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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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der ganzen grauen Mächte und toten Seelen, die alles kontrollierten, die sowieso nur darauf aus waren, einem das Hirn und die Lebenskraft abzutöten, wenn man nicht einer von ihnen war. Man musste ihnen zeigen, dass man trotz ihrer immensen Anstrengungen, einen zu einem Ebenbild ihrer selbst zu machen, einen totzukriegen, noch voller Leben steckte. Glen wusste, dass das nicht die ganze Antwort war, weil all das immer noch dasein würde, wenn man mal damit aufhörte, aber im Moment war es die beste Show in der Stadt. Und ganz bestimmt die einzige, bei der er dabei sein wollte.
    Sein Blick wanderte wieder zu Lorraine und ihrer Freundin. Es war ihm erst nicht aufgefallen, aber er tanzte wie ein Maniac, und als er zu ihnen rüberschaute, wurde es ihm klar. Hier gab es keine Poser, alle hier spielten verrückt. Das war kein Tanzen, Tanzen war nicht das Wort für das, was hier abging. Und da waren sie: Lorraine und ihre Freundin Yvonne. Lorraine, die Göttin. Aber die Göttin hatte sich vervielfacht. Jetzt gab es nicht nur eine von ihnen, wie noch eben, als er hereingekommen war, als sie nur Lorraine und eine Freundin gewesen waren. Jetzt waren sie Lorraine und Yvonne, in einem Tanz voller entfesselter, selbstvergessener Emotionen, der sich, obwohl mit neunzig km/h ausgeführt, unter dem Ansturm der pulsenden Strobes und peitschenden Breakbeats fast bis zu völligem Stillstand verlangsamte. Lorraine und Yvonne. Yvonne und Lorraine.
    Ein Aufschrei ging durch die Menge, als die Musik ein Crescendo verließ und das Tempo umkippte, um das nächste aufzubauen. Die beiden Frauen kippten sich, vom Tanzen geschafft, in die Arme. In dem Moment erkannte Glen, dass mit ihrer Körpersprache irgendetwas nicht stimmte. Lorraine und Yvonne küssten sich, aber Yvonne begann sich nach einer Weile dagegen zu wehren und wich zurück. Unendlich langsam im Stroboskoplicht. Es war, als sei etwas in ihr gerissen: als hätte sie ihre emotionale Dehnfähigkeit überstrapaziert. Sie riss sich mit einer Heftigkeit, über die auch die Strobes nicht hinwegtäuschen konnten, aus dieser zunächst so symbiotisch wirkenden Umklammerung los und stand peinlich berührt und wie erstarrt da, während Lorraine sie kurz mit eigentümlicher Verachtung anzusehen schien und dann ignorierte.
    Yvonne verließ die Tanzfläche und arbeitete sich an die Bar vor. Glen sah ihr nach, dann sah er zu Lorraine. Lorraine. Yvonne. Er ging Yvonne nach. Sie stand an der Bar und trank Mineralwasser. In der Nacht, in der sich sein Leben änderte, klopfte er ihr auf die Schulter.
    – Yvonne, oder?
    – Ja … sagte sie langsam, dann,– du bist Glen, oder? Aus dem Krankenhaus.
    – Ja, lächelte Glen. Sie war schön. Es war Yvonne. Yvonne war die Richtige. Yvonne, Yvonne, Yvonne.
    – Wusste gar nicht, dass du auf so was stehst, sagte sie lächelnd. Es war, als würde sie ihre großen weißen Zähne in sein Brustbein schlagen und ein Loch in sein Herz reißen. Sie ist so gottverdammt schön, entschied Glen. Eine Frau, für die es sich zu sterben lohnte.
    – Na klar, sagte Glen.– Total.
    – Und, gut drauf?, fragte sie. Er war umwerfend, fand Yvonne. Ein richtiges Stück Mann. Der fährt ja voll auf mich ab.
    – Ich war noch nie so geil drauf, und was ist mit dir?
    – Es wird langsam besser, lächelte sie. Auch Yvonnes Leben änderte sich in dieser Nacht.

10 Rebeccas Genesung
    Lorraine maß gerade Rebeccas Temperatur, als der vornehme Besuch ihrer illustren Patientin erschien.– Engelchen!, rief Freddy aus,– Wie isses uns! Ich wollte gestern schon reinkommen und dich besuchen, aber dieses Treffen mit dem Förderverein fand und fand kein Ende. Wie fühlst du dich?
    – Mrmrmh, machte Rebecca, und Lorraine nahm ihr mit zitternder, unsicherer Hand das Thermometer heraus.– Freddy! Schatz!, Rebecca streckte ihre Arme aus und umarmte Freddy theatralisch.
    – Der Schatz sind Sie, Rebecca; Lorraine zwang sich zu einem Lächeln. Sie hing ziemlich durch, und Yvonne war sauer auf sie. Sie hatte eine dumme Sache geschehen lassen und dann nicht mehr in den Griff bekommen. Nein, sie hatte sich nicht im Griff gehabt. Sie unterband bewusst diese psychische Selbstzerfleischung, ehe sie sich verselbstständigen konnte. Jetzt war nicht der Zeitpunkt dazu.
    – Danke, Lorraine, Darling … kennen Sie Freddy-Darling schon?
    – Nee, sagte Lorraine. Sie ging ihm die Hand schütteln. Freddy gab ihr einen lüsternen Händedruck, gefolgt von einem Kuss auf die Wange. Lorraine zuckte unter dem

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