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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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sind wir sicher. Ich bin schon lange hier oben.«
    Buddy und Harris holten sich Decken vom anderen Ende des Daches und breiteten sie vor dem Grill aus.
    Harris zog Hemd und Jeans aus, faltete sie zusammen und legte sie sich als Kissenersatz unter den Kopf. Er hätte frische Sachen und eine Dusche gebrauchen können. Dom hatte Strom, und Harris fragte sich, ob der Saft für eine Waschmaschine reichte. Allerdings gab es sicher kein fließendes Wasser mehr. Außerdem stand die Waschmaschine vermutlich unten im Keller, bei der Kreatur, die einmal Doms Ehefrau gewesen war.
    Er konnte nicht schlafen. In der Ferne jammerten die Zombies. Sie waren nirgendwo in der Nähe, aber immer noch nahe genug, um sie zu hören. Sie klangen abwechselnd wütend und verzweifelt. Harris dachte darüber nach und entschied, dass tot sein echt beschissen sein musste.
    Dom saß im Dunkeln auf seinem Klappstuhl, ein regloser dunkler Klotz vor dem Nachthimmel. Das Einzige, was ihn verriet, war die Glut seiner Zigarette.
    Eine Straße weiter gellte ein Autoalarm auf und schrillte drei Minuten lang. Als er endlich verstummte, dauerte es nicht lange. Dann heulte er wieder auf.
    Harris schaute hinüber zu Buddy. Der war fest eingeschlafen und bekam von dem ganzen Krawall nichts mit.
    Wieder schrillte der Alarm. Harris sah vor sich, wie ein Untoter neben dem Fahrzeug stand und dem Wagen jedes Mal mit der Hand einen Schlag versetzte, der den Alarm auslöste. Immer und immer wieder.
    Er stand auf, zog die Jeans an und ging hinüber zu Dom. Der schlief auch nicht, sondern rauchte eine frische Marlboro. Die Asche schnippte er in eine leere Bierdose. Er hörte sich die Beach Boys an, so leise, dass nur er es wahrnahm.
    »Kannst du nicht schlafen?«
    »Sie machen Krach.«
    »Wenn du willst, kannst du runtergehen und dich in ein Bett legen. Ich hab zwei Schlafzimmer unten.«
    »Nein, geht schon in Ordnung.« Harris fand sich mit einer weiteren schlaflosen Nacht ab. Er hatte kein Interesse, auch nur einen Zoll näher an Lenore zu sein, beziehungsweise an dem Ding da unten im Keller.
    »Unten im Medizinschränkchen vom Badezimmer hab ich eine Packung Ohrstöpsel. Die darfst du dir gerne nehmen.«
    Harris dachte nach. Das klang verlockend.
    Dom beschrieb ihm, wo er sie finden konnte, und sagte ihm, er solle sich ruhig alle nehmen. Er brauche sie nicht.
    Harris stieg die Leiter in den Wäscheschrank hinunter und trat hinaus auf den Flur. Er ging am Schlafzimmer vorbei und hinab ins Erdgeschoss. Die Eingangstür, durch die Dom sie ins Haus gelassen hatte, war wieder verriegelt und vernagelt.
    Er drückte auf einen Schalter. Neonlicht flutete das Zimmer. Ich liebe diesen Generator.
    Harris stand in einem großen, offenen Bereich aus Küche und Esszimmer. Ein Panoramafenster hinter dem Esstisch war komplett mit Brettern vernagelt. Genau wie das kleine Fenster über der Spüle. Hier konnte nichts von draußen eindringen.
    Harris sah die offene Tür zum Badezimmer. Eine andere Tür, die wohl nach unten führte, war mit gekreuzten Brettern zugenagelt. Darum herum lag der Inhalt von Doms Werkzeugkiste verstreut.
    Unter der Tür konnte er einen dünnen Lichtstreifen sehen. Das Kellerlicht ist an , wurde ihm klar. Harris tat sein Bestes, die Tür nicht zu beachten, während er ins Badezimmer ging, die Spiegeltüren des Medizinschranks aufklappte und die Ohrstöpsel herausnahm. Die Packung war noch ungeöffnet.
    Was hatte Mutter ihm und James als Kindern immer gesagt, wonach sie suchte, wenn sie ihnen mit Wattestäbchen die Ohren säuberte? Erbsen und Möhren.
    Er schloss das Medizinschränkchen und betrachtete sich im Spiegel. Was er sah, war erschreckend. Die Stoppeln in seinem Gesicht waren zu einem echten Bart gewuchert und juckten nicht mehr. Große, dunkle Ringe umschlossen eingesunkene Augen, und sein Haar war stumpf.
    Dann warf Harris einen Blick in den Kühl-/Gefrierschrank in der Küche. Dom hatte ihn ordentlich vollgestopft. Solange der Generator durchhielt, hatte er tatsächlich genug zu essen. Genau wie er gesagt hatte.
    An einer Wand hingen Familienfotos. Harris hätte nicht erklären können, warum er hinüberging und sie sich ansah. Bilder von Dom und seiner Familie. Ein jüngerer, dünnerer Dom im Frack, seine Frau im Hochzeitskleid. Eine hübsche Frau. Dom und Lenore und ein kleines Mädchen, um das Dom den Arm gelegt hatte. Alle drei vor dem Grand Canyon. Dasselbe Mädchen bei der Erstkommunion. Dom mit drei anderen robusten, abgehärtet wirkenden

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