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Edelherb: Roman (German Edition)

Edelherb: Roman (German Edition)

Titel: Edelherb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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»Ich möchte nicht über Win sprechen«, sagte ich.
    »Kannst du dich erinnern, dass ich dir vor langer Zeit gesagt habe, ich müsste dich irgendwann um einen Gefallen bitten?«, fragte Yuji.
    Ich nickte. Wie konnte ich das vergessen? Es war der Abend gewesen, als ich ihn bat, meinen Bruder in Japan aufzunehmen.
    »Nun, dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.«
    Sofort fragte ich ihn, was er denn bräuchte.
    Er nahm meine Hand. »Ich möchte, dass du mich heiratest.«
    »Yuji, ich … ich …«, stotterte ich. »Ich kann dich nicht heiraten. Ich bin erst siebzehn. Ich kann niemanden heiraten!« Ich scharrte mit den Füßen, und meine Machete fiel zu Boden. Yuji wollte sie aufheben.
    »Nein«, sagte ich. »Das mache ich schon selbst.«  
    »Ich weiß, dass du erst siebzehn bist. Deshalb müssen wir ja auch nicht sofort heiraten. Du musst dich nur mit mir verloben.«
    »Aber Yuji, ich liebe dich nicht.«
    »Ich liebe dich auch nicht. Aber wir müssen verheiratet sein. Verstehst du das nicht? Das ist die einzige Möglichkeit, um Balanchine Chocolate zu retten. Wenn ich dein Mann werde, kann ich dir helfen, das Geschäft zu organisieren, und unser beider Interessen schützen.
    Ich habe sehr viel darüber nachgedacht. Nach der Affäre mit der vergifteten Balanchine-Schokolade wusste ich anfänglich nicht, was ich tun sollte. Sollte ich Balanchine gänzlich ausschalten? Sollte ich zusehen und abwarten, dass sie sich selbst zerstört? Oder sollte ich intervenieren? Ich glaube, das habe ich dir damals erzählt.«
    Ganz so deutlich hatte er sich damals nicht ausgedrückt.
    »Doch als ich dich dann auf der Hochzeit traf, dachte ich, es könnte noch eine andere Möglichkeit geben. Das Mädchen ist eindrucksvoll, dachte ich. Vielleicht hat sie das Zeug zu einer guten Führungskraft. Es wäre doch deutlich besser für mich, zusammen mit diesem Menschen gemeinsame Interessen zu verfolgen und unser beider Firmen größer und besser zu machen. Da begann ich, mir einen Plan zurechtzulegen.
    »Mich zu heiraten?«
    »Nein. Anfangs dachte ich, ich könnte dich einfach zur Zusammenarbeit mit Mickey bewegen. Ich dachte, dass ihr beide zusammen Balanchine Chocolate nach dem Tod seines Vaters stabilisieren könntet. Aber aus verschiedenen Gründen war dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Ich gebe dir keine Schuld, Anya. Du warst mit deinem Freund, deiner Ausbildung und deinen rechtlichen Problemen beschäftigt. Mit deinen Verpflichtungen, könnte man sagen. Du bist noch sehr jung. Und Mickey ist zwar älter, aber er hängt zu sehr am Rockzipfel seines Vaters. Es war zu viel von dir verlangt.« Yuji machte eine Pause. »Seit du fort bist, sind die internen Kämpfe bei den Balanchines nur noch schlimmer geworden.«
    »Warum?«
    »Wer kann das sagen? Wegen der Wahl des neuen leitenden Staatsanwalts? Wegen der Kampagne der Legalisierungsbewegung? Aus welchem Grund auch immer, die Fußsoldaten von Balanchine Chocolate sind sauer. Was ich damit sagen will, Anya, ist Folgendes: Ich kann nur einschreiten, wenn ich die entsprechende Autorität habe. Wenn ich der Mann von Anya Balanchine wäre, hätte ich diese Autorität.«
    »Was mache ich schon für einen Unterschied, Yuji?«, sagte ich. »Ich bin eine Außenseiterin und dazu jetzt noch auf der Flucht. Für mich interessiert sich niemand.«
    »Das stimmt nicht. Du weißt sehr gut, dass das nicht stimmt. Du bist immer noch die Erbin von Balanchine Chocolate. Und weil du so berühmt bist, haben die Leute dein Gesicht vor sich, wenn sie an die Firma denken.« Er nahm meine Hand, aber ich entzog sie ihm.
    Jedes nette Wort, das er je zu mir gesagt hatte, alles, was er für mich getan hatte, stellte ich nun in Frage. Ich befürchtete, dass ich lediglich für seine Zwecke herangezüchtet worden war, dass es von vornherein sein Plan gewesen war, mich zu benutzen, um Balanchine Chocolate unter seine Kontrolle zu bringen.
    Und dennoch …
    Ich konnte nicht leugnen, dass ich in Yujis Schuld stand. Er hatte meinem Bruder geholfen, als ich ihn außer Landes schaffen musste, und für mich hatte Yuji dasselbe getan. Wie viel war das wert? Oder besser: Wie viel war ich ihm schuldig?
    »Yuji«, sagte ich, »was ist, wenn ich mich weigere?«
    Er stützte das Kinn in seine Hand. »Es wäre mir lieber, wenn du das nicht tätest.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Nein, Anya. Ich … vielleicht bin ich das alles falsch angegangen. Ich hätte als Erstes sagen sollen, wie sehr ich dich bewundere und wie viel ich in

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