gejapstes »Oh, wie wundervoll«, während sie die Küstenstraße Richtung Osten fuhren und dann weiter die Ostküste hinauf nach Gorey, wo sie um die Mittagszeit den Strand besichtigten, an dem die Schwimmetappe stattfinden würde.
Große Signalbojen in ProTrain-Blau mit dem aufgedruckten ProTrain-Logo in Weiß und Gold waren bereits im Meer vertäut und markierten die Stelle, bis zu der die Wettkämpfer schwimmen mussten. Zehnmal hin und zurück entsprach offenbar einer Distanz von gut dreieinhalb Meilen. Klang gar nicht so furchtbar schlimm, aber wenn man bereits zweiundvierzig Meilen gelaufen und achtzig Meilen Fahrrad gefahren
war, kam einem die Strecke wahrscheinlich vor wie eine Durchquerung des Ärmelkanals.
Egal wie sonnig der Tag auch sein mochte, das Meer sah trotzdem eiskalt aus.
Alex streifte einen Schuh ab und tauchte einen Zeh ins Wasser.
Es sah nicht nur eiskalt aus, es war auch eiskalt.
Sie könnte sich nicht einmal überwinden, in dem Wasser zu planschen, geschweige denn eine längere Strecke zu schwimmen.
Andererseits war es vielleicht eine willkommene Erfrischung nach dem Rest des Triathlons, so wie man es als angenehm empfand, nach der Aerobic-Stunde unter die Dusche zu springen.
Das Mittagessen war in einem Pub unweit des Strands angerichtet, dem Fisherman’s Arms, einem originellen alten Lokal mit niedrigen Balkendecken und Hummerreusen, Seesternen und Fischnetzen als Dekoration.
Remy und Alex saßen mit ein paar neuen und ein paar vertrauten Gesichtern am Tisch. Alex begrüßte diejenigen, die sie bereits kannte, und stellte sich den anderen vor; in Windeseile wurden Visitenkarten und neugierige Blicke ausgetauscht.
Remy für ihren Teil sah sich an dem Zehnertisch um, an dem außer ihr und Alex nur Männer saßen, und fragte sich, wer von dem bunt gemischten Häuflein wohl hetero war und wer schwul. Irgendwie ärgerte sie sich über sich selbst, dass dies ihr erster Gedanke war, wenn sie mit einer Gruppe relativ unbekannter Menschen an einem Tisch saß, doch inzwischen war sie einigermaßen besessen davon zu wissen, ob sie imstande war, die sexuelle Orientierung eines Mannes herauszufinden, den sie neu kennenlernte.
Alex freute sich, dass man sie neben Michael Bentley gesetzt hatte, einen freien Journalisten, der vorwiegend für so
angesehene und
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