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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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Waschcenter von The Palms, stopften ihre Wäsche in dieMaschinen und spielten Canasta. Während sich ihre Wäsche in den Trommeln drehte, wurden sie zusehends betrunken und zogen über ihre kürzlich verstorbene Mutter her, die Club so oft Ohrfeigen verpasst habe, bis er zuletzt abgehauen sei. Jedenfalls war das laut Club der Grund, warum er mit vierzehn von zu Hause weggegangen sei, und weil er in einer Skiffle-Band mitspielen wollte. Tatsächlich hatte er anfangs eine Weile in London in einer Band gespielt, aber nie einen Penny in der Tasche gehabt. Später habe er in London gelernt, Tattoos mit Nähnadeln und Tinte zu stechen, und damit ein paar Pfund verdient, wegen der ganzen Möchtegern-Tattoofreunde, und dann zeigte er Diane den keltischen Drachen auf seiner Schulter, fein gezeichnet, in Flammen gehüllt und kunstvoll ausgemalt, den er sich mit sechzehn im Tausch hatte machen lassen. Kurz darauf habe er als Matrose angeheuert, sagte er, und habe seine Ausweispapiere bekommen.
    Sie waren sechzehn Monate auseinander und, mit kleineren Unterbrechungen, miteinander aufgewachsen. Beide konnten sie sich noch erinnern, dass es nichts zu essen gab und sie auf dem Herd saßen, den Backofen eingeschaltet und eine Decke in den Türrahmen gehängt, damit es im Raum warm wurde. Auf BBC hatten sie »The Light Programme« gehört, dessen bloßer Name lebhafte Erinnerungen weckte – Journey into Space, The Goon Show, Riders of the Range, Pick of the Pops , »die verflixten Cliff Adams Singers«, »der verflixte Jimmy Clitheroe«, »der verflixte Mr Higginbottom«, »der verflixte Alfie Hall«. Beide hatten sie löffelweise weißen Zucker gegessen oder Marmite-Würzpaste mit Margarine auf Toast, hatten Teegebäck stibitzt, Dinge im Supermarkt mitgehen lassen, Gin getrunken, wenn sie drankamen, und Zigaretten geraucht, die allerdings verflixt teuer waren, ach, und der verflixte Tommy Steele and the Steelmen. Aber dann hatte sich Club ohne jede Vorwarnung nach London abgesetzt.
    Club wollte unbedingt wissen, woher Diane das ganze Geld habe, und sie erzählte ihm, dass sie dealte. »Du hast also als Dealer deinen Einbürgerungsantrag gestellt?«, fragte Club. »Haben die hier zu wenig Dealer?« Sie musste ihm erst einmal erklären, was eine Green Card war und dass sie durch ihre drei Jahre Ehe mit Jim das Recht auf Einbürgerung erworben habe und jetzt sogar wählen dürfe, wenn sie wollte, obwohl sie sich bisher nicht dafür interessiert habe, und dass sie jetzt alle offiziellen Einnahmen versteuern müsse, was allerdings ganz egal war, da sie keinerlei offizielle Einnahmen hatte. Club kam auf das Thema Dealen zurück. Er kannte sich ein bisschen damit aus, weil er in Liverpool regelmäßig Crack geraucht hatte, nachdem er, wie er sagte, von Heroin runter war. »Zeig mir jemanden aus Liverpool«, sagte er, »und ich zeige dir einen Dealer.« Er selbst hatte auch eine Zeit lang gedealt, aber es war höllisch gefährlich gewesen, wegen der IRA. »Du verarscht mich«, sagte Diane. »Mach mal halblang, Club.«
    Club nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette. »Von wegen«, sagte er, als wäre er beleidigt. »Schon mal von The Cleaners gehört? Auftragskillern, die für die Merseyside-Mafia arbeiten? Die waren hinter mir her, ich war so gut wie erledigt. Da habe ich die Fliege gemacht.«
    Er quartierte sich in Dianes zweitem Schlafzimmer ein, trank Boddingtons und erzählte alle möglichen Geschichten, oder er saß am Pool, zuerst bleich und erschöpft und nach einer Weile rot verbrannt. Diane sah, dass er ihrem guten Ruf schadete und dass die Schickeria in The Palms verunsichert war, wie sie mit ihm umgehen sollte, aber was wussten sie schon und was konnten sie überhaupt wissen, außer ein paar Szenen aus Uhrwerk Orange vielleicht? Oder dem, was sie über Fußball-Hooligans gelesen hatten? Für sie existierte England gar nicht.
    Eines Abends nahm sie Club auf ein Bier vom Fass mit in den Pelican . Er konnte literweise trinken, ohne aufs Klo zu müssen – »eine meiner Stärken«, wie er stolz behauptete. Sie lachte und gestand, dass Bier bei ihr nur so durchlaufe und sie eine schwache Blase habe, »genau wie Mum«. »Jeder von uns hat seine Schwächen, nicht wahr?«, antwortete Club. »Deine ist die Klein-Mädchen-Blase.« Die Zwiebelringe mochte er gern, ganz im Gegensatz zu Night Groove, die er »eine beschissene Zuhältertruppe« nannte. Er saß an der Bar, schnorrte die Leute um Zigaretten an und versuchte drei Mädchen

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