Ed King

Minuten lang musste sie Rons erregte und aufgebrachte Stimme ertragen. Zugleich versuchte sie ihn zu beschwichtigen. »Club ist ein eigenwilliger Typ«, erklärte sie. »Der wird ohne jeden Grund panisch. Vielleicht können wir es noch einmal versuchen, Ron, wenn ich ihn wieder beruhigt habe.«
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte Ron. »Mit dem mach ich nie wieder Geschäfte. Nicht nach dem Affentheater.«
    »Ganz wie du willst«, sagte Diane.
    Dann ging sie. Sie hätte das Geld am liebsten sofort zur Bank gebracht und in ihrem Schließfach deponiert, aber leider war Samstag. Egal, jetzt musste gefeiert werden, nicht nur wegen der einhunderttausend Dollar, sondern auch weil sie den ganzen Stoff behalten hatten, den sie noch einmal für einhunderttausend verkaufen konnten. Club hatte es geschafft, ihre siebzigtausend Dollar beinahe zu verdreifachen, einfach so. Wieso lebte er eigentlich wie ein Penner?
    Als sie ihre Wohnung betrat, saß Club mit einem Boddingtons aufder Couch. Er hatte sich Jeans und ausgelatschte Turnschuhe angezogen. Die Tasche mit dem Koks stand vor ihm auf dem Couchtisch. »Gab’s Probleme?«, fragte er.
    »Überhaupt nicht.«
    »Dann haben wir’s geschafft.«
    »Zahltag«, sagte Diane. »Der Kerl hat es verdient.«
    Sie stellte das Geld neben den Koks auf den Tisch. Club beeilte sich, Diane ein Boddingtons einzuschütten. Sie stießen mit ihren Gläsern auf sich an. Club ballte eine Hand zur Faust, stampfte auf dem Boden auf, hob die Hand zum Black-Power-Gruß und machte das Okay-Zeichen in Richtung Himmel. »Deshalb beherrscht Großbritannien die Weltmeere«, rief er laut. »Deshalb geht die Sonne über dem britischen Empire niemals unter. Mad Dogs and Englishmen, sage ich nur. Dem blöden Arsch haben wir’s gezeigt. Den haben wir kalt zum Frühstück verspeist. Die Schwuchtel haben wir nach Strich und Faden geleimt.« Club hielt sein Glas ein letztes Mal in die Höhe. »Was für ein verfickter Blödmann«, sagte er.
    »Wir sind reich«, sagte Diane.
    »Gemachte Leute, wir sind verdammt noch mal gemachte Leute, wir haben’s geschafft. Genau wie man immer sagt – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In dem man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht. Und in dem Freiheit für alle herrscht. Auf Amerika!«
    Sie öffneten eine Dose Boddingtons nach der anderen und machten sich einen Riesenspaß daraus, den ganzen Coup noch einmal durchzugehen, besonders die brenzligen Momente, in denen das Ganze hätte platzen können, wenn sie sich nicht auf ihre britische Unerschrockenheit hätten verlassen können. Als Diane schließlich zur Toilette musste, sagte Club nur: »Mal eben für kleine Mädchen«, und griff zur Fernbedienung.
    »Bin sofort wieder da.«
    »Alles klar. Bis gleich.«
    Aber als sie zurück ins Wohnzimmer kam, waren Club, der Koks und das ganze Geld verschwunden, und als sie hinaus auf den Parkplatz stürzte, war auch das Motorrad nicht mehr da.

8
    Der König der Suchmaschinen
    Stanford war genau der richtige Ort für Ed King. Abgesehen davon, dass er sich in der mathematischen Fakultät einen Namen machte, jeden Morgen schwamm, Gewichte stemmte und seine Shotokan-Karatetechnik verbesserte, ließ Ed sich regelmäßig von älteren Frauen flachlegen und besuchte einmal im Monat seinen Großvater. Pop lebte ganz in der Nähe, »nur immer die 101 nach Norden, und ruck, zuck bist du auf dem Campus von Stanford«, wie er es ausdrückte. »Stanford«, erklärte er, als Ed ihn das erste Mal anrief, »ist nur für die Elite, die Crème de la Crème. Nur die Besten kommen nach Stanford. Die hatten mal einen phantastischen jüdischen Basketballspieler, 77, Dolph Schayes«, sagte er, bevor Ed ihn verbesserte. »Schayes war nicht in Stanford, Pop. Ich glaube, er hat woanders gespielt.«
    »Wie?«, sagte Pop. »Werfe ich da was durcheinander? Richtig, in Stanford war der Sohn, Danny Schayes.«
    »Das stimmt auch nicht, Pop. Danny hat in der College-Mannschaft von Syracuse gespielt.«
    »Spielst du für Stanford?«
    »Ich?«
    »Basketball.«
    »Pop«, sagte Ed, »so gut bin ich nicht. Ich könnte für die nicht mal die Wasserflaschen tragen.«
    »Na gut, du hast gewonnen«, sagte Pop, »aber ich möchte dich gerne zum Chinesen einladen, Edeleh. Das heißt, wenn du dich noch mit senilen Greisen abgibst. Schlag einen Termin vor. Na los. Ich sitze bloßden ganzen Tag rum und drehe Däumchen, aber du? Du hast zu tun. Was studierst du noch mal?«
    »Mathematik.«
    »Seit wann das