Echtzeit
lachend den Kopf. »Tja, mein Freund, ich hab dir doch gesagt, dass du so bei ihr nicht landen kannst.«
»Wirklich nicht?« Noch immer sah Jo sie mit vorgeschobener Lippe an.
»Nope!« Obwohl sie es sich tatsächlich überlegen wollte. Zeit mit diesen beiden Verrückten zu verbringen tat ihr gut und lenkte sie ein wenig ab. Doch Toms Verhalten war ihr ein Rätsel. Schließlich hatte sie ihm damals ihre Entscheidung vor den Kopf geknallt und jetzt tat er so, als ob es ihm einerlei war. Und doch war da etwas nicht Greifbares in der Luft zwischen ihnen. Das spürte sie genau.
»Okay.« Ergeben hob Jo die Hände. »Dann werde ich es wohl dir überlassen müssen, sie davon zu überzeugen, morgen im Studio aufzuschlagen.« Er warf seinem Kumpel einen verschwörerischen Blick zu.
»Keine Angst.« Tom legte einen Arm um sie. »Meinem Charme kann sie nicht widerstehen.«
»Ich weiß nicht recht«, grinste sie. Seine Nähe war eine reine Wohltat für sie, und dass er ihr offensichtlich nicht böse war, erleichterte ihr Herz um einen schweren Stein. »So wie ich euch in den letzten Stunden erlebt habe, bin ich schon fast geneigt, euch für schwul zu halten. Was mich eindeutig davon abhält, eurem Charme auch nur ein bisschen zu verfallen.«
»Frech wie eh und je«, murmelte Tom und drückte sie kurz an sich.
»Jap! Frech und hungrig.«
Er lächelte schief. »Gut, dann lass uns, was essen. Kommst du mit, Jo?«
Gemächlich rieb dieser sich über den Bauch. »Du, ich hab zwar schon großen Hunger, aber da du so spät gekommen bist, muss ich jetzt die liegengebliebene Arbeit aufholen.« Er griff in seine Hosentasche und zog sein vibrierendes Handy hervor. »Bring mir einfach was mit«, sagte er, bevor er das Gespräch annahm.
Tom nickte, ergriff Ninas Arm und führte sie in Richtung Tür.
In Ninas Magen breitete sich indes neben einem Hungergefühl eine unangenehme Nervosität aus. Natürlich war sie froh, jetzt mit ihm allein sein zu können. Es gab so vieles, was sie ihm erzählen wollte und noch viel mehr, was sie von ihm wissen wollte. Aber es fühlte sich seltsam an, jetzt und hier einfach so neben ihm herzulaufen, als ob nie etwas gewesen wäre.
»Lust auf was Bestimmtes?«, fragte er, als sie das Gebäude verließen.
Kurz hielt sie inne und überlegte. »Mmh, Currywurst! Die hatte ich schon verdammt lange nicht mehr und mir ist seit Tagen nach einer ordentlichen Portion von Konnopke .«
Er lachte laut und tief. Genau wie damals am Ring verursachte er damit eine tierische Gänsehaut bei ihr.
»Okay«, begann er und sah auf die Uhr. »Also bis zum Prenzlberg werden wir es leider nicht schaffen. Aber wenn es dich nicht stört, drüben gibt es eine Currywurst, die auch lecker ist.«
»Eigentlich halte ich ja nicht viel von deinem kulinarischen Geschmack, aber eine gute Currywurst wirst du wohl noch erkennen.«
Sie zwinkerte frech und nach und nach löste sich ihre Aufregung. Wieder lachte er und das tat ihr unheimlich gut. So langsam begriff sie, dass er ihr wirklich nicht böse war und wie um es ihr zu beweisen, legte er den Arm um ihre Schultern und führte sie quer über den Parkplatz.
»Ich bin wirklich wahnsinnig froh, dich wieder zu sehen.« Dann wurde er ernster. »Du hast mir gefehlt, Nina.«
Und wieder schnellte ihr Blutdruck in die Höhe. Die Nervosität nahm wieder überhand. Was für ein Spiel spielte er mit ihr?
Sie erreichten die vierspurige Hauptstraße und Tom löste sich wieder von ihr, um den Verkehr besser im Blick zu haben. Nina schwenkte ebenfalls ihren Kopf nach links und rechts und trat auf die Straße.
»Nina! Vorsicht!« Mit einem Ruck wurde sie zurückgezogen und sie hörte das Rauschen eines vorbeifahrenden Wagens. Ihre Wange drückte sich gegen Toms Brust und seine Arme hielten sie fest. Sofort bugsierte er sie einige Meter zurück auf den Gehweg.
»Mann, Mädel, was ist denn mit dir los? Das war verdammt knapp.« Unsinnigerweise schien er ihren Körper nach Verletzungen abzutasten. »Ist alles Okay?«
Verwirrt sah sie ihn an. War sie wirklich beinah von einem Auto überfahren worden? Ein kleiner Anflug von Panik beschlich sie – schon seit einigen Tagen war sie nicht mehr ganz Herrin ihrer Sinne. Und er und sein eher absurdes Verhalten trugen auch nicht gerade dazu bei, dass es ihr besser ging. Im Gegenteil.
»Nina? Was ist los?« Seine Hände fassten ihr Gesicht und zwangen sie, ihn anzusehen. Besorgnis lag in seinen Augen und zugleich war diese Stärke, die Sicherheit zu
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