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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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innerhalb eines Monats die Satzung einer Aktiengesellschaft namens Pythia einreichte, die sich der Forschung und Entwicklung auf dem noch jungen Feld der Internetsuche widmete.
    Mit dem Argument »Besser kaufen als mieten« lieh Ed sich von Dan und Alice Geld und kaufte ein bescheidenes Haus in Bellevue. Er erklärte ihnen, er habe einen Fünfjahresplan zum Aufbau eines Technologieunternehmens, und sie entschieden sich im Zweifel für den Angeklagten. Schon bald jedoch war sein Arbeitszimmer zu klein für sein Equipment, sodass er einen Bauunternehmer beauftragte, seine Garage in ein sauberes und geräumiges Büro zu verwandeln. In der Garage blieb es das ganze Jahr über kühl, was gut für jemanden war, der Festplatten hortete. Ed heuerte einen Elektriker an, der einen Überspannungsableiter installierte, kaufte einen Luftfilter und eine Antistatikmatte und verbrachte seine komplette Zeit dort. »Hat das nicht ein bisschen was vom verrückten Professor?«, fragte Dan, als er sah, dass Ed seine Garage in etwas verwandelt hatte, das man bei der NASA vermutet hätte. Festplatten stapelten sich auf billigen Plastikregalen, und Kabel in allen Farben quollen in dichten Büscheln aus den Kabelbindern. »Ich muss das so machen«, sagte Ed. »Ich habe keinen Großrechner.«
    »Wozu ist das alles?«, wollte Dan wissen. »Was machst du hier drinnen?«
    »Ich suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
    »Wie wär’s, wenn du ein paar tausend Feldarbeiter verpflichtest, den Heuhaufen Halm für Halm abzutragen?«
    »Gute Idee«, sagte Ed.
    Simon reagierte anders, als er Eds Garage sah. »Ich glaube nicht, dass ich jemals so viel RAM an einem Ort gesehen habe«, sagte er. »Das ist einzigartig, das ist umwerfend, habe ich das nicht im Computermuseum gesehen?« Sie saßen auf Schreibtischstühlen mit Rollen inmitten des durchgängigen Lärms – dem an Aquariumpumpen erinnernden Summen von Gehäuse- und CPU-Lüftern, dem Schwirren der Laufwerke und dem Dröhnen des Staubfilters – und tippten abwechselnd Begriffe in eine Befehlszeile, bis es Simon dämmerte, worum es bei Pythia ging. »Das ist eine richtig brauchbare Suchmaschine«, erklärte Ed seinem Bruder. »Im Augenblick fegt sie noch durch tonnenweise Daten. Ich muss mehr in die Breite und in die Tiefe gehen.«
    »Du musst was?«
    »Im Prinzip«, sagte Ed, »habe ich eine Idee für eine Suchmaschine, die weit effektiver ist als alles, was im Moment am Start ist. Der Schlüssel ist Wahrscheinlichkeitsrechnung. Man muss mit einem Algorithmus für den Münzwurf arbeiten, wenn man es mit dermaßen riesigen Datenmengen zu tun hat. Die Herausforderung besteht darin, ein …«
    »Du hast gewonnen«, sagte Si und schwenkte eine unsichtbare weiße Flagge. »Das ist eine Nummer zu hoch für mich. So schnell, wie du redest, komme ich nicht mehr mit. Aber ich kann dir einen Tipp geben, Bruderherz. Bei mir arbeitet ein Typ, der ein totaler Suchmaschinenfreak war, bevor er bei uns anfing. Er ist absolut spitze beim Texture Mapping, aber er hat sein ganzes Programmierwissen aus der Beschäftigung mit Suchmaschinen. Er hat sein Leben darauf verwettet. Eine siebenstellige Summe, alles geliehen – und alles in den Sand gesetzt. Wir haben ihn eingestellt, als er ganz unten war, aber er ist so unersetzlich für uns geworden, dass wir ihn mit Geld halten mussten. Ich …«
    »Spekulier nur nicht darauf, dass ich mein letztes Hemd verwette«, sagte Ed. »Ich habe vor, das volle Programm durchzuziehen.«
    »Aha?«
    »Ich will nach ganz oben. Ich will der König der Suchmaschinen werden.«
    Im vierten Jahr von Eds Fünfjahresplan verspürte Dan ein Stechen in der Brust und musste mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus. Ed und Simon ließen alles stehen und liegen und fuhren sofort ins Harborview Medical Center. Si, der mittlerweile ein Ziegenbärtchen trug, schlurfte, scheinbar tief in Gedanken versunken, durch die Krankenhausflure, die Hände in den Taschen vergraben, während Ed die profane Aufgabe übernahm, das Wartezimmer zu suchen. »Meine Jungen«, sagte Alice, die sie dort erwartete, »wie froh bin ich, euch zu haben«, und drückte sie fest an sich. Dann setzten sie sich und sahen CNN, während Dan operiert wurde. Zuletzt überbrachte der Chirurg gute Nachrichten: Er hatte eine erfolgreiche Ballonangioplastie durchgeführt und ohne Komplikationen einen Stent eingesetzt. Dan könnte ein ganz normales Leben führen. Vor seiner Entlassung würde man mit ihm über die richtige Ernährung,

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