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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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formell für Cyril Lampkin«, bemerkte ich und deutete auf sein dunkelrotes Jackett.
    »Ich moderiere um zwei Uhr fünfundvierzig eine Antiquitätenschau im Commodore’s Room«, gab Cyril hochmütig zurück. »Was nun Mr. Dawsons Boot angeht, so haben wir heute wirklich alle Hände voll zu tun, und ich würde es niemals wagen, einen unserer Bootsmänner von seinen Pflichten abzuhalten. Vielleicht kommen Sie später in der Saison noch einmal wieder, möglichst in Begleitung von Mr. Dawson. Wenn das dann alles wäre, Mr. Loy. Ich habe zu arbeiten.«
    Cyril hatte sich die ganze Zeit auf dem schmalen Grat zwischen unterhaltsamem Ärgernis und ernsthafter Nervensäge bewegt. Jetzt reichte es. Ich stemmte beide Hände auf den Empfangstresen, beugte mich weit vor und drehte den Ton voll auf.
    »O nein, Cyril, Sie haben mir zuzuhören. Peter Dawsons Frau Linda macht sich Sorgen um den Verbleib ihres Mannes. Sie hat mich bevollmächtigt, in ihrem Auftrag sein Boot zu durchsuchen. Sowohl ihr als auch mir ist daran gelegen, ihren Schwiegervater nicht mit der Sache zu behelligen, der, wie Sie wissen, ein treuer und großzügiger Förderer des Royal Seafield Yacht Club ist. Aber wenn Sie mir weiter Steine in den Weg legen, werde ich John Dawson anrufen und ihn darüber informieren. Der Kommodore hört sich sicher gerne an, was Mr. Dawson zu dem Thema zu sagen hat. Also, Cyril: Bringt mich jetzt irgendein Bootsmann zu Peters Boot, oder soll ich mich ausziehen und rüberschwimmen?«
    Man kann ohne Übertreibung sagen, dass ich gegen Ende dieser kleinen Ansprache brüllte. Als ich mich umsah, stellte ich erfreut fest, dass sich eine kleine Menschenmenge um uns geschart hatte. Neben den dunkelblauen Blazern und Pullis entdeckte ich noch ein etwas jüngeres Grüppchen: Männer in Rugbyhemden, Frauen in dunkelblau und weiß gestreiften Tops. Vielleicht gab es ja eine nach Alter gestaffelte Clubuniform? Aber eigentlich war mir das jetzt egal, genauso wie Cyril Lampkin, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und die Wangen aufblies wie ein Ochsenfrosch. Noch nicht einmal der große, muskulöse, dunkelhaarige Typ in Shorts und Schwimmweste, der plötzlich neben mir aufgetaucht war und aussah, als könnte er mir den Tag vermasseln, wenn ihm danach war, machte mich nervös.
    Mir war nämlich etwas bewusst geworden: »Das ist mein Job, und ich habe ihn viel zu lange nicht gemacht.« Mein letzter Fall lag achtzehn Monate zurück, achtzehn Monate, in denen ich meine Tochter, meine Frau, meine Wohnung und meine Arbeit verloren hatte. Zuletzt hatte ich in einer Spelunke in Venice Beach gekellnert, bei einem Freund auf dem Boden gepennt, jeden Cent versoffen, den ich verdiente, nichts gedacht und noch weniger gefühlt und versucht, Ereignissen einen Sinn zu geben, die keinen hatten und auch nie einen haben würden. Ich würde nie begreifen, warum meine Tochter sterben musste. Und wahrscheinlich würde ich auch nie erfahren, was mit meinem Vater passiert war. Aber ich hatte immerhin die Chance, Peter Dawson zu finden, und wenn ich das schaffte, würde es einen kaputten Kreis schließen, eine zerbrochene Verbindung wiederherstellen. Und selbst wenn ich es nicht schaffte, war es doch gut, endlich wieder zu spüren, dass ich am Leben war.
    Cyril Lampkin sagte: »Sie lassen mir keine andere Wahl, Mr. Loy Ich muss den Kommodore anrufen.«
    Ich dachte daran, wie mir in der Schule immer mit dem Direktor gedroht worden war, und musste lachen. Da legte sich eine Hand auf meinen Arm.
    »Schon gut, Cyril, ich kümmere mich darum. Kommen Sie, Mr. Loy, ich bringe Sie zu Dawsons Boot.«
    Es war der große, dunkelhaarige Typ mit der Schwimmweste.
    Cyril Lampkin sagte: »Colm … äh … nun ja, also, Colm, ich wollte Sie nicht von Ihren Pflichten abhalten, aber wenn Sie tatsächlich glauben, dass ein Nichtmitglied … äh … rundum autorisiert sein sollte …«
    Seine Stimme wurde bereits leiser hinter uns. Colm führte mich durch den Clubraum, zwei Treppen hinunter und hinaus auf einen Kai. Wir stiegen in ein kleines, weinrotes Boot, Colm ließ den Motor an, und wir schossen durch das Hafenbecken, an mehreren Anlegeplätzen vor dem Clubhaus vorbei, bis wir schließlich vor einer mittelgroßen Motoryacht hielten. Das erste L am Bug war abgefallen: Das Boot hieß nur noch »ady Linda«.
    »Da wären wir.« Colm grinste mich an. »Hat Ihnen Spaß gemacht da drinnen, was?« ’
    »Ich hoffe, Sie kriegen meinetwegen keinen Ärger mit Ihrem Chef«,

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