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Edelherb: Roman (German Edition)

Edelherb: Roman (German Edition)

Titel: Edelherb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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erleichtert, zumindest vorerst dem Tode entronnen zu sein.
    Auf dem anderthalb Meilen langen Heimweg verlängerte ich meine Liste der Dinge, für die ich dankbar war:
     
    6 ) Ich war noch jung genug, um all meine Fehler wiedergutzumachen.
    7 ) Ich war stark und konnte überall hingehen, wohin mich meine Füße trugen.
    8 ) Ich konnte jedem, der noch lebte, alles sagen.
     
    »Du hast noch kein Wort von dir gegeben, seit wir dort aufgebrochen sind. Was geht dir durch den Kopf, Annie?«, fragte Natty.
    Wir hatten das südliche Ende des Parks erreicht. Es war unbestritten etwas sicherer im Park, seit Charles Delacroix mit seinem Grundsatz, selbst kleine Verbrechen zu verfolgen, die Stadt regierte. Ich schaute meine Schwester an. Obwohl ich keinen Schlaganfall wie Onkel Yuri gehabt hatte, fiel es mir schwer, meine Gefühle auszudrücken. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich sie liebte, dass sie für mich der wichtigste Mensch auf der Welt war, dass es mir aufrichtig leidtat, sie wegen Liberty angelogen zu haben. Stattdessen fragte ich sie, was sie zu Abend essen wolle.
     
    Während Natty und alle anderen Unschuldigen am Montag zum Unterricht gingen, machte ich mich an die Aufgabe, eine neue Schule für mich zu finden. Mr. Kipling war der Ansicht gewesen, ich sollte das Ganze erst offiziell angehen, wenn ich Liberty verlassen hatte. Seiner Meinung nach war es von Vorteil für mich, wenn ich zeigen konnte, dass ich meine Haftstrafe abgesessen hatte.
    Nach Simon Greens vorläufiger Sichtung gab es ein Dutzend Privatschulen, die mit Holy Trinity vergleichbar waren, und davon nahmen acht keine neuen Schüler im Abschlussjahr auf. So blieben insgesamt vier Adressen, die für mich überhaupt in Frage kamen. Ein weiteres Problem war, dass ich – in Simon Greens Worten – die »berüchtigte Anya Balanchine« war. »Tut mir leid, aber so ist es.« Wahrscheinlich würden die Medien schnell davon Wind bekommen, wenn mich eine Schule aufnahm, was ihr mit Sicherheit Kritik einbringen würde. Nachdem Simon Erkundigungen eingeholt hatte, blieb nur eine einzige Option, nämlich die Alternative Schule »Leary« in East Village, in fußläufiger Entfernung vom Mondscheincafé meines Cousins. Für den Nachmittag hatte ich ein Gespräch mit dem Rektor vereinbart; Mr. Kipling sollte mich begleiten.
    Normalerweise trug ich immer meine Uniform von Holy Trinity, doch die hielt ich nicht für angemessen, wenn ich mich an einer anderen Schule vorstellte. Ich beschloss, den Hosenanzug zu tragen, mit dem ich auf der Hochzeit von Mickey und Sophia gewesen war.
    Leary also. Die Schule war im wahrsten Sinne des Wortes alternativ. Niemand trug eine Uniform. In vielen Klassenzimmern standen keine Tische; die Schüler saßen im Kreis auf dem Boden. Einige Lehrer hatten Bärte. Ich sah eine Lehrerin, die ohne Schuhe herumlief. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft – Töpferton? Kräuter? Diese Schule war völlig anders als alle, die ich kannte, doch ich sagte mir, dass das nicht unbedingt schlecht sein musste.
    Mr. Kipling nannte an der Anmeldung meinen Namen, man verwies uns zum Warten auf eine Gruppe Sitzsäcke. »Interessanter Laden«, sagte Mr. Kipling zu mir. Er senkte die Stimme. »Und, kannst du dir vorstellen, es hier einmal zu versuchen, Anya?«
    Was hatte ich denn für eine Wahl? Es gab staatliche Schulen, doch jede gute hatte eine lange Warteliste, und viele meiner Zensuren mochten dort nicht mal anerkannt werden – eventuell bekäme ich erst einen Platz, wenn ich zwanzig wäre.
    Nach ungefähr einer halben Stunde Wartezeit kam der Rektor aus seinem Büro, ein kraushaariger Mann in einem Kordanzug. »Kommen Sie doch herein, Anya, Stuart.« Ich zuckte zusammen, als ich hörte, wie Mr. Kipling mit dem Vornamen angesprochen wurde. »Tut mir leid, dass ihr warten musstet. Konnte erst spät mit meiner morgendlichen Meditation anfangen. Ich bin der Rektor dieser Schule, Sylvio Freeman. Aber alle nennen mich Syl.«
    Wir betraten sein Büro, in dem ein schwerer Perserteppich in Rot- und Orangetönen lag. Möbel waren keine zu sehen. »Setzt euch!« Rektor Syl wies auf den Teppich.
    Er schenkte Lakritz-Rooibos-Tee in Tassen. »Ich habe alles über Sie gelesen, Anya. Ihre Schulzeugnisse sind reichlich verregnet, auch wenn Sie wissen müssen, dass wir hier keine Noten verteilen.« Er hielt inne. »Rechtsmedizin. Das ist Ihr Ding, ja?«
    Ich nickte.
    »Dieses Fach bieten wir bei uns nicht an, aber es gibt ja freie Arbeitsgruppen. Ich würde

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