Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
bist auch drauf, und erzählst dann was von Liebe? Klingt mir doch n bisschen nach Pollen-Liebe. Ist nichts gegen zu sagen, aber wart lieber ab, ob’s nach dem Runterkommen immer noch so aussieht, eh du an Kirche, Kutsche und kaltes Büfett denkst.
– Na schön, sehen wir mal, sage ich zu Nukes, wobei mir auffällt, wie unterschiedlich beide Seiten seines Profils sind. Die eine Gesichtshälfte sieht absolut scharf aus, die andere echt scheiße. Der Nukes fürs amerikanische Abendprogramm und der Nukes fürs amerikanische Nachmittagsprogramm. Ich versuche mir im Geist Heather als Ganzes vorzustellen. Ich erinnere mich nur noch an ihre Augen und ihr Gesicht. Mir wird plötzlich klar, dass ich nicht mal weiß, wie ihre Titten und ihr Arsch aussehen: Größe, Form, Beschaffenheit und so was alles. Das überrascht mich; normalerweise checke ich solche Sachen ganz zuerst. Es kommt mir vor, als wäre mein Gesicht nie mehr als ein paar Zentimeter von ihrem weg, wenn wir zusammen sind. Das ist definitiv was Neues, aber es wäre verdammt grausam, jetzt zu sterben, den Löffel abzugeben, ohne je einen vollständigen Eindruck von ihr gehabt zu haben.
– Immer schön vorsichtig, Lloyd, mehr sag ich ja gar nicht. Nukes dreht sich um und zeigt mir seine Schokoladenseite. Du weißt doch, wie schnell man irgendwen toll finden kann, wenn man auf E ist. Ich weiß noch, wie mal n paar von uns zu ner Slam-Party auf der Renfrew Ferry waren. Ich kam gerade auf Pille, da kommt Henzo angerannt und meint, Rotalarm auf allen Decks, du Sack, hierwimmelt’s von Motherwell-Hools. Ich guck mich also um, und tatsächlich, der ganze Samstagnachmittags-Verein ist da, die großen Nummern und so, und feiern kräftig ab. Also dreh ich mich zu Henzo um und sag: Reg dich ab, ja? Heute Nacht ist jeder die Liebe selbst. Die Jungs sind in Ordnung. Hey, die sind genau wie wir; die holen sich ihre Kicks, wo sie sie kriegen können. Egal, ob es House-Kicks mit E sind oder Hool-Kicks mit Adrenalin, kommt aufs Gleiche raus. Ich also zu so nem fetten Arsch hin, den ich wiedererkenne, und wir zeigen bloß mit den Fingern aufeinander und grinsen uns erst mal einen, und dann gibt’s die große Verbrüderung. Er stellt mich den anderen von seinem Trupp vor, und dann feiern wir zusammen ab. Er meint zu mir: Der Kick hier ist nicht ganz so gut wie Randale, aber nach so n paar Nächten schläft man besser. Nach ner Klatscherei bin ich tagelang aufgekratzt, kann nicht schlafen und so. Jetzt sind wir dicke Kumpels, aber wart mal, bis wir das nächste Mal in Fir Park sind. Da gibt’s aufs Auge.
– Und das soll heißen?
– Soll heißen, dass wir bei nem Rave ein Milieu schaffen, und zwar nicht bloß durch E– wenn’s auch hauptsächlich E ist– das einem die Art von Gefühlen leicht macht. Ist der gesamte Vibe. Aber das überträgt sich nicht so ohne Weiteres auf die restliche Welt. Da draußen haben diese Fotzen für ne andere Umgebung gesorgt, und die Umgebung eignet sich besser für Randale-Kicks.
– Und trotzdem kann man Liebe, richtige Liebe, im Clubumfeld finden. Dort fällt es Leuten ja nur leichter, sich kennenzulernen, sich zu öffnen und Hemmungen abzubauen. Ist doch nichts Schlimmes.
– Ah, aber jetzt hör dir das mal an. Da kann man sich auch schwer vertun. Wenn man E genommen hat, sieht jedeBraut absolut scharf aus. Da gibt’s nur eins– den Acidtest: Geh mit ihr am nächsten Tag auf Trip. Guck dir an, wie sie dann aussieht! Ich weiß noch, wie ich abends im Yip Yap mal n Auge auf diese kleine Schnecke geworfen hab. Verdammt süß und alles, kann ich dir sagen, Alter. Die Emotionen britzeln also, und als romantischer Sack, der ich nun mal bin, schlag ich nen kleinen Spaziergang rauf zum Arthur’s Seat vor, Sonnenaufgang gucken, ja?
– Voll auf E, meinst du wohl.
– Scheiße, darum geht’s doch gerade! Wär ich ganz ich selbst gewesen, hätte ich einfach gesagt: Was ist, kommst du mit zu mir, ja? Aber von wegen, weil ich auf E war, hab ich mich anders benommen als sonst. Das Blöde ist bloß, dass ich mittlerweile so oft auf E bin, dass ich mich dauernd so benehme! Aber egal, wo war ich noch mal?
– Die Braut, Arthur’s Seat, erinnere ich ihn.
– Ah, ja … also, die Kleine, weil sie auf E ist und so, denkt sich: Der ist ja voll romantisch. Wir also oben auf dem Arthur’s Seat, und ich seh ihr in die Augen und sag: Ich möchte jetzt wahnsinnig gerne Liebe mit dir machen. Sie hat auch Lust, also raus aus den Scheißklamotten, und
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