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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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Versicherungsstatistiker. Da, wo du lebst. Wo ich aufgewachsen bin. Er starb 1979 bei einem Autounfall.«
    Mehr brauchte Ed von ihrer Unterhaltung nicht zu hören. Walter Cousins war ein Name, den er nie vergessen hatte, ein Name, der sich ungewollt in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Walter Cousins war der Mann, den Ed in einem Anfall unbeherrschter Wut getötet hatte. Aberwie konnte das sein? Walter Cousins war sein Vater ? Könnte es ein anderer Walter Cousins gewesen sein, der bei einem anderen Autounfall gestorben war? Irgendwo musste ein Fehler unterlaufen sein. Vielleicht war Chris Shepard ebenfalls adoptiert! Vielleicht glaubte sie nur, Walter Cousins sei ihr Vater. Vielleicht hatten sie beide einen Vater, von dem sie bisher noch gar nichts wussten. Vielleicht … Aber eine andere Möglichkeit fiel Ed nicht ein, sodass er sich verzweifelt an die eine Hoffnung klammerte, und war sie noch so klein. Wenn man ihn vor einer Tür abgelegt hatte, bestand da nicht eine sehr geringe, aber vielleicht signifikante Wahrscheinlichkeit, dass auch Chris Shepard irgendwo ausgesetzt worden war? Vielleicht war auch sie vor einer fremden Tür abgelegt worden, und sie wusste noch gar nichts davon. Das musste die Erklärung sein. Vielleicht waren sie und Ed Nachkommen von Eltern, die Findelkinder in Serie produzierten. Wenn nicht, hatte er dann seinen eigenen Vater getötet? Träumte er das alles? Hatte er tatsächlich seinen Vater getötet? Ed fühlte, wie Panik seine Glieder lähmte. »Was geht hier vor?«, dachte er. »Was passiert mit mir? Warum passiert das? Es kann nicht sein. Ich soll meinen Vater getötet haben? Ich habe meinen Vater nicht getötet. Irgendetwas stimmt nicht. Als hätte sich die Realität verschoben. Spielt hier jemand ein böses Spiel mit mir? Jemand will mich stürzen! Nein, das ist unsinnig. So was passiert nur im Kino. Verschwörungen, Widersacher, das kann es nicht sein. Wie komme ich nur auf so verschrobenes Zeug? Was mache ich hier überhaupt? Ich greife nach dem rettenden Strohhalm. Weil ich die Wahrheit nicht akzeptieren will. Aber nur deshalb, weil die Wahrheit nicht sein kann. Ich soll meinen Vater getötet haben? Ich habe meinen Vater nicht getötet! Und doch habe ich meinen Vater getötet! Es sei denn, diese Shepard ist ebenfalls ein Findelkind. Bitte, bitte! Es kann nicht sein.«
    Toby Dahl plauderte immer noch. »… was meine Eltern betrifft. Mein Dad war ein Original. Er hat Boote verkauft, er war Jachtmakler. Meine Mutter lebt noch, genau wie deine – Frauen halten eben länger. Sie hatte ein Perlengeschäft, davor einen Laden für Retro-Mode davor Antiquitäten, davor …«
    Ed kochte. Er gab »McElvoy Bellevue WA« ein und fand als Ersteseinen Urologen und einen Fitnesstrainer. Er hängte »Telefonnummer« an den Suchbegriff an, bekam aber kein Ergebnis, woraufhin er »Bellevue Telefonverzeichnis« eingab und darin auf einen Reginald McElvoy stieß – weitere McElVoys gab es nicht –, samt Adresse, Telefonnummer und Stadtplan.
    »… aber es ist vermutlich besser, wenn man älter ist und finanziell besser dasteht«, sagte Walter Cousins Tochter. »Obwohl ich mir sicher bin, dass …«
    Ed gab Reginald McElvoy in die Suchmaschine ein. Als Ergebnis erschien ein Familienstammbaum, dem zufolge er im Jahr 1851 geboren war; ein anderer Reginald McElvoy hatte sich 1934 an einer Hochschule in Auckland eingeschrieben. Vielleicht wurde der Name MacElvoy geschrieben, doch ergab dies in der Verknüpfung mit Reginald keinen Treffer, oder … Vermutlich gab es zahllose unterschiedliche Schreibweisen des Namens, der arg nach Clans, Zechgelagen und feuchten Wohnungen klang. Pythia kalkulierte unterschiedliche Schreibweisen verlässlich mit ein, nach einem flexiblen Algorithmus, den Ed höchstpersönlich verbessert hatte, deshalb war es nicht nötig, alle möglichen Schreibweisen auszuprobieren. Und wozu auch? Er hatte bereits eine Telefonnummer, die aller Wahrscheinlichkeit nach der früheren Mrs Walter Cousins gehörte, und er konnte die Sache abkürzen und einfach dort anrufen. Wenn die Tochter nicht mehr zu sagen wusste, als dass er ein Don Juan gewesen war, hatte die Mutter, die Ehefrau, die Hintergangene und die Witwe vielleicht mehr über ihn zu sagen.
    Er wählte die Nummer. Zwei Leute hoben gleichzeitig ab. Es folgte ein kurzer, aussichtsloser Kampf gegen den Verdacht, Ed sei ein Anwalt, der eine unsichere Firewall geknackt hatte. Ed nahm an, es handelte sich um Reginald McElvoy

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