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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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darunter auch zwielichtige Gestalten, was es nötig machte, die Leute genau zu beobachten und aufzupassen, wer uneingeladen auf ihren Partys erschien. Wer zum Beispiel waren diese drei breitschultrigen Typen, die sich zwischen zwei Nasen über die Koksaffären der Pittsburgh Pirates amüsierten, Corona tranken und ständig mit der Fernbedienung herumspielten? War das typisch für die Jungs vom Drogendezernat? Als sie ihnen später auf den Zahn fühlte, bekam sie nur jede Menge dummes Gelächter zu hören und war beruhigt. Die drei steckten zu tief drin, um wirklich von der Schmiere zu sein. Und dann nahm sie sich jemand anders vor.
    Das Gute an der Sache war die Kohle; das Schlechte die Angst, erwischt zu werden. Nutten bekamen milde Strafen, Dealer nicht, nicht unter Ronald Reagan. Diane hatte wenig Spaß daran, sich ständig umzublicken oder ein plötzliches Klopfen an der Tür fürchten zu müssen, und traf deshalb bei sich eine Entscheidung: so schnell wie möglich aufzuhören. Dazu las sie in der Stadtbücherei von Kirkland alles über Kapitalanlagen – Barron’s , das Wall Street Journal und Bücher mit Titeln wie Anlageberatung für Einsteiger und Der richtige Weg zum Börsenprofi . Das meiste davon war hohles Geschwätz. Der Handel mit Investmentfonds war tatsächlich ein richtiger Job. Andererseits war er weder mit Schweiß noch mit Gefahr verbunden. Der schwierigste Teil war noch, ans Telefon zu gehen und beim Börsenmakler Charles Schwab eine Transaktion in Auftrag zu geben.
    An einem Freitag stand Emily in einem unvorteilhaften schulterfreien Top, das ihre gebeugte Haltung noch betonte, vor ihrer Tür. Diane goss Wein ein, legte die Pointer Sisters auf und kam ihrer Aufgabe als Seelentrösterin nach. Emily hatte eine neue Stelle in der Debitorenbuchhaltung bei Aldus, obwohl sie nicht sagen konnte, was Aldus machte, außer dass es sich um ein Software-Unternehmen handelte und sie ein Programm namens Pagemaker verkauften. Abgesehen davon, dass sie jeden Tag nach der Arbeit zweieinhalb Meilen joggte, ging sie praktisch nie aus dem Haus. »Und warum nicht?«, fragte Diane.
    »Weil keiner mich fragt.« Emily nippte an ihrem Weinglas. »Du hältst mich bestimmt für ziemlich neben der Spur.«
    »Nein«, sagte Diane. »Das tue ich ganz bestimmt nicht. Aber ich glaube, versteh das bitte nicht falsch, dir fehlt Selbstvertrauen. Darf ich das sagen?«
    Emily beugte sich vor. Eine ihrer Brüste unter dem unmöglichen Top mit den bescheuerten Tupfen war größer als die andere. »Nur Mut«, sagte sie. »Genau das will ich hören.«
    »Ich möchte nicht hochnäsig klingen. Vielleicht ist ›Selbstvertrauen‹ nicht das richtige Wort. Vielleicht wäre ein anderes angebrachter, Ausstrahlung zum Beispiel. Das ist subtiler als Selbstvertrauen. Mein Gott«, fügte sie hinzu, »hör nicht hin, was ich sage.«
    »Ich bin einfach nur träge und teilnahmslos. Es ist deprimierend.«
    »Na, dann mach mit dem Laufen weiter«, drängte Diane. »Sagt die große Fitness-Befürworterin, die selbst völlig außer Form ist.«
    »Das Laufen beschäftigt mich für eine Stunde. Die ganze übrige Zeit hänge ich durch.«
    Als Koksdealerin wäre dies Dianes Stichwort gewesen, aber was den Trauerkloß Emily anging, konnte sie nicht einfach wie der Typ im Film Reefer Madness kostenlose Joints an Kinder verteilen. Der Anblick des x-beinigen Häufchen Elends weckte Beschützerinstinkte in ihr. »Komm schon, Emily«, sagte sie, »Kopf hoch. Bei dir herrscht gerade nur der große Katzenjammer.« Das zauberte ein kleines Lächeln auf Emilys Lippen. »Du bist ein klasse Mädchen. Eine richtige Sahneschnitte.« Sie betonte das Wort übertrieben machomäßig. »Sollen wir einen draufmachen, du und ich? Einen echten Kerl für dich finden?«
    Um zehn erschienen sie mit diesem Vorsatz im Pelican . Emily hatte zu viel Rouge im Gesicht und schüttete zu viele Piña Coladas in sich hinein, bevor sie erklärte, sie habe einen »Migräneanfall«, als Just for Kicks ihre Instrumente stimmten. Was sollte Diane machen? Es ließ sich nicht ändern. Zeit also für eine Gratislinie Koks, die sie sich tapfer auf der Damentoilette reinpfiff. Anschließend war es lustig zuzusehen, wie Emily, das langstielige Mauerblümchen, mit den Armen über dem Kopf auf der Tanzfläche herumsprang und sich alle Mühe gab, heiß und sexy auszusehen, was ihr auf ihre eigene plumpe Art auch gelang.Der Anblick der neuen, geilen und zugekoksten Emily ließ Diane allerdings schon bald

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