Eden

Sal aus. »Mach mich los, Harris! Wenn das Markowski ist, bringt er mich gleich nach dir um!«
    Harris hatte das M-16 angelegt und zielte über Kimme und Korn.
    Der Mann kam um die Ecke. »Muck a lucka high …«
    »Mucka hiney ho«, komplettierte Harris das Zitat aus PeeWee’s-Playhouse . Er hob die Taschenlampe und leuchtete seinen Kumpel an.
    Dann holte er tief Luft und senkte das M-16. Es dauerte eine Weile, bis seine Atmung sich beruhigt hatte.
    Buddy kam herüber und schleuderte etwas durch die Dunkelheit. Es landete vor Berts Turnschuhen.
    »Zum Teufel …«
    Harris richtete die Taschenlampe auf Markowskis abgetrennten Kopf. Die Augen kullerten in ihren Höhlen.
    Ralph drehte sich zur Seite und kotzte.
    Harris war ziemlich sprachlos. Das Einzige, was ihm einfiel, war: »Du hast’s drauf.«
    » Du hast’s drauf«, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück, begleitet von einem kurzen Lachen. Man hörte ihm nicht an, dass er gerade jemandem den Kopf abgeschnitten hatte.
    »Was jetzt?«, fragte Harris, als Buddy seine Ausrüstung aufhob.
    »Wir machen die Kerle an ein paar Rohren fest, nehmen ihre Sachen mit und holen uns Graham.«
    »Ihr könnt uns nicht einfach hier zurücklassen!«, protestierte Bert augenblicklich.
    »Halt’s Maul, du Idiot!«, herrschte Sal ihn an. »Sei froh, dass sie uns nicht umbringen. Wenn wir zu viel Lärm machen, sind wir erledigt. Du kommst doch zurück, Buddy?«
    Der sah ihn an und nickte.
     
    Unter Eden angekommen, hob Buddy mit einem Grunzen den Kanaldeckel an und schob ihn zur Seite.
    Es war Mittag, und die meisten Einwohner Edens waren auf der Straße. Der Anblick der beiden Männer löste einige verwunderte Blicke aus. Verständlicherweise fragten sich die Leute, was los war.
    Bobby Evers sah Harris an. Harris nickte, Evers nickte zurück.
    Graham kam zu ihnen herüber. Er machte ein ungläubiges Gesicht. Buddy rief seinen Namen.
    »Was soll das, Buddy? Wo sind die anderen?«
    Harris betrachtete wachsam die allmählich zusammenströmende Menge. Er hielt das M-16 mit beiden Händen, die Mündung knapp unter Hüfthöhe, bereit, es jederzeit in Anschlag zu bringen. Er war sich nicht völlig sicher, wie sich die Lage entwickeln würde, und unter den Umstehenden waren einige, die er lieber im Auge behielt.
    »Ich habe gesagt, was soll …« Graham näherte sich Buddy, und der rammte ihm blitzschnell die Stiefelspitze in den Unterleib. Grahams Gesicht lief dunkelrot an. Er klappte vornüber und kotzte auf die Straße. Buddy packte ihn bei den Ohren und hieb Grahams Kopf auf sein hochzuckendes Knie. Graham brach auf der Straße zusammen. Sein Hemd war nach oben gerutscht und gab seinen schwabbelnden Bauch frei.
    »Tag, Bear«, begrüßte Harris den riesigen Biker.
    »Tag, Harris«, antwortete der Kahlkopf. »Ich geh mal da rüber und kümmer mich um meine Angelegenheiten, wenn’s recht ist.«
    »Hab nichts dagegen«, erwiderte Harris erleichtert.
    Buddy knallte Graham den Griff seiner kurzläufigen.38er ins Gesicht, dann hievte er den Fettwanst hoch und setzte ihm den Revolverlauf auf die blutige Stirn. »Von jetzt an wird sich hier einiges ändern«, verkündete er der versammelten Menge. »Es wird keinen fetten Mann mehr geben, der euch vorschreibt, wie ihr zu leben habt.«
    Graham spuckte Blut und ein paar ausgeschlagene Zähne und krächzte: »Hört nicht auf ihn. Wer soll euch beschützen?«
    »Harris, wo ist Sal?«, fragte Camille.
    »Es geht ihm gut, Camille.«
    »Wir werden uns von jetzt an selbst beschützen«, rief Buddy. »Wir werden gemeinsam die anstehenden Entscheidungen treffen. Nicht mehr ein Einzelner für alle anderen. Gemeinsam, das heißt wir alle.«
    »Demokratie«, stellte jemand in der Menge fest.
    »Verdammt richtig«, bestätigte Buddy.
    »Die sind nicht bei Sinnen«, spuckte Graham, aus dessen Mundwinkel ein dünner Blutfaden auf den Asphalt floss. »Sie können euch nicht beschützen.«
    »Der typische Schulhofschläger«, stellte Harris fest. »Hast du Eden auf die Weise regiert, Graham? Indem du diesen Leuten weisgemacht hast, sie bräuchten ausgerechnet deinen fetten Arsch als Schutz? Warum erzählst du ihnen nicht, dass du uns rüber nach Jericho geschickt hast, damit wir es übernehmen und jeden umbringen, der sich widersetzt?«
    »Was wisst ihr zwei denn schon«, winselte Graham. »Ihr seid gerade erst angekommen. Zur Hölle mit Jericho und zur Hölle mit euch beiden.«
    »Ich brauche keine Monate oder Jahre, um eine verdammte Tyrannei zu