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Edelherb: Roman (German Edition)

Edelherb: Roman (German Edition)

Titel: Edelherb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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wurde Essen vorbereitet. Jede noch so kleine Ecke war mit Schleifen, Blumen oder einer Krippe geschmückt. Die Firma Marquez brachte sogar Adventskalender mit kleinen Schokoladenfiguren heraus: ein Lamm, ein Herz, ein Schneemann, ein Sombrero, ein Ei, eine Kakaofrucht und so weiter. Natty hätte sich sehr über so einen Kalender gefreut, und ich hätte ihr auch liebend gerne einen geschickt. Da die Marquez’ eine große Familie waren, wichtelten sie miteinander – auf diese Art und Weise musste jeder nur ein Geschenk besorgen. Ich hatte Lunas Namen gezogen und kaufte ihr ein Farbenset, das ich gesehen hatte, als ich mit Theo in Puerto Escondido essen war. Theo hatte darauf bestanden, mir für all die Arbeit, die ich auf den Feldern geleistet hatte, Geld zu geben, auch wenn ich nichts dafür haben wollte. Dann war ich aber doch froh, Geld zur Verfügung zu haben, weil ich Luna ein nettes Geschenk kaufen konnte. Ich würde Theo das Geld zurückgeben, so schnell es ging.
    Am Heiligabend kam Isabelle, die älteste Marquez-Tochter, mit ihrem Mann aus Mexico City. Sie war sehr schön – groß und ernst mit einer langen Nase. Sie sah aus wie ein Engel auf einem Gemälde, nämlich ehrfurchtgebietend und streng. Ich merkte sofort, dass sie mich nicht mochte. »Mutter, wer ist das?«, hörte ich sie Luz fragen. Mein Spanisch wurde besser, und auch wenn ich mich nicht perfekt ausdrücken konnte, verstand ich es schon ganz ordentlich.
    »Das ist Anya. Sie ist hier, weil sie den Kakaoanbau kennenlernen will. Sie ist eine Freundin deiner Cousine Sophia«, entgegnete Luz.
    »Uh, Sophia. Ich würde niemanden mögen, der mir von dieser Frau empfohlen wird. Was hat diese Anya Weihnachten hier zu suchen, Mama? Hat sie keine eigene Familie?«, fragte Isabelle.
    »Sie bleibt bis zur nächsten Ernte bei uns«, sagte Luz. »Sie ist ein sehr nettes Mädchen. Deine Geschwister mögen sie sehr gerne. Gib ihr eine Chance, mein Schatz.«
    Abends gingen wir zu Christmette. Der Gottesdienst wurde auf Spanisch abgehalten, sonst schien es nicht viel anders als in New York zu sein.
    Schließlich kam der erste Weihnachtstag, und es gab Geschenke. Luna freute sich über das Farbenset, wie ich gewusst hatte. Allerdings hatte ich nicht gewusst, dass die Mitglieder der Marquez-Familie sich beim Wichteln nicht an die Regeln hielten und trotzdem Geschenke für jeden besorgten.
    Obwohl ich nur etwas für Luna gekauft hatte, bekam ich Geschenke von allen Familienmitgliedern (außer natürlich von Isabelle): von den Abuelas ein leeres Rezeptbuch, von Luz einen Sonnenhut, einen roten Rock von Luna, und mein Lieblingsgeschenk war eine Machete von Theo. Sie war leicht, aber dennoch solide, und in den braunen Ledergriff war » ANYA B.« gestanzt. »Habe ich selbst gemacht«, sagte Theo entschuldigend. »Dein Nachname hat nicht mehr draufgepasst. Ich muss sie nur noch schärfen, bevor du sie das erste Mal benutzt.« Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte, sie sei perfekt.
    Am Abend kehrte Isabelle nach Mexico City zurück. »Tja, wahrscheinlich werde ich dich nie im Leben wiedersehen«, sagte sie und küsste mich auf beide Wangen. Es fühlte sich an wie eine Warnung, auch wirklich zu verschwinden. Ich fragte mich, ob genügend Zeit vergangen war und ich versuchen konnte, mich bei Simon Green zu melden.
    Insgesamt war es ein schönes Weihnachtsfest gewesen. Erst nachts in meinem Bett fühlte ich mich einsam. Vielleicht weinte ich sogar ein wenig, doch wenn, dann nur ganz leise. Ich bezweifle, dass mich jemand hörte.
     
    Am nächsten Morgen beschloss ich, länger zu schlafen. Weder auf der Plantage noch sonst irgendwo wurde ich gebraucht. Ich lag immer noch im Bett, als Luna an meine Tür klopfte. »Anya, unten ist ein Mann, der sagt, er würde dich kennen.«
    Mein Herz begann heftig zu pochen. Konnte das Win sein?
    Doch was, wenn es Wins Vater war? Oder Abgesandte seines Vaters, die mich zurück nach Liberty bringen sollten?
    »Ein junger oder ein alter Mann?« Ich versuchte, das Beben in meiner Stimme zu unterdrücken.
    »Jung. Auf jeden Fall jung«, erwiderte sie. »Und sehr gutaussehend.«
    Ich zog den roten Rock über, den Luna mir zu Weihnachten geschenkt hatte und den ich noch nicht weggeräumt hatte. Dazu wählte ich eine weiße Bluse und einen Ledergürtel. Meine neue Machete schob ich in den Gürtel, nur für den Fall, und über alles zog ich noch einen Pulli. Ich verließ mein Schlafzimmer und ging nach unten, die Hand locker am Griff der

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