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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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sechzig an einem Schreibtisch. Sie war ganz in Beige gekleidet, hatte einen Terrakottateint und einen zurechtgefönten Kranz aus perlmuttfarbenem Haar. Als ich auf sie zuging, stand sie auf und sagte: »Mr. Parland?«
    Ich widersprach nicht. Sie bedachte mich mit einem Blick voller Charme und Effizienz, stellte sich als Mrs. McEvoy vor und führte mich dann, ohne den Bittstellern, die rechts und links von ihrem Schreibtisch auf zwei dunkelgrauen Sofas warteten, weitere Beachtung zu schenken, direkt in Kearneys Büro, wo sie mich als »Mr. Parland« ankündigte. Dann wirbelte sie, in eine Wolke L’Eau d’Issey gehüllt, wieder hinaus.
    Wenn man schon nicht Millionär werden konnte, war Bauplaner bei der Stadtverwaltung wohl das Nächstbeste – zumindest der Aussicht nach zu schließen. Von James Kearneys Büro konnte man über den Hafen von Seafield bis zur Stadt sehen, nach Süden die ganze Küste entlang bis nach Castlehill und nach Westen über das halbe County hinweg bis zu den Bergen. Und während die Sonne die letzten grauen Dunstreste wegbrannte, hoben sich überall die großen Kräne schwarz vom Himmel ab: einer hier, drei dort und über den größeren Baustellen gleich ein halbes Dutzend. So weit das Auge reichte und noch weiter, senkten sie ihre Lasten ab, schwenkten sie herum, ließen sie drohend auf halber Höhe schweben, hielten dann selbst an, drehten sich und hoben sich wieder, bis es schien, dass der Boden unter ihren Füßen nichts weiter war als ein ihren herrischen Launen unterworfenes Provisorium. Dublin schien eine Stadt der Kräne geworden zu sein: Die riesigen stählernen Giganten des Baubooms standen am Horizont, wühlten in der Vergangenheit der Stadt und breiteten Betondecken darüber, um eine ungewisse, aber unausweichliche Zukunft darauf zu errichten, einen verlockenden, flüchtigen Traum des Neuen.
    James Kearney sah aus wie ein Schullehrer aus den Fünfzigern in Tattersall-Hemd, Fischgrätsakko, einer Hose aus Cavalry-Twill, mit sorgfältig geputzten braunen Golfschuhen und einer flaschengrünen Strickkrawatte. Das einzige Zugeständnis an die Witterung waren Hemd und Sakko aus einem etwas leichteren Material, das nur nach Velours oder Tweed aussah. Abgesehen davon wirkte er, als wollte er gleich eine Schaufel Kohlen in den Ofen im Klassenzimmer schippen. Er war groß und hatte ein schmales Gesicht, dessen Haut sich über den hohen Wangenknochen spannte. Das helle Haar war seitlich gescheitelt und fiel ihm leicht in die Stirn, wie es das wahrscheinlich tat, seit er elf war. Er reichte mir eine feuchte, schlaffe Hand, sprach mir sein Beileid über den tragischen Verlust in der Familie aus und forderte mich auf, an einem runden Glastisch Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich mir gegenüber, nahm ein paar Sandwiches aus einer Tupperdose und wickelte sie aus.
    »Mittagspause. Ich würde Ihnen ja gern etwas anbieten, aber es reicht leider nur für mich«, sagte er mit vorsichtiger, leicht mürrischer Stimme und biss in ein dickes Vollkornbrot mit Schinken und Eiermayonnaise. »Die Preise heutzutage sind horrend. Da ist es besser, sich selbst etwas mitzubringen. Und sicherer.«
    Er schraubte eine Thermosflasche auf und goss sich eine dampfende braune Flüssigkeit in den Deckel.
    »Tee können Sie haben – falls wir noch irgendwo eine Tasse auftreiben.«
    »Nein, vielen Dank«, sagte ich.
    Offensichtlich erleichtert, schraubte er die Thermosflasche wieder zu.
    »Also, Mr. Parland«, sagte er. »Was kann ich denn für Sie tun?«
    Das war genau die Frage, auf die ich selbst noch keine Antwort hatte. Egal. Im Zweifelsfall galt: einfach loslegen und den Laden ein bisschen aufmischen.
    »Wir wissen, dass der verstorbene Peter Dawson sich dafür eingesetzt hat, den Nutzungsstatus des Castlehill-Golfclubs zu ändern. Wir wissen auch, dass er sich an mehrere Mitglieder des Stadtrats gewandt hat, in der Hoffnung, deren Unterstützung für dieses Vorhaben zu gewinnen. Wir wissen, dass er auch nicht davon abgesehen hat, zur Sicherung dieser Unterstützung Geldspenden anzubieten, wenn Bereitschaft signalisiert wurde. Und schließlich wissen wir, dass Joseph Williamson unter normalen Umständen der Letzte gewesen wäre, der Bestechungsgelder angenommen hätte. Trotzdem behauptet die Polizei, bei seiner Leiche eine beträchtliche Menge Geld gefunden zu haben – eine Summe, die in der Presse jetzt als Bestechungsgeld dargestellt wird.«
    James Kearney kaute an seinem Sandwich, spülte mit einem

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