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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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sagte ich.
    Colm lachte spöttisch. »Meinen Sie Lampky? Lampky ist niemandes Chef, nur der Wichser vom Dienst. Seine Mama hat dem Club einen Haufen Geld gestiftet. Dafür ist der Club aber verpflichtet, Lampky Arbeit zu geben, und der führt sich auf wie Rumpelstilzchen und kommt allen in die Quere. Meist ist das kein Problem, mit den Booten hat er nichts zu tun, und diese ganzen Blazerträger im Clubhaus sind schließlich auch nur Wichser, die haben’s verdient, dass ein Lampky ihnen sagt, wann sie Krawatte tragen und mit welcher Hand sie sich den Hintern abwischen sollen.«
    »Ich hätte gedacht, dem Club ist daran gelegen, John Dawson an Bord zu haben.«
    »Und ob denen daran gelegen ist. Aber Lampky mag es nicht, wenn sich jemand mit Geld Vorteile verschafft. Mal abgesehen von ihm selbst natürlich. Er darf das, denn die Lampkins waren schon zu Königin Victorias Zeiten Mitglieder im Royal Seafield Club.«
    Colm lachte wieder und schüttelte den Kopf.
    »Den Wichsern gefällt das: Porträts an den Wänden, ruhmreiche Tradition, der ganze faule Zauber. Aber sie zahlen ihre Beiträge, und die Hälfte von denen setzt nie auch nur einen Fuß auf ein Boot. Die hocken nur rum, mampfen und saufen, also muss ich ehrlich sagen: Je mehr, desto besser. Wenn ich selbst mal einen trinken will, gehe ich lieber in die Stadt. Was die in der Clubbar für ein Pint verlangen, ist der Hammer. Und dann muss man sich auch noch all die fetten Weiber und die Wichser in ihren Rugbyhemden anhören.«
    Ich musste lachen. »Dann teilt sich der Club also in Segler und Wichser auf?«
    »Wenns nach mir geht, die ganze Welt. Apropos: Schauen Sie sich jetzt das Boot an, oder wollen Sie hier festwachsen? Mit einem hatte Lampky nämlich Recht: Hier ist heute die Hölle los.«
    Ich steckte Colm einen Zwanziger zu und sagte ihm, ich bräuchte fünf Minuten. Einen Moment lang musterte er den Schein, und ich dachte schon, er würde ihn mir zurückgeben. Aber dann nickte er und sagte: »Ist eine Hunter 23, sieben Meter lang, vier Kojen. Sie liegt den ganzen Sommer hier und wartet darauf, benutzt zu werden. Ich bin ja kein religiöser Mensch, aber so ein Prachtstück zu haben und nicht damit zu segeln, das ist eine Sünde.«
    »Ist Peter ein guter Segler?«
    »Zumindest kennt er sich ganz gut aus. Ein ruhiger Typ, redet nicht viel. Aber er macht sich gut, kommt bei Wettbewerben immer auf die vorderen Plätze. Früher zumindest. Er war schon eine ganze Weile nicht mehr hier.«
    »War in letzter Zeit sonst jemand mit dem Boot unterwegs?«
    »Jemand anders? Nicht dass ich wüsste. Aber wenn Sie wollen, frag ich die anderen Jungs.«
    Ich sagte ihm, das wolle ich durchaus, dann kletterte ich an Bord der Yacht und ging unter Deck. Vorne am Bug, gleich hinter dem Ankerschacht, sah ich zwei Sitzbänke mit einem Salontisch dazwischen. Man konnte die braunen Polstersitze anheben, um den Stauraum darunter zu nutzen. Backbord, vor dem Motor, befanden sich ein paar Spinde, eine kleine Toilette und vier Regalbretter aus Kiefernholz, die über die ganze Bootslänge gingen. Auf der anderen Seite, etwas weiter hinten, lag eine Kochnische und dahinter, weiter achtern, eine Kabine mit zwei Kojen. Sonst war absolut nichts an Bord: kein Besteck oder Geschirr, keine Regenjacken oder Pullover, keine Decken, kein Bettzeug, keine Bücher oder Karten, kein Kompass oder andere Navigationsinstrumente, keine Uhr, kein Radio. Nicht einmal Staub. Ich fuhr mit dem Finger über den Tisch. Er roch nach Ammoniaklösung und Kiefernholz. Hier hatte jemand erst kürzlich alles ausgeräumt und anschließend sauber gemacht. Und zwar richtig gründlich, als hätte dieser Jemand keine Spuren hinterlassen wollen. Aber man kann Spuren nie ganz verwischen. Menschen lassen immer irgendwas zurück. Die Kunst besteht darin, es zu finden.
    Ich tastete den Anker- und den Motorenschacht ab und sah nach, ob sich in den Stauräumen unter den Sitzbänken irgendwelche versteckten Winkel oder Fächer befanden. Ich hob die Matratzen in der Kabine an und klopfte die Spinde ab, um zu sehen, ob es vielleicht eine falsche Rückwand gab. Dann untersuchte ich die Backbord-Hängespinde und den raumhohen Spind daneben – und dort wurde ich schließlich fündig. In dem engen Spalt zwischen Spind und Wand klemmten, etwa auf Brusthöhe, ein paar kleine Stücke blaues Plastik, und auf dem Boden lagen ein paar weitere Stückchen. Es sah aus, als hätte jemand eine Plastiktüte hinter den Spind geklemmt und sie später

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