Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
Vom Netzwerk:
zwei selbstironische Goldkettchen um den Hals – ein selbstbewusster Mann mit Witz und Format –, und sagte: »Wie teuer sind, sagen wir, zwanzig Gramm?«
    »Fünf Riesen.«
    »Ich geb Ihnen drei.«
    »Sie klingen wie ein Dealer.«
    »Nicht wirklich. Ich bin bloß nett zu meinen Freunden.«
    »Sind Sie ein Dealer?«
    »Mein Pusher hat sich abgesetzt.«
    »Ich kann nicht für drei verkaufen«, sagte Diane. »Für den Preis müssen Sie sich jemand anderen suchen.«
    »Was ist mit vier?«
    »Geht auch nicht.«
    »Wie wär’s, wenn wir uns ein Hotelzimmer nähmen?«
    »Klingt verlockend«, sagte Diane.
    Er trat auf sie zu, fasste sie an der Hüfte und küsste sie. Diane wünschte, er hätte weniger Old Spice benutzt, weil ihr von dem Nelkengeruch schlecht wurde und es sie an mehr als einen ihrer wenig erfreulichen Abende als Candy Dark erinnerte. Es war der Geruch von Männern, die selbstverliebt und unnahbar waren und in deren Gegenwart man zu ersticken glaubte. Und jetzt war Ron an der Reihe, der außer nach billigem Rasierwasser auch nach Trainingskleidung roch. Sie hasste ihn aus tiefster Seele. Bezahlter Sex hatte manchmal nach dem Schweiß verzweifelter Männer gerochen oder war klinisch und antiseptisch gewesen, aber er hatte sich per definitionem immer bezahlt gemacht, aber das hier war schamlose Plünderung. »Also gut«, sagte sie, als Ron seine Lippen von ihren löste, »nehmen wir uns ein Zimmer.«
    Ron war ein zuverlässiger Zocker, und da bei seiner Klientel das Geld locker saß, konnte er es sich leisten, vor einem Kursaufschlag mehr zu zahlen. Er mochte den Zimmerservice, und er mochte den Anblick von Diane mit zerknittertem Kleid und zerlaufener Wimperntusche. Bereitwillig erzählte er von seinen Kunden, auch wenn er keine Namennannte. Es waren alte Bekannte von der Willamette University in Oregon und Freunde aus einem Sport-Club, die meisten mit einer eigenen Firma. Wenn er nichts von ihr wollte, verhielt Ron sie kollegial – zwei Börsenspekulanten im Bett, die Insiderwissen austauschten –, und es tat seinem Ego gut, sich auf seinem Terrain überlegen fühlen zu können. »Ich habe einen erstklassigen Geldwäscher«, erzählte er Diane. »Ein toller Typ. Absolut zuverlässig. Hat überallhin Connections. Über ihn wickle ich meine Geldgeschäfte ab, schmutziges Geld rein, sauberes Geld raus. Früher war ich selbst Smurfer, aber man wird paranoid, wenn man das lange macht. Smurfst du?«
    »Smurfen?«
    Sie ließ ihn einfach daherreden, über eine Munitionsfirma mit wasserdichter Bilanz, mit der sein Geldwäscher arbeitete, über Bankgeschäfte auf den Cayman Islands oder Geldzählmaschinen, was immer ihm gerade in den Sinn kam. Manchmal war er so entspannt und offenherzig, dass er ihr ganz vertraulich von seiner Ehe erzählte, als wäre sie seine Therapeutin oder Eheberaterin. Seine Frau, eine Kosmetikerin, war launisch und extrem reizbar. Sie schmollte, wenn sie sich stritten, und ließ ihren Wagen häufiger waschen und pflegen als nötig. Sie hatte die Angewohnheit, ihm zu sagen, wie er sich fühlte, anstatt zuzuhören, was er selbst dazu zu sagen hatte. Sie war impulsiv, aufbrausend und äußerst empfindlich, konnte sich niemals entspannen, machte sich Sorgen um ihren Job und ihre Kollegen und erzählte ihm ständig von Leuten auf der Arbeit, die er nicht kannte und die ihn nicht interessierten. »Ich weiß, ich bin unfair«, sagte er. »Es gibt immer zwei Seiten, und ich bin sicher, sie sieht das anders.« Sie hörte ihm zu und behielt ihre Kommentare für sich, weil Ron eine Menge Koks kaufte, und warum sich nicht das Leben ein bisschen leichter machen und statt der Laufkundschaft von den deutlich höheren Gewinnmargen eines Zwischenhändlers, besser gesagt einer Zwischenhändlerin, leben, zumal dies deutlich mehr Freizeit versprach?
    Eines Abends bemerkte Ron nach dem Sex beiläufig, dass er beschlossen habe, seine Ehe zu kitten. Er und seine Frau gingen zu einem Eheberater, in den er großes Vertrauen setze, und deshalb habe er sich in Treu und Glauben entschieden, Diane nicht mehr zu treffen, außer,so hoffe er, als Geschäftspartnerin, wenn sie verstehe, was er meine. Natürlich verstand sie. Geld ist Geld, sagte sie. Sie schliefen also nicht mehr miteinander, und sie verkaufte ihm weiter Koks an einem Tisch im Ginger’s, kurz und schmerzlos. Rons Lächeln verriet, dass es hier nur noch um Geld ging. »Wichser«, dachte Diane. Konnte er den Sex nicht etwas mehr vermissen? War sie

Weitere Kostenlose Bücher