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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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glaubte erst, die Schatten auf dem Gang würden seinen müden Augen einen Streich spielen, als sich eine Tür unter Buddys Hand öffnete.
    Buddy hob den Zeigefinger. Harris schlich näher, die Taschenlampe in der einen Hand, den Revolver in der anderen. Er wusste, was als Nächstes kam. Sie mussten die Wohnung durchsuchen, sich vergewissern, dass sie allein waren.
    Buddy ging zuerst hinein, die Schrotflinte an der Schulter. Der Lichtkegel wanderte durch einen kurzen Flur, von dem aus rechts eine Küche mit Essecke abging. Geradeaus ein Wohnzimmer. Er drehte sich zur Küche, schwenkte das Licht von einer Seite zur anderen über Spüle und Schränke, unter den Tisch, um die Stühle. Harris schloss die Tür hinter sich und schob die Kette in die Halterung, drehte den Riegel aber nicht um. Wenn nötig, mussten sie schnell wieder hinauskönnen.
    Das Wohnzimmer war bis auf die Möbel leer: eine Sitzgarnitur, ein Beistelltisch, ein Fernsehschrank. Zwei kurze Flure führten in den Rest der Wohnung.
    Harris deutete auf einen Gang, dann auf sich, um anzuzeigen, dass er ihn überprüfen wollte. Buddy schüttelte den Kopf. Zusammen , formte sein Mund.
    Sie untersuchten zuerst den linken Gang. Ein Badezimmer und ein Schlafzimmer. Keine Personen, weder lebend noch tot. Sie sahen in den Schränken nach, unter dem Bett, überall, wo sich etwas Bösartiges verstecken und ihnen auflauern konnte.
    Der rechte Flur führte zu drei Türen. Ein leerer Abstellraum. Ein großes Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad. Harris zog den Duschvorhang zurück und blickte in die Wanne. Über dem Heißwasserhahn hing ein Waschlappen. Die dritte Tür öffnete sich in ein Büro. Ein Schreibtisch mit Computer, Bücherregale und ein Aktenschrank.
    »Ich hab immer gewusst, dass ich mir eine Eigentumswohnung anschaffen sollte.«
    »Ja«, sagte Harris, »die sind schon ganz nett. Aber dann musst du dich auch an die Hausordnung halten.«
    »Ist das schlimm?«
    »Na ja, nicht unbedingt, aber manche Leute haben möglicherweise ein Problem damit, wenn du zum Beispiel die Schuhe vor der Tür auf dem Flur stehen lassen willst. So etwas.«
    »Hm.« Buddy nickte, und sie kehrten ins Wohnzimmer zurück. Jetzt verriegelte Harris die Wohnungstür vollständig.
    »Hilf mir mal«, bat er Buddy. Gemeinsam stapelten sie ein Sofa aus der Sitzgruppe, den Küchentisch und einen Fernsehsessel vor der Tür.
    Jetzt waren sie in Sicherheit. Einigermaßen zufrieden entspannte Harris sich allmählich. Jetzt wurde ihm bewusst, wie müde er war. Bis auf die Stunden bei den Richardsons hatte er seit Tagen nicht geschlafen. Was ist wohl aus William und seiner Familie geworden? Er war ständig vor den Bestien auf der Flucht gewesen, hatte sich verkrochen wie ein wildes Tier. Sein Gesicht war voller Bartstoppeln und juckte fürchterlich.
    Buddy durchsuchte den Kühlschrank.
    »Guck mal, ob du irgendwo Kerzen findest«, sagte er und holte Tupperwaredosen heraus. Machte sie auf und schnupperte am Inhalt. Er nahm einen großen Karton Orangensaft aus dem Kühlschrank, der noch immer kalt war. Der Strom musste erst vor ein paar Stunden ausgefallen sein. Er trank und bot ihn Harris an, nachdem er seinen Durst gestillt hatte.
    Harris nahm den Karton und trank ebenfalls, ohne ihn abzuwischen.
    »Hier sind Kerzen.« Harris hatte eine Schachtel mit fünfzehn weißen Kerzen gefunden.
    Sie zündeten mehrere davon an, und ihr Licht fiel auf die gerahmten Familienfotos an den Wohnzimmerwänden. Wieder musste Harris an die Richardsons denken, daran, dass ihre Tochter gebissen worden war und er inzwischen wusste, wenn man gebissen wurde, starb man und wurde selbst zum Untoten.
    Buddy lümmelte sich auf der Couch.
    »Manhattan also?«
    Harris war übermüdet und gar nicht in Stimmung, sich zu unterhalten. Aber er hatte das Gefühl, dass er es seinem Begleiter schuldete.
    »Ja, Raquel ist dort. Meine Frau.«
    »Mh-hmm.«
    »Und was ist mit dir? Hast du jemanden?«
    »Hier in der Stadt, nein.« Die Schrotflinte hatte Buddy in Griffweite an ein Kissen gelehnt. »Meine Leute sind schon vor langer Zeit hier weggezogen.«
    »Hast du jemanden verloren?«, fragte Harris und überlegte, ob es keine bessere Art gab, das auszudrücken.
    Buddy überlegte ein paar Sekunden. »Ja, doch. Schätze schon.«
    Harris dachte an Daffy. Ging es dem Hund gut? Er hatte sie im Garten gelassen. Bei schlechtem Wetter konnte sie unter die Veranda kriechen, aber da draußen gab es kein Futter für sie. Sicher war sie hungrig und

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