Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
los geht’s, wir am Ficken, mit Ausblick auf die Stadt, war schon klasse. Das Blöde ist, nach zehn Minuten fühl ich mich auf einmal echt scheiße. Total widerlich, fickrig, krank; ich kam auf die ganz Miese runter. In der Beziehung sind die Flatliners echte kleine Biester. Egal, ich wollte nur noch schnell abspritzen und mich verpissen. Und das tat ich dann auch. Die Kleine war nicht so begeistert, aber da steckt man nicht drin. Man muss also aufpassen, ehe man von Liebe redet. Ist auch bloß ne Art, sich die Zeit zu vertreiben. Wart’s ab, ob die Gefühle sich aufs tägliche Leben übertragen, dann kannst du’s Liebe nennen. Liebe ist nicht nur was für Weekender.
– Nukes, Tatsache ist, ich wasch mir jeden Tag den Schwanz und zieh frische Unterhosen an.
Nukes zieht ne Braue hoch und grinst,– Dann muss es Liebe sein, meinte er, dann sagte er noch,– Zumindest von deiner Seite. Aber wie steht’s mit ihr, Junge?
23 Heather
– Lloyd. Das glaubt man selbst nicht, dass man irgendwann mit einem ausgeht, der so heißt, erzähle ich Marie.
Marie sieht müde aus. Sie hasst ihren Job, und heute ist Dienstag. Sie kommt langsam runter, und sie ist ausgebrannt. Sie sagt, sie hätte gerne auch vor und nach den Wochenenden was vom Leben, könne aber deren Reiz nicht widerstehen. Und außerdem hätte der Achtstundentag in einer Arbeitswoche nichts Vergleichbares zu bieten.– Schon komisch, wie alles zusammenpasst, stöhnt sie genervt.
– Das Problem mit Lloyd ist, sage ich, obwohl ich weiß, dass ich sie langweile, sie nerve, sie womöglich bis aufs Blut reize, aber ich kann den Mund nicht halten,– dass er überhaupt nichts zu wollen scheint.
– Irgendwas will jeder. Will er dich?, fragt sie und zwingt sich, mir zuzuhören. Sie ist schon ein kleiner Schatz.
– Ich glaube schon, sage ich lächelnd. Die Wohnung ist das reine Chaos. Für Marie in ihrem Zustand muss sie noch viel schlimmer aussehen. Ich werd nachher ein bisschen aufräumen.
– Wann hast du vor, mit ihm zu bumsen?, fragt sie und fügt hinzu,– Wird langsam Zeit, dass du mal ordentlich gefickt wirst.
– Ich weiß nicht. Ich komme mir in seiner Gegenwart ganz komisch vor. So richtig unerfahren und nervös.
– Na ja, genau das bist du ja, sagt sie zu mir.
– Ich war fünf Jahre lang verheiratet, sage ich zu ihr.
– Eben! Wenn du fünf Jahre mit demselben Typ zusammen warst, der dich nicht mal befriedigend gefickt hat, dann bist du völlig unerfahren. Wenn Sex nur ein leeres Ritual ist, wenn er nichts bedeutet und sich nach nichts anfühlt, dann ist er nichts, das ist, als hätte man es nie gemacht. Viele Männer sind solche Wichser, weil ihnen schlechter Sex nichts ausmacht, aber für eine Frau ist schlechter Sex schlimmer als gar kein Sex.
– Was weißt du denn über schlechten Sex, Fräulen Fickwachtel? Ich dachte, du pickst dir immer nur die Rosinen raus?
– Denkst du vielleicht. Weißt du noch, wie wir als Teenager immer unsere Witze über die Schnellschuss-Brigade gemacht haben? Tja, die gibt’s immer noch. Vor ein paar Wochen habe ich einen richtig cool aussehenden Typ kennengelernt, ein richtiger Kerl, so um die fünfundzwanzig, sechsundzwanzig. Wir hatten beide ausgesprochen nette Pillen genommen, und im Yip Yap war ein fantastischer Liebesvibe. Egal, ich war ganz hin und weg von allem und bin mit ihm auf dem Arthur’s Seat gelandet. Wir gingen in den Clinch, aber dann auf einmal wurde er ganz verkrampft und komisch, spritzte in mich ab und verschwand, so schnell er konnte. Er hat nicht mal auf mich gewartet. Hat mich da oben auf dem Scheißberg sitzen lassen. So ein dämlicher Schwachkopf in Lederweste, der seinen Hund ausführte, kam vorbei, während ich mir die Augen ausheulte. Also pass auf mit diesem Typ, wenn es eine Chemoromanze ist. Schön langsam voran. Sei auf der Hut.
– Weißt du, Lloyd hat mir neulich diese Platte von Marvin Gaye vorgespielt, eins von seinen weniger bekannten Stücken. Es heißt »Piece of Clay«. Da hieß es irgendwie, dass jeder jemanden sucht, der wie ein Stück Ton in seinen Händen ist, um ihn zu formen, wie er möchte, verstehstdu? Aber Lloyd scheint nicht so zu sein. Bei Hugh war es von Anfang an, als würde er mich zurechtkneten. Alles, was ich sagte oder tat, hat er mit seinen Ansichten, Obsessionen oder Ideologien eingegrenzt und geregelt, von der sozialistischen Revolution bis zur Managerkarriere. Es gab immer irgendeinen Kampf, natürlich von ihm vorgegeben, der den Ablauf unseres
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