Ed King
geheimen Intrigen am Königshaus und ließ sich lang und breit über die Herzogin von York aus, die, wie sie sagte, gruselig aussehe. Diane stimmte ihr zu. Daraus entwickelte sich eine Diskussion über Schönheitsideale. Ted mochte keine toupierten Frisuren und führte als Beispiel Olivia Newton-John in Grease an, »als sie mit Spandex-Hosen herumlief«. Ein klarer Fall von Geschmacksverirrung. Genau wie Stulpen. Sie beobachteten einen Typ mit breiten Schultern, von dem Ted sagte, er sei ein Arsch, auch wenn sie nicht überkritisch sein wolle. Diane wiederholte noch einmal, dass die Tür von Apartment 226 immer offen stünde.
Im Pool fragte sie den Kerl mit den breiten Schultern, ob die im Wasser treibende Luftmatratze ihm gehöre. Es war nicht seine, aber er sagte, sie solle sie einfach nehmen, und machte gleich noch eine Bemerkung zu ihrem britischen Akzent. Später fragte sie drei Männer im Whirlpool, ob sie die Massagedüsen anstellen könnten, worauf einer der Männer ausstieg und die Düsen anstellte. Während Diane ihr Kreuz gegen den Wasserstrahl hielt, mischte sie sich mit ein paar Sätzen in ihre Unterhaltung ein, die sich zuerst um Chlor und seine Auswirkungen auf Haut und Haare drehte und anschließend um heißes Wasser und Muskelkater. Dann kamen sie auf Londoner Hotels und auf die Prinzessin von Wales zu sprechen, von deren Besuch beim Live Aid Festival die Zeitungen berichtet hatten.
Am späten Nachmittag ergab sich ein Gespräch über Bücher, weil ein Mann wissen wollte, was Diane da gerade lese. Sie hielt ihm das Cover von Colleen McCulloughs Ein anderes Wort für Liebe hin. Er kannte es nicht, aber er hatte Die Dornenvögel gesehen und wusste einiges zu den Schauspielern zu sagen. Diane schwärmte von Bryan Browns Schafscherermuskeln und der junge Mann von der spärlich bekleideten Rachel Ward. Spärlich bekleidet, sagte er, sei besser als ganz unbekleidet. Warum? Weil da noch Raum für die eigene Phantasie bleibe. Dann wollte er wissen, worum es in Ein anderes Wort für Liebe gehe. Sie sagte, um eine »Lazarettschwester«, worauf er ihr verriet, was er gerade lese, nämlich Gorki Park, und gleich eine Zusammenfassung der ersten einhundert Seiten anschloss. Dann ging ihm wohl auf, was für ein Langweiler er war, denn er brach ganz plötzlich ab und sagte: »Genug von meiner Lektüre. Sie müssen Britin sein.« Als könnte er die Unterhaltung damit noch retten.
Bis um fünf hatte sie ein Dutzend Leute kennengelernt, die siein Zukunft grüßen würde, darunter einige Mädchen, die jederzeit in Apartment 226 willkommen waren, und einige Typen, von denen sie sicher war, ihr Interesse geweckt zu haben. Am Montag waren nur wenige Leute am Pool. Dennoch redete Diane wieder mit einigen oder knüpfte zumindest erste Kontakte, indem sie den einen oder anderen grüßte oder ihm zunickte, und am Dienstag lag sie fast den ganzen Tag in der Sonne und plauderte mit Emily, die als Buchhalterin für ein Zulieferunternehmen arbeitete. Emily hatte eine Peter-Pan-Frisur und unförmige Beine und trug die Art Badeanzug, die normalerweise nur Frauen nach der Geburt eines Kindes tragen, mit einem angenähten Röckchen und einer Schleife im Rücken. Sie wirkte teilnahmslos und ging nur zögerlich ins Wasser, die Hände um ihre fleckigen Schultern geschlungen. Diane wollte Emily aufmuntern und lud sie gegen Mittag zu Käse und Cracker in ihr Apartment ein. Dazu tranken sie Rum-Cola on the rocks aus großen Pappbechern, und anschließend nahmen sie zwei gefüllte Becher mit zum Pool. Dort eröffnete Emily ihr, dass sie an diesem Tag die Arbeit schwänze, den Job wechseln wolle, Kirkland nicht mochte und Spokane vermisse und dass sie sich depressiv fühle.
Am Dienstagabend fand eine Cabaña-Party statt, die sich bis zu den Liegestühlen auf der Terrasse ausweitete. Diane, die ein Shiftkleid und Sandalen trug, wurde einem Freund von Kelly und Ted namens Shane vorgestellt. Sie ließ sich von ihm zu einem Gin Tonic im Plastikbecher einladen, lehnte aber seine Einladung zu einem Hot Dog oder Hamburger ab. »Vegetarierin, wie?«, bemerkte Shane, der jede Menge Muskeln und die Oberschenkel eines Radprofis hatte und sich selbstbewusst vor ihr aufbaute, beide Hände auf die Hüften gestützt. »Übrigens, ich kenne einen Typen in London, der …«
»Hey«, sagte Kelly, »ich glaube, Diane ist es leid, ständig auf England angesprochen zu werden, bloß weil sie einen englischen Akzent hat. Obwohl sie sich nie
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