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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Kindheit.«
    »Habt ihr je was vom Afro Man gehört?«, fragte Buddy.
    Die beiden anderen sahen ihn nur an.
    »›Because I Got High‹?«
    Der Titel sagte weder Harris noch Dom etwas.
    »War eine große Nummer bei ein paar der jüngeren Brüder im Knast. Vergesst es.«
    Nach einer Weile meinte Dom: »Ihr seid bestimmt ziemlich müde.«
    Harris hatte Ringe unter den Augen. Buddy nickte.
    »Nehmt euch ein paar Decken. Das Dach hier ist zwar nicht gerade das bequemste Nachtlager der Welt, aber auch nicht das übelste.«
    »Danke, Dom«, sagte Buddy. »Für alles.«
    »Ja«, bestätigte Harris.
    »Hört mal, Freunde, bevor ihr ins Bett geht. Ich muss euch da etwas sagen.«
    »In Ordnung.« Buddy setzte sich dem Mann gegenüber und Harris folgte seinem Beispiel.
    »Meine Frau. Ihr erinnert euch, dass ich sie erwähnt habe? Sie hat es am ersten Tag aus Manhattan rausgeschafft, wisst ihr.«
    Harris beobachtete Buddy aus dem Augenwinkel. Sein Freund saß schweigend da und strahlte Ruhe aus. Sein Blick war ermutigend, munterte ihren Gastgeber zum Weitererzählen auf. Was auch immer als Nächstes kommen würde, Harris wusste , es konnte nichts Gutes sein. Aber er hielt den Mund und ließ Dom erzählen.
    »Ich war so froh, sie zu sehen. Ich meine, Leute … Wir alle haben jemand, der uns viel bedeutet und es nicht geschafft hat …«
    »Lass dir Zeit«, beruhigte Buddy ihn.
    Nach einer Weile seufzte Dom und riss sich zusammen.
    »Sie hat es nach Hause geschafft. Zu Fuß über die 59th Street Bridge, weil keine Busse oder Züge fuhren. Meine Lenore hat es zurück nach Hause geschafft, aber sie war verletzt. Ich schwöre, es war kein schlimmer Biss. Ich hatte gehört, was sie im Fernsehen gesagt hatten.«
    Oh Mann , dachte Harris, plötzlich wieder in höchster Alarmbereitschaft. Seine Blicke suchten das Dach ab. Wo ist seine Frau?
    »Ich habe sie nach unten gebracht. In den Keller. Wir haben ihn schon vor Jahren ausgebaut, zu einem Familienzimmer. Ich habe mich um sie gekümmert, so gut ich konnte. Aber sie wurde immer schwächer. Sie verstand nicht, was mit ihr geschah. Ich konnte es ihr nicht erzählen. Ich hätte nicht gewusst, was ich sagen sollte. Ich hab es nicht über mich gebracht.«
    Was für eine furchtbare, entsetzliche Situation , dachte Harris.
    »Als sie einschlief, es war fast schon ein Koma, wusste ich, dass es zu spät für sie war. Sie atmete kaum noch, und sie hatte sich vollgemacht, aber es war nichts als Blut und … so … habe ich sie da unten im Keller eingesperrt und die Tür vernagelt.
    Sie ist immer noch da unten … wie die Dinger da draußen auf der Straße. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Sie kann nicht raus. Sie ist nicht mehr Lenore. Das weiß ich. Aber ich gehe nicht da hinunter. Ich kann nicht. Da unten im Keller ist ohnehin nichts, was ich brauche.«
    Sie saßen eine ganze Weile schweigend da, blickten einander an, sahen hinaus in die Nacht. Keiner von ihnen hatte das Bedürfnis zu reden.
    Irgendwann sagte Harris: »Dom, meine Frau war auch in Manhattan. Von dort sind Buddy und ich gekommen, die ganze Zeit damit beschäftigt, am Leben zu bleiben. Soweit ich das sagen kann, ist sie immer noch dort.«
    »Eine beschissene Situation, nicht wahr?«, meinte Dom.
    Harris fragte sich, was schlimmer war. Das Schicksal der geliebten Frau zu kennen oder es nicht zu kennen? Lebte Raquel oder war sie tot? Tot oder untot? Von der eigenen Regierung mit Giftgas ermordet? Falls sie tot war, wäre es schlimmer, zu wissen, wo sie war und was aus ihr geworden war?
    »Ja, es ist übel«, bestätigte er nach einigen Minuten des Schweigens. »Übel.«
    »Dom«, meldete sich Buddy und wählte seine Worte sorgfältig. »Dir ist klar, dass es keine Heilung für Lenore gibt, nicht wahr?«
    »Ja, ich weiß. Ich habe es einfach nicht über mich gebracht … Ich weiß, was nötig ist. Ich dachte mir nur, vielleicht könntet ihr Jungs …«
    »Lass uns morgen darüber reden, Dom«, antwortete Buddy mit tröstender Stimme, und Harris konnte sich vorstellen, wie sein älterer Freund im selben Tonfall mit seinen Kindern oder Enkeln redete. Der Gedanke machte ihm klar, wie wenig er eigentlich über seinen Weggefährten wusste.
    »Du hast gesagt, sie ist sicher eingesperrt?«
    » Es kann ganz sicher nicht entkommen«, korrigierte Dom. »Das Ding da unten im Keller ist nicht meine Lenore.«
    Buddy nickte.
    Sie saßen noch ein paar Minuten da, bis Dom plötzlich erklärte: »Ach, Scheiße, Jungs. Geht schlafen. Hier oben

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