Eden
antwortete Davon.
Ein oder zwei Umstehende grinsten, aber die meisten reagierten mit Unbehagen.
»Jetzt willst du sie plötzlich füttern?«, fragte Panas ironisch.
»Ich sage euch, was wir tun werden.« Buddy sah Siobhan McAllister an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht. »Zwei oder drei von euch nehmen ihn und tragen ihn nach hinten. Wir werden ihn verbrennen wie jeden anderen auch. So viel Respekt hat er verdient.«
35
»Wie kommen wir da rüber?«, fragte Harris, als er und Buddy die schummrige Skyline Manhattans am anderen Ufer des East Rivers betrachteten. Ganze Häuserblocks waren dunkel.
»Schwimmen werden wir jedenfalls nicht«, erklärte Buddy und sah sich um. »So viel steht fest.«
Der Mond spielte hinter dräuenden Regenwolken Verstecken.
Die Straßen in Queens waren ziemlich ruhig gewesen. Gelegentlich waren sie an einem anderen Wagen vorbeigekommen, in dem eine verzweifelt wirkende Familie saß und nach einem Ausweg suchte, einer Zuflucht. Den wenigen wankenden, schlurfenden Fußgängern, die die Hände nach ihrem Wagen ausstreckten und auf sie zukamen, waren sie ausgewichen.
Manhattan, Staten Island, selbst Brooklyn und Queens waren Inseln oder Teile von Inseln. Die New Yorker Bezirke waren durch Brücken miteinander verbunden, aber die Brücken waren gesperrt, und die Soldaten, die sie bewachten, schossen erst und stellten dann Fragen.
Nur die Bronx hatte eine direkte Anbindung zum Rest der Landmasse des Bundesstaats New York. Harris war klar, dass er trotzdem Glück gehabt hatte, es ein paar Tage zuvor aus der Bronx hierher nach Queens geschafft zu haben. Daran, dass er auf dem Rückweg ebenso viel Glück haben würde, hatte er ernste Zweifel, und er fragte sich, was er tun wollte, wenn er Raquel gefunden hatte. Wohin sollten sie gehen? Wohin konnten sie gehen? Er hatte nichts über eine Sperrung der Schnellstraßen gehört, die weiter ostwärts nach Long Island führten, also blieb das als eine Möglichkeit. Vielleicht.
Raquel. Harris blickte über den Fluss nach Manhattan. Er und Buddy standen in einem Hinterhof. Aus dieser Entfernung und bei Nacht war von der City nicht viel zu sehen. Nur die Wolkenkratzer. Die Lichter der Fahrzeuge, die sich zwischen ihnen bewegten, wirkten von hier winzig wie Ameisen.
Die Schüsse und Explosionen waren leise, aber hörbar. Die Häuserschluchten Manhattans wirkten wie Echokammern. Das Rattern eines unablässig feuernden Maschinengewehrs hallte gedämpft über den Fluss. Gelegentlich drang ein dumpfer Knall an ihre Ohren, wenn eine Granate detonierte. Sehen konnten weder Harris noch Buddy irgendeine Explosion. Alles, die ganze Innenstadt, die Häuser, die Wolkenkratzer, das Empire State Building, das Chrysler Building, alles stand noch da, wo es hingehörte. So wie eh und je.
»Wie schwer kann es sein, da rüberzukommen?«, fragte Buddy.
»Ich werde es schaffen«, antwortete Harris. »So oder so. Beantwortet das deine Frage?«
»Siehst du das?«
Harris folgte mit seinem Blick Buddys Finger hinaus aufs Wasser. Erst sah er gar nichts, aber dann, allmählich schälten sich Umrisse aus der Dunkelheit. Nicht weit vom Ufer lag ein Boot. Allem Anschein nach ankerte es, denn es bewegte sich nicht.
»Gehen wir«, sagte Buddy. Er warf sich die Satteltaschen über die Schulter und packte die abgesägte Schrotflinte am Lauf. Dann ging er am Bretterzaun entlang und suchte nach einer Öffnung.
Eine Viertelstunde später waren sie an der Uferböschung hinab zum Fluss. Sie hatten sich einen Weg durch die Lücken zwischen verfallenen, menschenleeren Fabrikhallen gesucht. Unterwegs waren sie niemandem begegnet. Trotzdem war Harris nervös, als wäre es nur eine Frage der Zeit. Zur Beruhigung griff er nach unten an den kalten Stahl seines Colt.357.
Das Boot war jetzt näher und deutlicher zu erkennen. Es erinnerte Harris an das Fischerboot, das sein Großvater gehabt hatte, als er noch ein kleiner Junge war. Nicht allzu groß, gerade genug Platz für zwei oder drei Mann in der Kajüte.
»Siehst du jemand an Bord?«, fragte Harris. Es war noch dunkel, und an Deck zumindest sah er niemanden.
Buddy suchte das Boot mit dem Fernglas ab und entdeckte auch nichts.
Das Fernglas hatte er aus den Satteltaschen geholt. Harris fragte sich, ob es irgendetwas gab, was der Hüne nicht in seinen Taschen hatte. Das Ganze erinnerte ihn an Mary Poppins, wie sie bei der Ankunft bei Familie Banks eine ganze Wohnungseinrichtung aus ihrer Reisetasche zog.
»Ich weiß nicht,
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