Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
über die Kühlerhaube flog, merkte nicht das Geringste, bis er im Krankenhaus kurz zu sich kam.
In seinem bleischweren, benommenen Zustand nahm Perky die um sein Bett versammelten fremden Gesichter wahr, die Gesichter des Ärzteteams. Doch ein Gesicht wirkte vertraut, ein geiferndes Gesicht, das sich grotesk aus dem Kreis der leeren Mienen betroffener Distanz der Krankenhausleute in den Vordergrund wand.
Perks spürte, wie sein Lebenslicht verlosch, aber er sah auch das Gesicht näher kommen, und die letzten Worte, die Perky Navarro hörte, waren,– Hier bist du in guuuuten Händen, Perky, altes Haus. Wir verarzten dich schon …
Unglücklicherweise verschied Perky Navarro. An diesem Abend hatte Yvonne Croft frei, also ging sie nach unten in die Pathologie, um Glen zu besuchen. Sie hörte Laute hinter einer Tür in der Leichenhalle.– Wer ist da drin?, fragte sie Glen.
– Ist bloß Freddy, lächelte Glen,– er ist ein alter Freund des Verblichenen. Ihn haben die Gefühle übermannt; er erweist ihm auf seine ganz spezielle Art den letzten Respekt.
– Oh, sagte Yvonne,– das ist nett.
– Ja, sagte Glen,– Auch nen Kaffee?
Sie lächelte, und er schob sie hinaus, rüber in die Kantine.
24 Mit pathologischen Grüßen
Zwei Männer spielten eine besonders herausragende Rolle in der Krankenhausverwaltung des St. Hubbin’s. Es war für sie beide in unterschiedlicher Weise profitabel. Beide Männer hatten gleich gewusst, dass sie nicht aufgeben würden, was sie hatten, was ihnen teuer war.
Alan Sweet, einer dieser Männer, hatte um ein klärendes Gespräch mit dem zusehends aufsässiger werdenden Pathologen Geoffrey Clements gebeten, um über dessen fortgesetzte Beschwerden über ärztliches Fehlverhalten in der Abteilung zu diskutieren.
Der Pathologe hatte gerade zum Sprechen angesetzt, als er den chloroformierten Knebel auf seinem Mund spürte. Er wehrte sich, aber Freddy Royle, der zweite der beiden Männer, die von den möglichen Folgen der Entdeckungen des Pathologen am meisten betroffen waren, entstammte einer Bauernfamilie und hatte einen außergewöhnlich kräftigen Griff.
Alan Sweet war schnell an seiner Seite und half ihm, den Pathologen zu bändigen, bis er bewusstlos wurde.
Als Geoffrey Clements wieder halbwegs zu Bewusstsein kam, konnte er nur krampfhaft an seinen Fesseln zerren. Obwohl ein Mädchen namens Candy mit blondiertem Haar auf ihm ritt und der riesige Dildo, den sie sich umgeschnallt hatte, tief in seinem Anus steckte, und obwohl das andere Mädchen, Jade, ihre Möse an seinem bärtigen Gesicht rieb, fühlte er sich köstlich entspannt.
– Uhh, aaah, ja, so ist schön!, rief Freddy Royle, als die Kamera in Perkys alter Wohnung die Szene aufzunehmen begann.– Ja, diese Muskelrelaxantien scheinen der Bringer zu sein, wie, Geoffrey, alter Freund und Kupferstecher?
In seinem selig-weggetretenen Zustand konnte Clements nur leise in Jades Busch seufzen.
– Eine ganze Reihe von Leuten könnte das Video sehen, Geoffrey. Natürlich wissen Sie und ich, dass es dazu nicht kommen wird, sagte Sweet lächelnd.
– Ich glaube, die kleine Angelegenheit regeln wir unter uns, lachte Freddy,– Uhh, aaah, so gefällst du mir!
25 Lorraine geht nach Livingston
Rebecca amüsierte sich im Forum wie noch nie. Die Droge hob sie mit der Musik in ungekannte Höhen. Sie entspannte sich, saß im Chill-out-Raum, genoss die Wellen von MDMA und Musik in ihrem Inneren. Sie schaute rüber zu Lorraine, die zum verrückten, apokalyptischen Sound der plärrenden Autohupen und Sirenen abtanzte, verrückte urbane Albtraum- FX über einem lockenden, unwiderstehlichen Breakbeat. Rebecca hatte Lorraine zu einem Kurzurlaub daheim in Livingston begleitet. Lorraine tanzte mit einer Gruppe von Männern und Frauen, die sie kannte. Es war die erste Jungle-Nacht überhaupt im Forum, mit ein paar erstklassigen Londoner Jocks. Lorraine sah glücklich aus. Rebecca dachte an den Titel für ihr Buch: Lorraine goes to Livingston. Wahrscheinlich würde es nie veröffentlicht werden. Es kam nicht darauf an.
Und mitten im Jungle von Livingston geschah etwas mit Lorraine. Irgendwie fummelte sie plötzlich mit jemandem, saugte an Lippen in einem Gesicht, das den ganzen Abend lang nah bei ihrem gewesen war. Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an. Sie war froh, dass sie zurück nach Livingston gekommen war. Zurück nach Hause.
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Das Buch
Drei wilde, radikale Geschichten über die Liebe oder das, was man dafür
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