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Edelherb: Roman (German Edition)

Edelherb: Roman (German Edition)

Titel: Edelherb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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Wheeler, und Win Delacroix ist ein Dummkopf.«
    Er war absolut widerlich. »Danke«, sagte ich.
    In der Schlafzimmertür drehte Gable sich noch einmal um. »Sag mal, hast du vielleicht etwas Schokolade da?«
    »Kaum zu fassen, dass du mich danach fragst!«
    »Wieso? Ich hab schon seit Monaten keine mehr gegessen«, gab er zurück. »Außerdem bin ich nicht von Schokolade krank geworden, sondern vom Fretoxin. Du solltest besser als alle anderen wissen, dass an Schokolade selbst nichts falsch ist.«
    Ich erwiderte, es sei zu spät für mich, ich wüsste gar nichts mehr genau. »Soll ich dir ins Wohnzimmer helfen, oder schaffst du das allein?«
    »Ist netter, wenn du mitkommst«, gab er zurück.
    »Nicht für mich.« Ich schloss meine Zimmertür, machte das Licht aus und stieg ins Bett. Obwohl es stickig im Raum war, zog ich mir die Decke über den Kopf.
    Ich malte mir ein nettes kleines Szenario aus, in dem Win nur mit Alison Wheeler zusammen war, damit sein Vater nicht merkte, dass er sich mit mir traf. Das einzige Problem an dieser Theorie war, dass Win sich eben
nicht
mit mir traf. Wie gesagt, er hatte mich seit über einem Monat weder gesehen noch kontaktiert. Die logische Schlussfolgerung daraus war, dass Win tatsächlich mit Alison Wheeler ging.
    Doch vielleicht war das auch am besten so. Wenn ich noch mit Win zusammen wäre, würde ich Natty und Leo gefährden. So war es doch einfacher, oder? Der Plan von Charles Delacroix und mir hatte Erfolg gehabt. Der kleine Zwischenfall im Sommer war eine Ausnahme gewesen. Vielleicht war Wins Besuch in Wirklichkeit ein Abschied gewesen.
    Also gut. Jeder machte für sich allein weiter. Niemand war verletzt worden, jedenfalls nicht zu sehr. Ich hatte meine Zeit abgesessen. Ich war eine freie Frau. Und Win war ja wohl ein freier Mann.
    Wenn Nana doch nur hier wäre! Sie hätte mir gesagt, ich solle meine neue Freiheit genießen. Vielleicht hätte sie auch gesagt, ich solle mir einen Riegel Schokolade gönnen.
     
    Am Morgen erwachte ich von Gelächter. Ich zog meinen Hausmantel über und ging ins Wohnzimmer, weil ich dachte, Scarlet sei früh gekommen, um ihren Freund nach Hause zu bringen, wofür ich ihr unendlich dankbar war. Ich konnte es kaum erwarten, meinen Gast endlich los zu sein.
    Gable hockte auf der Couch. Er gestikulierte mit der versilberten Hand und sagte: »Warte, warte, du lachst ja schon, bevor ich überhaupt an der guten Stelle bin.«
    Ich schaute auf den bordeauxroten Sessel. Da saß eine junge Frau, doch es war nicht Scarlet.
    »Annie!« Natty stand auf und nahm mich in die Arme. Mit Schuhen war sie ein wenig größer als ich, und das verwirrte mich. »Eigentlich wollte ich dir die kalte Schulter zeigen, Annie, aber das schaffe ich nicht. Warum hast du mich angelogen mit dem Sommerkurs in Tatortarbeit?«
    »Ich wollte einfach nur, dass du deinen Spaß hast«, erklärte ich ihr.
    »Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich kann mit so was umgehen, hörst du?«, teilte Natty mir mit.
    »Allerdings«, sagte Gable, »sie ist wirklich kein kleines Kind mehr.«
    Ich sagte ihm, er solle den Mund halten. »Sie ist erst dreizehn. Und du hast eine Freundin.« Dennoch hatte Gable recht. Die Veränderungen an meiner Schwester waren nicht zu übersehen. Ich hielt sie eine Armeslänge auf Abstand, um sie ausgiebig mustern zu können. Im Verlauf des Sommers musste Natty etwa zehn Zentimeter gewachsen sein, ihr Rock war inzwischen zu kurz. Ihre früher so spindeldürren Beine hatten erkennbar Form angenommen. Natty hatte Brüste und Hüften und einen Pickel am Kinn. Sie war erst dreizehn, sah aber ungefähr doppelt so alt aus. Mir gefiel nicht, wie Gable sie betrachtete. Ich überlegte, ob ich ihm mit der Lampe eins überziehen sollte.
    In dem Moment traf Scarlet ein. »Dein Haar sieht schon viel besser aus«, sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Guten Morgen, Natty, mein Schatz! Sieht sie nicht erwachsen aus, Anya?«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich.
    »Und das ist auch gut so, da sie zwei Schuljahre übersprungen hat«, fuhr Scarlet fort.
    »Moment mal, was höre ich da?«, fragte ich.
    »Ich bin gerade erst nach Hause gekommen«, erklärte Natty. »Anya weiß es noch nicht.«
    Scarlet nickte. »Komm, Gable! Der Aufzug funktioniert wieder. Wir gehen besser, bevor du hier noch eine Nacht festsitzt.« Scarlet sah mich an. »Ich hoffe, er hat sich anständig benommen.«
    »Sag bloß die Wahrheit, Anya!«, mahnte Gable.
    Ich sagte Scarlet, er habe sich genau so

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