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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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so oft verschoben hatte. Jetzt hatte sie Gelegenheit, in aller Ruhe einen Kaffee in angenehmer Gesellschaft zu genießen.
    »Ich habe auch schon öfter in England gespielt«, begann er.
    »Wirklich? Du bist auch Musiker?«
    Er nickte. »Aber leider reicht es bei mir noch nicht, um davon zu leben.«
    »Bei mir auch noch nicht so wirklich, aber ich bin recht genügsam. Ich teile mir mit einem Bandkumpel die Wohnung und die Plattenfirma hat genug Vorschuss spendiert, um uns mit dem Nötigsten zu versorgen.« Der warme Kaffee tat ihr unglaublich gut. »Was machst du für Musik?«, fragte sie mit einem wissenden Blick auf sein Elvis-Shirt.
    »Och, so dies und das. Kennst du Tallulah Gold ?«
    »Klar! Jeder, der sich in Londons Musikszene auskennt, hat schon von denen gehört. Leider bin ich nie in den Genuss gekommen, sie live ...«
    In seinen Augen schlich sich ein diebischer Funke.
    »Warte mal! Das ist deine Band?« Sie stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Ist ziemlich gut, was ihr macht.«
    »Danke!« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Ich kann das aber nur zurückgeben. EureDemo ist erstklassig! Man hört zwar deutlich den BritPop Einfluss, aber der Punk«, er deutete auf ihre verwuschelten, blondpinken Haare und ihren Green Day-Pulli. »ist nicht zu überhören.« Sein Oberkörper beugte sich verschwörerisch über den Tisch. »Um ehrlich zu sein, läuft die CD schon die ganze Woche hier im Büro rauf und runter.«
    Jetzt war sie es, die vor Stolz grinste. »Das ist mal ein tolles Kompliment. Danke, es ist wunderbar zu wissen, dass es Menschen gibt, die mögen, was wir tun.« Sie schaufelte sich noch zwei zusätzliche Löffel Zucker in den Kaffee. »Und wann gibt es was Neues von Tallulah Gold ? Mein Kumpel Lolli würde sich sicherlich darüber freuen.«
    »Oh, ein Fan!« Schon wieder dieses volle Weber-Grinsen. »Wie die Zeit es zulässt. Kennste ja bestimmt. Im Moment basteln wir an einem größeren Projekt. Wir haben unser eigenes Tonstudio gegründet.«
    »Wirklich?« Lachend schmiss sie sich gegen die Rückenlehne. »Das ist nicht dein Ernst … Wie soll ich mir das vorstellen?«
    »Exorbitant gut?«, schlug er vor und lehnte sich selbstgefällig zurück.
    »Okay, du hast mich am Haken. Erzähl mir mehr.«
    »Ich weiß noch was viel Besseres.« Wieder glomm dieser freche Funke in seinen Augen. Sein Ehrgeiz schien geweckt, sie von seinem Projekt zu überzeugen. »Wir geben morgen eine kleine Einweihungsfeier. Komm doch einfach vorbei.«
    Sie schürzte die Lippen. Sie war sich absolut nicht sicher, ob das im Moment das Richtige für sie war. Wenn sie sich nicht um Dinge für die Band kümmerte, saß sie bei ihrem Paps. Jetzt auf eine Fete zu gehen und Spaß zu haben, erschien ihr nicht richtig.
    »Ich überleg's mir«, murmelte sie schließlich bedrückt und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    Ihr Gesprächspartner schien sichtlich verwirrt von ihrem plötzlichen Stimmungswechsel, nahm ihre Antwort aber ohne weitere Bemerkungen zur Kenntnis. »Ich glaub, da kommt er endlich«, sagte er schließlich, da Begrüßungsfloskeln aus dem Flur in den Konferenzraum drangen. Nur Sekunden später öffnete sich die Tür.
    Wie festgenagelt saß sie auf dem Stuhl, ihr Mund stand offen und sie spürte, wie die Luft langsam ihre Schleimhäute austrocknete. Für einen Moment schloss sie die Augen und war nicht mehr im Hier und Jetzt:
     
    »Im Moment habe ich nicht die Zeit für eine Beziehung.« Sie sprang auf und zog die Hose über ihren Po. »Es tut mir leid, aber es würde nicht gut gehen. Irgendwann würdest du es hassen, immer die zweite Geige zu spielen und ich möchte nicht, das wir uns dann im Bösen trennen.«
    »Nina, bitte. Überleg …«
    »Da gibt es nichts zu überlegen«, fiel sie ihm ein weiteres Mal ins Wort. Sie wusste, sie musste deutlicher werden, sonst würde das hier in einer Katastrophe enden. Mit einem Satz stürzte sie zu der Stelle, an der ihr Top, Rock und ihre Stiefel nah beieinanderlagen. »Das hier eben war Sex. Nichts weiter.« Eiligst zog sie ihr Top über. Tunlichst darauf bedacht, ihn nicht ein einziges Mal anzusehen. Ein Blick, so wusste sie, und alles, was sie sich vorgenommen hatte, wäre für immer unwichtig gewesen. »Tu dir selbst den Gefallen und vergiss mich.«
    Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Tom aus dem Bett sprang. Noch bevor er bei ihr war, hatte sie sich ihre Jacke geschnappt und die Haustür erreicht. Ein Griff, ein Schritt und sie hatte Tom aus ihrem Leben

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