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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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kalten, feuchten Eindruck des zähen Speichels zusammen, den Freddys Lippen auf ihrer Wange zurückließen.
    – Hab nur das Beste von Ihnen gehört, dass Sie sich rührend um unser Engelchen kümmern, sagte Freddy lächelnd.
    Lorraine zuckte die Achseln.
    – Oh, Freddy, Lorraine war ein absoluter Schatz, nicht wahr, du süßes Kind?
    – Schon gut, ist halt mein Job, ne.
    – Aber Sie tun ihn mit so viel Stil, solchem savoir faire . Ich muss absolut darauf bestehen, Freddy-Darling, dass du deinen gesamten nicht unbeträchtlichen Einfluss geltend machst, um Lorraines Karriere im Gesundheitswesen zu fördern.
    – Ich glaube, da überschätzt du den Einfluss eines einfachen Bauernburschen aus Somerset, Engelchen, aber ich kann gerne mal an ein paar Rädchen drehen, wie man so sagt.
    – Oh, aber das musst du. Nur meinem Schwesterchen habe ich es zu verdanken, dass ich nächste Woche entlassen werde. Und ich habe über sechs Kilo abgenommen. Oh, Freddy-Darling, ich habe in den letzten Jahren wirklich nicht auf mich achtgegeben. Du musst mir versprechen, dass du mir sagst, wenn ich Übergewicht habe, und nicht so nachsichtig mit mir bist. Bitte, Schatz, versprich es mir!
    – Was immer du willst, Engelchen. Aber hör mal, es freut mich zu hören, dass du entlassen wirst, lächelte Freddy.
    – Ja, und Lorraine wird vorbeikommen und mich besuchen, nicht wahr, Schätzchen?
    – Ehm, na ja …, murmelte Lorraine. Das war im Moment das Letzte, was sie wollte. Ihre Beine schmerzten; sie würden noch mehr schmerzen, bis ihr Dienst zu Ende war. Sie hatte müde Augen. Sie sah die Betten, die sie noch zu machen hatte, während sie sich so danach sehnte, sich auf einem dieser Betten langzulegen.
    – Oh, bitte, sagen Sie doch Ja, sagte Rebecca schmollend.
    Rebecca hatte eine eigenartige Wirkung auf Lorraine. Ein Teil von ihr verabscheute deren gönnerhaftes und idiotisches Getue. Ein Teil von ihr hatte gute Lust, diese dumme,aufgedunsene, naive und maßlos verwöhnte Frau durchzuschütteln, ihr zu sagen, sie sei verboten dämlich gewesen, sie solle sich zusammenreißen, ihre kindische Fantasiewelt verlassen. Doch ein Teil von ihr hatte Mitleid mit Rebecca, entwickelte ihr gegenüber Beschützerinstinkte.
    Lorraine erkannte, dass Rebecca, trotz ihrer nervenden Angewohnheiten und bemitleidenswerten Defizite, in ihrem Wesen ein guter, warmherziger und ehrlicher Mensch war,– Aye, na schön, sagte sie ihrer Patientin.
    – Wundervoll! Weißt du, Freddy, Lorraine hat mich inspiriert, wieder zu schreiben. Sie wird das Vorbild für meine neue Heldin sein. Ich werde sie sogar Lorraine nennen. Sie sollte eigentlich Agnes heißen, aber ich glaube, ich kann einen französisch klingenden Namen riskieren. Ich denke, Flora könnte einen französischen Geliebten gehabt haben, ehe sie den Reverend kennenlernte. Die klassische Allianz, verstehst du. Gott, ich sprudele wieder über vor Ideen. Dieses Buch werde ich definitiv Ihnen widmen, mein liebes, liebes Schwesterchen, Lorraine, Sie Schatz.
    In Lorraine zog sich alles zusammen.
    – Das ist ja wunderbar, sagte Freddy, der es kaum erwarten konnte, runter ins Pathologielabor zu kommen,– aber ich muss jetzt los. Nur eins noch, Engelchen, die Frau ein Zimmer weiter, was ist los mit der?
    – Oh, sie ist sehr schwer krank. Es ist nur noch eine Frage von Tagen, seufzte Rebecca.
    – Schrecklich, sagte Freddy, und versuchte seine Gesichtszüge zu beherrschen, damit sie nicht zu einem Grinsen hämischer Vorfreude verrutschten. Sie war eine ganz Feiste. Die Art von Körper, in dem Freddy sich freudig verlieren konnte. So viel Fleisch zu bezwingen.– Wird wie die Besteigung des Everest, sagte er, glücklich, versonnen, mit unterdrückter Stimme.

11 Ohne Titel– Erste Fassung
    Seite 47
    Letzten Endes wurde es doch beinahe April, bis Lorraine und Miss May die lange, beschwerliche Reise nach London antraten. Für ein junges Mädchen von der schottischen Grenze, das niemals weiter als bis Edinburgh gekommen war, war jeder neue Anblick am Weg ein Gegenstand lebhaften Interesses. Doch der Zustand ekstatischer Begeisterung, in dem sich Lorraine bei Beginn ihrer Reise befand, hatte ebenso viel mit dem kleinen Vermögen von sechzig Pfund zu tun, mit dem ihr Vater, der langmütige Reverend, sie kurz vor der Abreise überrascht hatte.
    Sie reisten in einer alten Kutsche, die von zwei stämmigen Pferden gezogen und von Tam Greig, einem Mann aus Selkirk, gelenkt wurde, der diese Reise in der Vergangenheit

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