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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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hat es nach diesem furchtbaren Song von den Beach Boys benannt, den ich … den wir beide mochten. Es heißt ›Lady Linda‹.«
    Sie sah fast erschrocken zu mir auf, als hätte sie mit einem Mal etwas begriffen, das sie tief im Innern bestürzte. Ihr Lächeln verschwand, das Gesicht rötete sich, und sie wandte sich ab und fing an zu weinen, heftige, markerschütternde Schluchzer. Ich wusste nicht, ob sie daran dachte, wie sehr sie ihn geliebt hatte, und das Gefühl vermisste oder ob sie sich dafür schämte, nicht mehr zu empfinden, und ich wusste auch nicht, inwieweit der Alkohol diese Gefühle verstärkte. Aber ich hatte seit langem niemanden mehr gesehen, der so verängstigt wirkte, so einsam und verloren.

Vier
    Der Royal Seafield Yacht Club ist eine Art Bungalow mit großem Untergeschoss. Allerdings grenzt das Untergeschoss direkt ans Wasser, und das ganze Clubhaus liegt gleich am Hafen von Seafield und wurde um 1840 erbaut, um den eleganten, wohlhabenden Herrschaften eine standesgemäße Umgebung für ihre Freizeitvergnügungen zu bieten. Und so ist es der eindrucksvollste Bungalow, den man sich denken kann.
    Die Innenausstattung ist ähnlich eindrucksvoll: hohe Räume, aufwändige Ornamente, Deckenrosetten, Kronleuchter, klassische Säulen und solcher Dinge mehr.
    Auch die Belegschaft war sich dessen durchaus bewusst. Wahrscheinlich wartete ich deshalb seit fünfundzwanzig Minuten im Foyer, blätterte in einer Broschüre, die die Vorzüge des Clubs pries, und beobachtete eine ganze Prozession von Männern in marineblauen Blazern mit Goldknöpfen und Frauen in marineblauen Pullis mit Goldstickerei, die in ihren Bootsschuhen vom Restaurant in die Elegante Bar, den Clubraum, die Legere Bar, den Commodore’s Room, das Billardzimmer oder das Atrium spazierten. Der Clubsekretär, der, wie mir die Broschüre mitteilte, Cyril Lampkin hieß, erwog unterdessen meine Bitte, mir Peter Dawsons Boot ansehen zu dürfen. Linda hatte angerufen und mich angekündigt, ich hatte Peters Clubkarte bei mir und den Zweitschlüssel für die Bootskabine, aber für Cyril Lampkin war die Beweislage offensichtlich noch nicht eindeutig.
    Cyril Lampkin war eine sonderbare Erscheinung. Er musste etwa fünfunddreißig sein, trug ein Dinnerjacket aus dunkelrotem Samt und eine passende Fliege mit einem in Dunkelrot und Türkis gehaltenen Paisleymuster. Ein Streifen karottenrotes Haar klebte an seiner sommersprossigen Glatze wie ein umgedrehtes Fragezeichen. Er hatte zarte, rosige Haut, die Grübchen an den Wangen und kleine Krater unter dem Doppelkinn bildete, und sein hellblonder Schnurrbart hielt genauso viel Abstand zur Nase wie zur Oberlippe. Er helfe nur aus am Empfang, hatte er mir erzählt, weil das Mädchen, das sonst hier arbeite, im Krankenhaus sei, um ein Baby zu bekommen, und sein Ton zeigte dabei deutlich, dass er weder Babys sonderlich schätzte noch die Leute, die sie bekamen. Alle persönlichen Anfragen und Anrufe, die naturgemäß fast ausschließlich von Clubmitgliedern kamen, quittierte er mit Augenrollen, Seufzen und ähnlichen Unmutslauten. Wäre er mir nicht gerade dermaßen in die Quere gekommen, es hätte mir großen Spaß gemacht, Cyril Lampkin noch weiter in Aktion zu beobachten – allein schon, um herauszufinden, was er da eigentlich zu tun glaubte.
    »Die Sache wäre natürlich sehr viel einfacher, wenn Sie Clubmitglied wären, Mr. Loy«, sagte er jetzt mit einem mitleidigen Lächeln auf dem glänzenden Gesicht.
    Das wagte ich zu bezweifeln, denn gerade hatte er zwei Clubmitglieder, die für den Abend einen Tisch im Restaurant reservieren wollten, mit dem Hinweis abserviert, Tischreservierungen würden nur telefonisch ab Punkt Viertel nach fünf im Restaurant entgegengenommen, da sei absolut nichts zu machen, schönen Tag noch, die Herrschaften.
    »Nun, wenn ich hier schon warten muss … bestünde vielleicht die Möglichkeit, dass ich mir ein Roastbeef-Sandwich und eine Tasse Kaffee in der … äh … Legeren Bar genehmige?«, fragte ich so unterwürfig wie irgend möglich.
    »Ich fürchte nein, Mr. Loy. Erstens sind Sie kein Clubmitglied, und zweitens besteht dort Krawattenpflicht.«
    »Da sind aber jede Menge Leute ohne Krawatte drin«, wandte ich ein.
    »Das sind Clubmitglieder, Mr. Loy. Wenn Sie mit den Vorschriften vertraut wären, würden Sie auch den Dresscode an einem Mittwoch bis vier Uhr dreißig kennen: leger für Clubmitglieder, halbformell für die Gäste von Clubmitgliedern …«
    »… und ganz

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