Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
wachsames Auge auf ihren Schützling. Der Earl of Denby war ein schneidiger, gut aussehender Mann, und er und seine Frau schienen ihr ungeheure Vitalität und Lebensfreude auszustrahlen.
Die Dinnergesellschaften in Radcombe House waren mit großem Aufwand verbunden, selbst bei Anlässen, bei denen nur wenige Gäste zugegen waren.– Ist das nicht wundervoll?, sagte Lorraine zu Miss May, die nicht von der Seite der jungen schottischen Schönheit wich.
– Das ist noch sehr bescheiden. Warten Sie, bis Sie erst Thorndyke Hall sehen, liebes Mädchen, lächelte sie. Das war der Familiensitz in Wiltshire, und Lorraine konnte es kaum erwarten, endlich dorthin mitgenommen zu werden.
Bei einer der kleineren Dinnergesellschaften in Radcombe House, zu der nur wenige Gäste geladen waren, erweckte eines Abends der kecke Blick eines gut aussehenden jungen Mannes Lorraines Aufmerksamkeit. Er wirkte seltsam vertraut, und sie glaubte, sie müsse ihn an einem der früheren Dinnerabende gesehen haben. Dieser Mann, ein launischer junger Stutzer, fasste seinen Freund und Gastgeber, den Earl of Denby, spöttisch ins Auge und forderte in theatralischem, neckendem Tonfall,– Nun, Denby, alter Schurke, Ihr habt mir für dieses Wochenende ein erstklassiges Jagderlebnis unten in Wiltshire versprochen, aber, sagt an, welche Vergnügungen haltet Ihr heute Abend für mich bereit? Der junge Adlige lächelte Lorraine zu, und sie erinnerte sich sofort, wo sie ihn schon gesehen hatte: Er war einer der Offiziere in der Postchaise gewesen, die ihre Reise nach London so plötzlich unterbrochen hatte, jener Offizier, der sie so anzüglich gemustert hatte.
– Meine Köchin, sagte Denby ein wenig nervös,– gilt allgemein als Künstlerin ihres Fachs …
– Aber, unterbrach ihn der junge Mann selbstgefällig, während er Lorraine einen weiteren kecken Blick zuwarf, die daraufhin spürte, dass sie, wie schon zuvor, errötete,– mit einer Köchin werde ich mich nicht abspeisen lassen! Ich kam her in freudiger Erwartung schockierender Orgien!, posaunte er. Lord Harcourt, der nicht weit von ihm saß, verschluckte sich an seinem Wein und schüttelte gereizt den Kopf.
– Lieber Marcus! Ihr seid so schockierend !, sagte Lady Huntingdon mit einem nachsichtigen Lächeln.
– Meine liebe Lady, sagte Lord Harcourt,– Ihr seid ebenso schlimm wie dieser verabscheuungswürdige junge Hund, wenn Ihr seinen kindischen und amoralischen Reden mit solcher Nachsicht begegnet!
– Das ist der beklagenswerte Einfluss des Lord Byron und seiner Spießgesellen auf die Gesellschaft!, sagte Denby mit einem leicht verächtlichen Lächeln.
– Ja, dieser verdammte Dichterling hat ungeheuren Staub aufgewirbelt!, rief Harcourt aus.
– Aber mein Einwand ist doch, fuhr der junge Mann fort,– wie kann ich Ende des Monats gegen Boney ins Feld ziehen, ohne mich mit ein wenig belebenderen Zerstreuungen gestählt zu haben?
– Die Art der Zerstreuung, die Euch vorzuschweben scheint, wird unter meinem Dach nicht stattfinden, Marcus!, grollte Denby.
– Marcus, seid ein Schatz und dämpft Euren feurigen Kampfgeist ein wenig, solange wir essen, denn Eure Reden grenzen wirklich ans Skandalöse! Unterhaltet uns doch mit Euren Armeegeschichten, drängte Lady Huntingdon ihren rüden jungen Gast liebenswürdig.
– Ganz wie Ihr wünscht, teuerste Lady, lächelte der junge Mann, besänftigt und verführt von ihrer sanften Stimme und der beschwichtigenden klassischen Schönheit seiner Gastgeberin. Und wie gewünscht fesselte er die Tischgesellschaft für den Rest des Abends mit Erzählungen von großem Witz und Humor aus seinem Militärdienst.
– Wer ist dieser Mann?, konnte sich Lorraine nicht enthalten, Lady Huntingdon zu fragen, nachdem die Gäste sich verabschiedet hatten.
– Das war Marcus Cox. Ein perfekter Schatz, und einer von Londons begehrtesten Junggesellen, aber ein unverbesserlicher Wüstling. Es gibt in dieser Stadt viele Männer von Stand, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen, mein Engel, und Ihr solltet ihnen mit Vorsicht begegnen. Aber das werden Euch meine Freundinnen, Eure liebe Mama und die gute Amanda, sicher bereits gesagt haben. Zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass viele Männer von Stand fast alles sagen und tun würden, um einer Jungfrau ihre Tugend zu rauben. Wenn ein Mann, selbst einer von Marcus Cox’ Geburt, kurz davor steht, an die Front einzurücken, schleicht sich eine gewisse Rücksichtslosigkeit in seinen Ton und sein Auftreten
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