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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Untergeschoss drang das ohrenbetäubende Dröhnen eines Presslufthammers herauf, das ganze Gebäude schien in seinen Grundfesten zu erbeben. James Kearney wandte sich vom Schreibtisch ab, betrachtete die Karte des County, die hinter ihm an der Wand hing, und klopfte mit dem Füller darauf, Herr all dessen, was er vor sich sah. Es war ein ganz normaler Arbeitstag in der Stadtverwaltung.

Vierzehn
    Die Anlegestellen hinter dem Hauptgebäude des Royal Seafield Yacht Club waren von hohen Mauern umschlossen, gekrönt von gut einem Meter Stacheldraht. Man kam nur durch ein schweres Sicherheitstor hinein, das mit einer Chipkarte und einem Zahlencode zu bedienen war. Nichts davon hatte Linda Dawson mir gegeben. Ich versuchte hineinzuschlüpfen, als ein paar Clubmitglieder mit nassen Haaren nach draußen kamen, aber sie versperrten mir den Weg und zogen das Tor hinter sich zu. Es waren große, stiernackige Kerle, vermutlich Rugby-Spieler, und als einer von ihnen näselte: »Wenn du keine Karte hast, geh gefälligst vorne rum«, gab ich vor zu tun, was er sagte. Aber ich hatte keine Lust dazu. Ich wollte mich nicht nochmal mit Cyril Lampkin anlegen, so amüsant das sicher sein würde. Vor allem aber sollte der Bootsmann Colm nicht mitbekommen, dass ich hier war. Colm, der die Polizei auf die Idee gebracht hatte, ich könnte Peter Dawson auf seinem Boot erschossen haben, während er selbst nur ein paar Meter entfernt auf mich wartete. Colm, der im Hennessy’s George Halligan begrüßt hatte. Colm, der eine ganze Menge mehr zu wissen schien, als er zugab.
    Ein Mann in einer blauweiß karierten Kochhose und einem weißen T-Shirt war dabei, Küchenvorräte aus einem dunkelblauen VW-Kombi zu laden und sie durch die Eingangshalle in den Club zu schleppen: Restaurantkanister mit Ketchup und Mayonnaise, riesige Käsestücke, Großhandelsdosen mit Öl und Tomaten. Nachdem er zum zweiten Mal im Club verschwunden war, ging ich hinüber und inspizierte die verbleibenden Vorräte im Kofferraum. Ich entdeckte vier Kisten mit Sportgetränken, lud mir eine davon auf die Schulter, ging rasch um das Clubhaus herum und klopfte energisch an das Sicherheitstor. Ein großer alter Mann in marineblauer Hose und passendem Hemd, mit einem weißen Bart, der sich nur als »seemännisch« beschreiben ließ, und einem Feldstecher um den Hals öffnete mir. Er sah bleich und ausgemergelt aus, die Augen unter den schweren Lidern blickten trüb.
    »Lieferung für Sie«, brummte ich mit gesenktem Kopf und schob die Getränkekiste vor. Er wandte sein trauriges Gesicht ab, trat zur Seite und ließ mich durch. Links von mir befanden sich die Slipanlagen und die Liegeplätze, rechts war ein Bootshaus. Ich ging dorthin weiter, wo ich die Umkleideräume und die Duschen vermutete, stellte die Kiste betont vorsichtig ab und drehte mich um. Der alte Mann war verschwunden, und auch sonst war kein Mensch zu sehen. Gleich neben der Tür zu den Umkleideräumen stand ein Getränkeautomat. Ich schob die Kiste daneben und ging zu den Liegeplätzen hinüber.
    Der Yachthafen sah aus, als hätte man gerade einen ziemlich erfolgreichen Räumungsverkauf durchgeführt: Bis auf ein paar unförmige Kajütboote und einige klapprige Trawler war weit und breit kein Schiff zu sehen. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel und hatte allen Dunst weggebrannt, die Bucht war ein blauweißes Mosaik aus Segeln, Wasser und Gischt und glitzerte wie Kristall unter den Sonnenstrahlen. Der alte Mann mit dem Seemannsbart patrouillierte an den Slipanlagen vorbei und inspizierte, die Arme auf dem Rücken verschränkt, die verlassenen Liegeplätze. Viel Gesellschaft hatte er nicht. Über uns auf der Terrasse saß ein Grüppchen Blondinen mit orangeroten Gesichtern, dünnen Armen und falschen roten Fingernägeln; sie aßen Krabben und Langusten und tranken Weißwein dazu. Sonst war niemand da. Ich ging zu dem alten Mann hinüber und fragte ihn, ob er Colm heute schon gesehen habe. Seine ausgezehrte Miene war ganz wirr vor Trauer, und einen Moment lang glaubte ich, er würde in Tränen ausbrechen. Aber dann schaute er nur durch seinen Feldstecher und deutete zum Pier, wo es nur so von Menschen wimmelte. Ich folgte der Verlängerung seines Fingers, sah aber nur einen alten viktorianischen Unterstand mit hellblauem Eisendach, deshalb reichte er mir seinen Feldstecher. Damit entdeckte ich Colm auf einer hellblauen Bank in dem Unterstand. Er rauchte und telefonierte mit dem Handy. Dann schaute er auf die

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